Charakterisierung von Patienten mit schwerem Asthma in Österreich
Autor:
OA Dr. Andreas Renner
Abteilung für Pulmologie
Medizinische Universität Wien/AKH Wien
E-Mail: andreas.renner@meduniwien.ac.at
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2023 haben wir eine Analyse von 214 Patienten mit schwerem Asthma an österreichischen Zentren aus dem Severe Asthma Registry des German Asthma Net e.V. in Respiratory Medicine veröffentlicht. Die Ergebnisse dieser ersten österreichischen Real-Life-Studie zu schwerem Asthma zeigen zwar eine bessere Asthmakontrolle als internationale Vergleichsdaten, allerdings auch großen Verbesserungbedarf diesbezüglich.
Keypoints
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Analysiert wurden die Daten von 214 österreichischen Patienten im Zeitraum von 2013 bis 2022.
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Weniger als 30% der Patienten zeigten ein positives Ansprechen auf einen Bronchodilatationstest bei Einschluss in das Register.
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Mehr als ein Drittel der Patienten hatten tägliche Symptome, 41% wiesen unkontrolliertes Asthma auf.
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Beinahe ein Viertel der Patienten hatte vor Einschluss in die Studie bereits eine Antikörpertherapie erhalten, knapp ein Viertel nahm orale Glukokortikoide zur Asthmakontrolle ein.
Das Severe Asthma Registry des German Asthma Net e.V. (für diesen Artikel kurz GAN-Register) wurde 2011 gegründet und ist ein prospektives Register mit teilnehmenden Zentren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für die vorliegende Analyse wurden nur Patienten von österreichischen Zentren untersucht.1 Unseres Wissens ist dies die erste multizentrische Real-Life-Studie für Patienten mit schwerem Asthma in Österreich.
Die Daten im Detail
Uns standen Daten von 214 Patienten mit schwerem Asthma aus insgesamt sechs österreichischen Zentren von 2013 bis 2022 zur Verfügung. Nur 2,8% der untersuchten Patienten waren Kinder oder Jugendliche. Das mittlere Alter der Patienten betrug 53,7 Jahre (±15,4), das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen. Bei einem Viertel der Patienten war Asthma bereits vor dem 12. Lebensjahr diagnostiziert worden.Die Hälfte aller untersuchten Patienten waren Ex-Raucher mit einer mittleren Nikotinabusus-Anamnese von 17,8 „pack years“(±14,4).
Symptomatik
Weniger als 30% der Patienten, bei denen ein Bronchodilatationstest bei Einschluss in das GAN-Register durchgeführt wurde, zeigten ein positives Ansprechen gemäß GINA(Global Initiative for Asthma)- Kriterien. Mehr als ein Drittel der Patienten beschrieben tägliche Symptome (Abb.1A), 15% häufiges nächtliches Erwachen durch Asthmasymptome (Abb.1B), mehr als ein Drittel benötigten die Bedarfsmedikation täglich (Abb.1C) und 41% litten gemäß GINA unter unkontrolliertem Asthma (Abb.1D). Vor Einschluss in das Register hatte fast ein Viertel bereitseine monoklonale Antikörpertherapie (meist Omalizumab, gefolgt von Mepolizumab) erhalten. Knapp ein Viertel der Patienten nahm zum Zeitpunkt der Einschlussvisite noch dauerhaft orale Glukokortikoide zur Asthmakontrolle. Osteoporose, welche primär als Komplikation einer oralen Glukokortikoidtherapie beurteilt wurde, konnte bei 17,3% aller eingeschlossenen Patienten festgestellt werden. Fast 20% der Patienten hatten in den zwölf Monaten vor Einschlussvisite an einer pulmonalen Rehabilitation teilgenommen.
Komorbiditäten
Zu den häufigsten Komorbiditäten in der Kohorte zählten:
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allergische Rhinokonjunktivitis(50,5%),
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chronische Rhinosinusitis (40,7%; 27,1% mit Nasenpolypen),
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arterielle Hypertonie (31,8%) und
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gastroösophagealer Reflux (24,3%).
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Eine gleichzeitig bestehende COPD-Diagnose lag bei 14,5% der Patienten vor.
Nikotinabusus
Interessanterweise korrelierte eine Nikotinabusus-Anamnese (in „pack years“) weder mit der Asthmakontrolle noch mit Parametern, welche traditionell oft zur Differenzierung von Asthma und COPD verwendet wurden (Bluteosinophilie, Bronchodilatationstest und FeNO). Dies zeigt, dass einzelne Tests und Messungen nicht in der Lage sind, Asthma und COPD zu differenzieren. Die Diagnose ist primär eine klinische und die oben genannten Parameter sind Hilfestellungen im differenzialdiagnostischen Puzzle.
Typ-2-Inflammation
Weiters gab es keine Unterschiede hinsichtlich der Basischarakteristika (Geschlecht, Alter, BMI, Nikotinabusus-Anamnese), Asthmakontrolle (ACT, ACQ-5), asthmaspezifischer Lebensqualität (AQLQ) und Lungenfunktionstests (FEV1, Tiffeneau-Index, Bronchodilatationstest, DLCO) zwischen Patienten, welche traditionell nach dem Vorhandensein von Typ-2-Inflammation aufgeteilt wurden. Diese war in Anlehnung an die GINA-Leitlinien als ≥150 Eosinophile/μl im peripheren Blut und/oder ein FeNO-Wert von ≥20ppb definiert.
Abb. 1A–D: Ergebnisse der Analyse (modifiziert nach Renner A et al. 2023)1
Diese Ergebnisse stellen das ohnehin schon wackelnde Konzept desPatienten mit „Type-2-low“-Asthmaweiter infrage und stärken das Paradigma, dass es Patienten mit messbarer Typ-2-Inflammation gibt sowie Patienten, bei denen die Typ-2-Inflammation noch nicht erfolgreich gemessen werden konnte (z.B. aufgrund von systemischen Glukokortikoiden, hochdosierten inhalativen Glukokortikoiden, schon vor Messung gestarteter monoklonaler Antikörpertherapie oder auch nicht oft genug versuchter Messung).
Resümee
Diese Daten der ersten österreichischen, multizentrischen Real-Life-Studie zu Patienten mit schwerem Asthmazeigen eine bessere Asthmakontrolle als der internationale Vergleich. Allerdings sind auch in unserer Kohorte zwei Drittel der Patienten entweder nur teilweise kontrolliert oder gar unkontrolliert (Abb.1D). Diese Ergebnisseweisen auf viel Verbesserungsspielraumhin. Analysen von Folgedaten sind unbedingt notwendig, um die Frage beantworten zu können, ob eine verbesserte inhalative Basistherapie sowie eine monoklonale Antikörpertherapie bei geeigneten Patientendie Asthmakontrolle auch in diesem Kollektiv adäquat verbessern können.
Literatur:
1 Renner A et al.: Characterization of Austrian severe asthma patients. Respir Med 2023; 219: 107427
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