Das ABCDE-Schema
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Übung macht den Meister
Um das ABCDE-Schema im Notfall richtig einsetzen zu können, muss es regelmäßig trainiert werden. Daher wird eine Patientenbeurteilung nach dem ABCDE-Schema auch im Routinebetrieb und somit bei nicht kritischen Patienten empfohlen. Ist man geübt, so ist man für den Ernstfall bestens gerüstet. Wird bei der Untersuchung ein Problem detektiert, so muss dieses sofort behoben werden. Vorgegangen wird in alphabetischer Reihenfolge. Oft kann die Lösung eines Problems auch nur vorübergehend sein. Darum soll der Zustand des Patienten in regelmäßigen Abständen reevaluiert werden.
Kritisch oder nicht kritisch?
Auch das Erkennen eines kritischen Notfallpatienten muss gelernt sein. Manchmal hat man schon beim Betreten des Notfallortes das richtige Bauchgefühl und manchmal muss man genauer hinsehen, um den kritischen Notfallpatienten richtig einzuschätzen.
Folgende drei Faktoren helfen uns, im Rahmen des „first look“ einen kritischen Patienten bewusst zu identifizieren: Atemfrequenz, Hautfarbe, Bewusstseinslage.
Weicht eines dieser Kriterien vom Normalzustand ab oder lässt es sich nicht zuverlässig erheben, so gilt dieser Patient vorerst als kritisch und es folgt eine Untersuchung nach dem ABCDE-Schema. Wichtig ist auch, dass der kritische Eindruck an das gesamte Team kommuniziert wird.
Merke: Je kritischer der Zustand des Patienten, umso eher ABCDE-Schema!
A – Airway/Atemwege
„Airway“ bezeichnet den Weg, auf dem die Luft in die Lunge kommt. Hat man ein A-Problem, so muss es sofort behoben werden.
Der Atemweg in der Notfallsituation kann in drei Zuständen vorliegen: sicher, gefährdet und (teil-)verlegt.
To-dos bei einem A-Problem:
-
Sicherer Atemweg: keine Maßnahmen
-
Gefährdeter Atemweg: Atemweg freimachen (z.B. Kopf überstrecken, Esmarch-Handgriff)
-
Verlegter Atemweg: z.B. Fremdkörper entfernen, abschwellende Medikation verabreichen, Atemweg sichern
Einen verlegten oder teilverlegten Atemweg zu befreien ist äußerst zeitkritisch und zählt zu den größten Herausforderungen in der Notfallmedizin.
B – Breathing/(Be-)Atmung
„Breathing“ beschreibt den Prozess der Atmung selbst und deren Effektivität. Hier werden vier Qualitäten untersucht: Atemfrequenz, Atemmechanik, Auskultation, Sättigung.
Bei der Beurteilung der Atemmechanik liegt der Fokus auf den Zeichen einer Atemanstrengung, z.B. Einziehungen (jugular oder interkostal), dem Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (Kutschersitz oder Torwart-Stellung) und der respiratorischen Erschöpfung. Auskultation und das Messen der Sauerstoffsättigung können in der Präklinik durch Umgebungsfaktoren wie z.B. Lautstärke und Kälte erschwert sein.
To-dos bei einem B-Problem:
-
Position des Patienten optimieren (z.B. aufsetzen)
-
Sauerstoffgabe
-
Gabe von inhalativen Medikamenten
-
Weitere Atemunterstützung (z.B. durch nichtinvasive oder invasive Verfahren)
C – Circulation/Kreislauf
Anhand des Buchstabens C wird die Kreislaufsituation untersucht. Gemessen werden folgende Parameter: Puls (zentral und peripher), Herzfrequenz, Blutdruck, Rekap-Zeit (Rekapillarisierungszeit [CRT]: Füllungszeit der Kapillaren; nach 5 Sekunden Druck auf den Fingernagel sollte die Durchblutung innerhalb von 2 Sekunden wiederhergestellt sein; eine verlängerte CRT ist ein Zeichen für einen Kreislaufschock) und Vorlastzeichen (gestaute Jugularvenen und tastbare Leber bei Rechtsherzinsuffizienz, Lungenödem bei Linksherzinsuffizienz).
C-Probleme können sehr komplex sein. Für die richtige Entscheidungsfindung wird immer die Zusammenschau aller gemessenen Werte benötigt. Es darf keine frühzeitige Entscheidung anhand eines Parameters wie z.B. Herzfrequenz getroffen werden.
To-dos bei einem C-Problem:
-
Position des Patienten optimieren
-
Einen i.v.Zugang setzen (ggf. Flüssigkeitsgabe)
-
Weitere diagnostische Schritte setzen (z.B. 4-Kanal- oder 12-Kanal-EKG ableiten)
-
Therapie und Medikamentengabe je nach den erhobenen Befunden
-
Frühzeitig an das Herstellen der Defibrillationsbereitschaft denken
Falls die Möglichkeit eines Monitorings nicht besteht, so gilt es, den Patienten klinisch gut zu beobachten und regelmäßig zu reevaluieren.
Nach Abschluss der Untersuchung von ABC empfiehlt es sich, ein „team timeout“ durchzuführen, damit jedes Teammitglied den aktuellen Informationsstand hat.
D – Disability/Defizite (neurologisch)
D geht auf die aktuelle neurologische Situation des Patienten ein. Neben dem Bewusstseinszustand wird die Orientierung des Patienten untersucht und ein grober Neurostatus erhoben.
Folgende Akronyme helfen im Zuge der neurologischen Untersuchung:
-
AVPU
-
GCS
-
FAST-Test
Das AVPU-Schema dient einer raschen Beurteilung des Bewusstseinszustands:
-
A – alert (die Person ist wach)
-
V – verbal (die Person reagiert auf verbale Stimuli)
-
P – pain (die Person reagiert nur auf Schmerzreiz) und
-
U – unresponsive (die Person zeigt keine Reaktion auf Schmerzreiz).
Etwas detaillierter ist die GlasgowComaScale (GCS). Sie dient vor allem zur Begutachtung von Traumapatienten und ist für wenig routinierte Untersucher deutlich komplizierter.
Mithilfe des FAST-Tests werden Hinweise auf Schlaganfallzeichen untersucht:
-
F – face (z.B. hängender Mundwinkel)
-
A – arm (z.B. Schwäche in den Armen)
-
S – speech (z.B. verwaschene Sprache) und
-
T – time (Symptombeginn)
Die Blutzuckermessung und Pupillenbeurteilung sind weitere wichtige Parameter, welche bei D erhoben werden müssen.
E – Exposure/Evaluation/Environment
Schließlich wird bei E der Patient von Kopf bis Fuß untersucht. Außerdem gilt es, den Wärmeerhalt zu beachten und die Körpertemperatur zu messen. Die Patientenumgebung muss genau untersucht werden,sie kann wichtige Hinweise zu Intoxikationen oder dem vorliegenden Verletzungsmustern liefern.
Eine strukturierte Anamneseerhebung kann z.B. mittels des SAMPLE-Schemas durchgeführt werden:
-
S – Symptomatik
-
A – Allergien
-
M – Medikation
-
P – Patientengeschichte (Vorerkrankungen)
-
L – letzte Mahlzeit
-
E – Ereignisse (was hat den Vorfall ausgelöst?)
Unser TIPP: Nehmen Sie eine Checkliste mit! In jeder Notfalltasche sollte ein ABCDE-Schema zu finden sein. Üben Sie das Schema nicht am Notfallpatienten, sondern im Regelbetrieb. Üben Sie zusammen mit Ihrem Team. Das ABCDE-Schema gibt es kostenlos zum Download unter: www.einfachsimulieren.at
Fazit
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit einer kurzen Reise durch das ABCDE-Schema einen Einblick in die strukturierte Untersuchung eines Notfallpatienten geben konnten. Wir wünschen EINFach viel Spaß bei Ihrer Arbeit am Patienten! Bis zum nächsten Einsatz!
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