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Die ÖGPÄRC hat einen neuen Präsidenten

„Ich habe den schönsten Beruf der Welt“

Mit dem diesjährigen Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC) in Salzburg hat Prim. Univ.-Doz. Dr. Rupert Koller, Vorstand der Abteilungen für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie in der Klinik Ottakring und in der Klinik Landstraße der Stadt Wien, die Präsidentschaft der Gesellschaft übernommen.

Über seine Zielsetzungen und Gedanken sprach er mit der Redaktion der JATROS Dermatologie & Plastische Chirurgie.

Welches sind Ihre wichtigsten drei Ziele als Präsident der ÖGPÄRC in den nächsten zwei Jahren?

R. Koller: Die Mitglieder der ÖGPÄRC sind so vielfältig wie das Fach selbst. Die Ordinaria an einer Universitätsklinik hat vordergründig wenig mit dem niedergelassenen Kollegen zu tun, der in erster Linie ästhetische Therapien anbietet, und doch haben sie beide dieselbe Ausbildung durchlaufen und dieselben Prinzipien gelernt, wie man Patient:innen begegnet. Mein Ziel ist es, alle diese Interessen zu vertreten und unter einen Hut zu bringen.

In unserer Gesellschaft herrscht generell eine hohe Kultur der Wissensvermittlung und Erfahrungsweitergabe an die nächste Generation. Wir führen ein eigenes Aus- und Fortbildungsreferat und bieten als Gesellschaft viele Kurse und Seminare an. Dieses hohe Ausbildungsniveau in Zeiten der OP-Reduktionen und der per Gesetz eingeschränkten Arbeitszeiten zu erhalten, wird eine große Herausforderung sein, die ich gerne annehme.

Dann gibt es grundlegende Aufgaben, die für die Mitglieder wichtig sind, so z.B. die Schaffung einzelner Kassenplanstellen für Fachärzt:innen oder die Klärung steuerrechtlicher Fragen. Dabei geht es um eine einheitliche Besteuerung von nicht medizinisch indizierten Behandlungen. Hier hat man derzeit den Eindruck, dass die Finanzämter teilweise sehr individuell und willkürlich vorgehen.

Wie sehr hat die Pandemie die Tätigkeit des Vorstandes erschwert?

R. Koller: Nicht wesentlich, im Gegenteil, wir haben gelernt, die meisten Besprechungen und Vorstandssitzungen virtuell zu gestalten, das hat uns die Arbeit erleichtert.

Die Ausbildung zum plastischen Chirurgen/zur plastischen Chirurgin ist aufgrund der Diversität des Faches sehr umfangreich. Gibt es für jeden Teilbereich der vier Säulen Rekonstruktion, Verbrennung, Ästhetik und plastische Chirurgie genügend Nachwuchs oder ist das Interesse auf gewisse Bereiche fokussiert?

R. Koller: Wir können uns nicht über Nachwuchsprobleme beklagen, das Interesse an einer breiten Ausbildung ist ungebrochen hoch. Bei den Vorstellungsgesprächen betonen alle potenziellen Kandidat:innen, dass sie sich in erster Linie für die Rekonstruktion interessieren, für viele von ihnen ist dann aber der Weg in eine Praxis mit ästhetischem Schwerpunkt doch sehr attraktiv. Ich halte es persönlich für wichtig, einige Jahre als Facharzt an einer Abteilung zu arbeiten, ehe man sich komplett den ästhetischen Eingriffen verschreibt. Wir sind auch in der glücklichen Lage, im Spital eine gute Basis für eine Tätigkeit in der Ästhetik zu legen, da es für viele Eingriffe in der kosmetischen Chirurgie auch Pendants gibt, die von den Krankenkassen und damit im Ausbildungsspital bezahlt werden (Brustkorrekturen, Bauchdeckenplastiken, Facelift bei Fazialisparese, Lidplastiken, usw.).

Hat die rekonstruktive Mammachirurgie nach wie vor große Bedeutung?

R. Koller: Ja, sie hat einen sehr hohen Stellenwert, weil in jedem Brustgesundheitszentrum plastische Chirurgie dabei sein muss. Die Abteilungen, an denen ich arbeite (Klinik Ottakring und Klinik Landstraße), betreuen neben unseren eigenen Zentren noch zusätzlich sieben weitere Spitäler mit rekonstruktiver Brustchirurgie.

Gibt es genügend Ausbildungsstellen?

R. Koller: Wenn es unser Ziel ist, dass in jedem größeren Krankenhaus plastische Chirurgie zumindest als Konsiliarfacharztstelle angeboten wird, haben wir sicher noch Luft nach oben. Andererseits ist es essenziell, dass die jungen Ärzt:innen selbst unter schwierigen Bedingungen eine gute Ausbildung erhalten und genügend lernen. Der Markt für die rein ästhetisch Tätigen in der Niederlassung wird sicher kleiner.

Bemerken Sie – so wie in anderen Fächern auch – eine Abwanderung ins Ausland, z.B. in die Schweiz?

R. Koller: Im Westen Österreichs gibt es vereinzelte Tendenzen der Abwanderung, weil das Lohnniveau in der Schweiz doch höher ist. In Wien ist das kein Problem, da die Kolleg:innen parallel zur Spitalstätigkeit einer Nebenbeschäftigung in einer Privatpraxis nachgehen können. Ich bin ein großer Anhänger dieses Wiener Systems, denn es hält die guten Fachärzt:innen zumindest eine Zeit lang im Spital. Bei manchen läuft dann die Privatpraxis allerdings so gut, dass die Teilzeittätigkeit im Spital zu einem teuren Hobby wird und wir die Kolleg:innen dann doch an die Privatpraxis verlieren. Ein Verbot von Nebentätigkeiten halte ich für den falschen Weg: Da wird zum Beispiel in der Steiermark schon zurückgerudert.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den angrenzenden Fächern Dermatologie, Allgemeinchirurgie, Orthopädie, Neurochirurgie etc.?

R. Koller:In meinen Bereichen sehe ich gar keine Probleme. Ich versuche,auch meinen Mitarbeiter:innen zu vermitteln, dass wir den Servicegedanken für andere Abteilungen hochhalten und uns nicht zu schade sind, wenn wir auch für vermeintlich geringe Probleme z.B. auf die Unfallchirurgie gerufen werden. Wir werden in weiterer Folge auch für richtig große interessantere Fälle gerufen. An manchen Universitätskliniken gibt es offenbar eher Tendenzen der Nachbarfächer, auf den großen Erfahrungsschatz unseres Faches zu verzichten und stattdessen manches Rad neu zu erfinden.Wichtig ist meiner Meinung nach immer, dass die Zusammenarbeit auf dem Level der Fachärzt:innen gut funktioniert.

Was wollen Sie verändern?

R. Koller: Wenn in zwei Jahren möglichst viele Mitglieder der ÖGPÄRC sich in irgendeiner Form in der Arbeit der Gesellschaft engagieren und vermehrt aktiv einbringen, werden sie erkennen, dass der Mitgliedsbeitrag kein sinnlos investiertes Geld war. Darüber würde ich mich freuen. Mein Ziel ist es, vermehrt jüngere Kolleg:innen zur Mitarbeit zu motivieren. Die Vorstandsagenden, Social Media und die Ausbildung sind ideale Betätigungsfelder.

Am Image der plastischen Chirurgie in der Öffentlichkeit müssen wir kontinuierlich arbeiten. Einerseits ist es wichtig, dass die ästhetisch tätigen Kolleg:innen in den Medien sehr präsent sind, wie z.B. in „Ein Leben für die Schönheit“, was ich sehr unterstütze. Andererseits müssen wir vermitteln, dass wir noch sehr viel mehr draufhaben und das Fach unendlich breit und vielfältig ist.

Würden Sie wieder das Fach plastische Chirurgie wählen?

R. Koller: Schauen Sie auf meine Website, da ist zu lesen: „Ich habe den schönsten Beruf der Welt.“

Was möchten Sie den Kolleg:innen noch mit auf den Weg geben?

R. Koller:Plastische Chirurgie ist kein Beruf, es ist eine Lebenseinstellung und eine spezielle Einstellung zum Mitmenschen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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