Axiale Spondyloarthritis
Autor:
Univ.-Prof. Dr. Erich Mur
Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation
Universitätsklinikum Innsbruck
UMIT, Hall in Tirol
E-Mail: erich.mur@tirol-kliniken.at
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Physikalische Therapiemaßnahmen können gezielt zu einer Reduktion der Beschwerden beitragen. Das Zusammenwirken von pharmakologischen und nichtpharmakologischen Interventionen ermöglicht in vielen Fällen einen günstigen Verlauf der Erkrankung und die Erhaltung einer guten Lebensqualität.
Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) manifestiert sich hauptsächlich in Form einer Spondyloarthritis des Achsenskeletts, kann aber auch mit einer stammnahen Mono- oder Oligoarthritis sowie Enthesitiden einhergehen. In Abhängigkeit davon, ob radiografisch typische Veränderungen nachgewiesen werden können, wird zwischen einer nichtradiografischen axSpA (nraxSpA) und einer radiografischen axSpA (raxSpA, ankylosierende Spondylitis, AS) differenziert.
In nationalen wie auch internationalen Empfehlungen wird zur umfassenden Behandlung von Patienten mit axialer Spondyloarthritis (axSpA) der kombinierte Einsatz von pharmakologischen und nichtpharmakologischen Therapiemaßnahmen empfohlen, wobei innerhalb des Spektrums der physikalischen Behandlungsmöglichkeiten der Bewegungstherapie ein besonders hoher Stellenwert zugeordnet wird. In Abhängigkeit von der dominierenden Symptomatik sollten zusätzlich – individuell angepasst – weitere Behandlungsoptionen aus dem Bereich der Physiotherapie zum Einsatz kommen (Tab. 1). Dabei gilt es, jene Verfahren auszuwählen, mit denen die betroffenen Strukturen am besten erreicht werden können.
Tab. 1.: Physikalische Therapiemaßnahmen bei axialer Spondyloarthritis
Einsatz von physikalischer Therapie bei axSpa
Nach dem Erlernen der Bewegungstherapie unter individuell ausgelegter physiotherapeutischer Anleitung sollten die Übungen unbedingt täglich konsequent im persönlichen Umfeld fortgesetzt werden. Zusätzlich nehmen viele Patienten mit axSpa gerne Angebote der Selbsthilfegruppe Morbus Bechterew für Bewegungstherapie in der Gruppe wahr, die immer auch atemtherapeutische Übungsteile umfassen.
Sportliche Aktivitäten
Bei günstigem Verlauf der Erkrankung sind für Patienten mit axSpa selbstverständlich auch sportliche Aktivitäten gut möglich, wobei es diesbezüglich natürlich sinnvoll ist, auf das Vorliegen der Grunderkrankung Rücksicht zu nehmen. Insbesondere Nordic Walking bzw. Wandern (vorzugsweise auf weichem Untergrund), Radfahren (in passender Position) sowie Schwimmen (vor allem Rückenschwimmen) und Schilanglauf haben sich bei vielen Patienten mit axSpa als günstige Sportarten erwiesen. Bezüglich anderer Sportarten kann eine Adaptierung der Ausführung erforderlich und zielführend sein. Neben günstigen Effekten auf die Grunderkrankung ergeben sich aus der körperlichen Aktivität auch positive Auswirkungen auf die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit, das kardiovaskuläre Risiko sowie die psychische Befindlichkeit des Patienten.
Thermotherapie
Zur Besserung ihrer Beschwerden hinsichtlich der Grunderkrankung nehmen Patienten mit axSpa gerne Maßnahmen aus dem Bereich der Thermotherapie in Anspruch. Je nach Art und Lokalisation der Symptomatik kommen dafür sowohl lokale Wärme- als auch Kälteanwendungen in unterschiedlicher Intensität zum Einsatz. So hat sich bei entzündlicher Aktivierung peripherer Gelenke oder auch an Sehnenansätzen der Einsatz diverser Formen von Kältepackungen gut bewährt. Wärmeanwendungen können natürlich auch als Ganzkörperbehandlung z.B. mit Bädern, Sauna oder Dampfbad erfolgen. Manche Patienten verspüren andererseits eher durch einen Aufenthalt in der Kältekammer eine Linderung ihrer Beschwerden.
Weitere Therapieoptionen und Hilfsmittel
Für lokalisierte Verspannungen der Muskulatur sind Massagebehandlungen eine wirkungsvolle Therapieoption, die gerne mit Wärmetherapie kombiniert wird. Bei speziellen Konstellationen – z.B. Beschwerden im Bereich von Enthesen – kann therapeutischer Ultraschall ebenso wie Elektrotherapie die Beschwerden günstig beeinflussen.
Einzelne der angeführten therapeutischen Maßnahmen können – ggf. nach entsprechender Anleitung – im Sinne eines Self-Managements durchaus auch von den Patienten selbstständig ausgeführt werden.
Für viele Patienten mit axSpa stellen neuerdings auch elektronische Hilfsmittel wie beispielsweise die App „Axia“ eine wichtige Unterstützung hinsichtlich Krankheitsbewältigung und Lebensführung dar. Neben Informationen zum erfolgreichen Umgang mit der Erkrankung werden darin auch Hilfestellungen für nützliche Bewegungsroutinen im Alltag, Ratschläge zur Linderung von akuten Beschwerden sowie eine Anleitung zu Entspannungsübungen vermittelt.
Physikalische Therapieverfahren werden individuell ausgerichtet mit großem Erfolg auch im Rahmen eines stationären Rehabilitationsaufenthalts eingesetzt. Sie werden dabei gerne mit ortsgebundenen Therapiemodalitäten kombiniert – wie z.B. im Gasteinertal mit Einfahrten in den Radon-Heilstollen. Durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Heilfaktoren können – wie die Mehrzahl der Patienten berichtet – vielfach eine mehrmonatige Besserung der Beschwerden und ein verminderter Einsatz von Medikation erreicht werden.
Zusammenfassung
Durch den gezielten Einsatz von physikalischen Therapiemaßnahmen kann viel zu einer Reduktion der Beschwerden durch die Grunderkrankung beigetragen werden. Dabei hat sich ein befundorientiertes Vorgehen auf Basis einer eingehenden klinischen Untersuchung bewährt, weil dadurch am besten eine zielführende Auswahl aus den vielfältigen physikalischen Wirkansätzen und Behandlungsoptionen gewährleistet werden kann.
Durch das Zusammenwirken von pharmakologischen und nichtpharmakologischen Interventionen kann mittlerweile bei einer großenMehrheit der Patienten mit axSpa ein günstiger Verlauf der Erkrankung, verbunden mit einer guten Lebensqualität, erreicht werden. So sind die früher häufig zu beobachtenden typischen krankheitsbedingten Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule mit negativen Effekten auf Körperhaltung und Beweglichkeit sowie Atmung nur mehr selten zu beobachten. Dementsprechend weist die große Mehrzahl der Patienten mit axSpa im Vergleich zu früher mittlerweile eine deutlich höhere funktionelle Kapazität sowie eine verbesserte Leistungsfähigkeit in Beruf und Alltag auf, was auch mit einer Verbesserung der psychischen Befindlichkeit der Patienten einhergeht.
Literatur:
beim Verfasser
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