2. Ortho-Trauma-Kongress in Bad Hofgastein

„Der Bedarf ist zweifellos da“

Dieses Jahr fand zum zweiten Mal der Ortho-Trauma-Kongress in Bad Hofgastein statt. Wir baten einen der beiden Veranstalter, Prim. Univ.-Doz. Dr. Thomas Müllner, zum Rückblick und Ausblick.

Ist in der nationalen Kongresslandschaft überhaupt noch Platz für einen Kongress in mittlerer Größe?

T. Müllner: Ich denke, dass ich diese Frage eindeutig mit Ja beantworten kann. Unserer Erfahrung nach besteht ein großer Bedarf an Fortbildungsveranstaltungen für maximal 150 Teilnehmer, weil aufgrund der angenehmen Größe ein direkter Kontakt mit der Faculty und ein intensiver interaktiver Diskurs sowohl während der Veranstaltung als auch nachher möglich sind. Ein weiteres Anliegen war und ist, auch den gesellschaftlichen Aspekt nicht zu kurz kommen zu lassen. Wir haben aber konsequent den wissenschaftlichen und den gesellschaftlich-sportlichen Teil getrennt. Von Mittwoch bis Freitag gab es durchgehend ein hochkarätiges wissenschaftliches Programm mit namhaften nationalen und internationalen Vortragenden. Die Skischule Gastein übernahm dann am Wochenende für alle Teilnehmer das sportliche Programm, das von Langlaufen über Skitouren bis zum klassischen Skilaufen reichte. Wie bereits im letzten Jahr haben wir wieder Olympiasieger bzw. Weltmeister eingeladen, die uns einen Einblick in ihre Karriere und die schönsten Momente ihrer Erfolge vermittelten.

Was hat Sie bewogen, nach dem Covid-bedingten Kongressstillstand diese Tagung ins Leben zu rufen?

T. Müllner: Nach dem Covid-bedingten Stillstand der Face-to-Face-Meetings haben wir beschlossen, eine interaktive, hochkarätig besetzte, internationale wissenschaftliche Fortbildungsveranstaltung in Bad Hofgastein zu etablieren. Der Entschluss dazu erfolgte sehr spontan im Jänner 2023 und wir haben es dank der Industrie geschafft, den ersten Kongress im April 2023 kurzfristig auszurichten. Die positiven Rückmeldungen, die uns erreichten, haben uns sehr mutig in diese Richtung weitergehen und noch internationaler denken lassen. Mit Bad Hofgastein haben wir einen attraktiven Partner gefunden, der mit dem Ambiente des Kongresszentrums unseren Ansprüchen mehr als gerecht wird. Wir wollten nicht nur eine Fortbildungsveranstaltung für etablierte Oberärzte schaffen, sondern auch junge Ärzte und Studenten miteinbinden, um auch ihnen die Möglichkeit und Gelegenheit zu geben, in Hands-on-Workshops nötige Fähigkeiten und Tools zu erlernen bzw. zu praktizieren. Obwohl die eigene Ausbildungszeit schon sehr lange her ist, sind mir die Menschen, die mich diesbezüglich positiv beeinflusst haben, lebhaft in Erinnerung und ich bin ihnen dankbar. Diese Inspiration und Mentorenfunktion wollten wir für die Jugend ebenfalls mit einbringen. Beim „Rookie-Day“ besteht die Möglichkeit, Techniken und Praktiken zu üben, aber auch aus Übersichtsvorträgen von internationalen Experten zu lernen.

Glauben Sie, die nationalen GOTS-Tagungen abzulösen?

T. Müllner: Die nationalen GOTS-Tagungen waren ein Highlight und fixer Bestandteil der österreichischen Fortbildungsstruktur. Wir haben uns natürlich davon inspirieren lassen. Von einer Ablösung möchte ich nicht sprechen.

Die Grundidee unserer Veranstaltung ist es, in einigen wenigen Tagen einen maximalen Überblick über Neuigkeiten und ein Update des Status quo z.B. der Endoprothetik zu bekommen. Wir versuchen aber auch immer wieder, Randbereiche, die nicht so sehr im Fokus der Orthopädie und Traumatologie stehen, jedoch Auswirkungen auf die Versorgungsqualität unserer Patienten haben, z.B. Osteoporose, Thromboseprophylaxe oder auch Patient-Blood-Management, in unser Blickfeld zu rücken und auch hierzu Experten zu Vorträgen einzuladen.

Welche Inhalte sind für 2025 geplant?

T. Müllner: Der Themenbereich Knie und Hüfte, sei es traumatologisch oder orthopädisch, wird das Grundgerüst des Kongresses ausmachen. Wir sind aber bestrebt, auch auf andere Themenbereiche den Fokus zu legen. Für 2025 ist eine Sitzung über Schulter und Ellbogen geplant. Weiters wird voraussichtlich aufgrund der Aktualität der Europameisterschaft auch dem Fußball ein Schwerpunkt gewidmet sein. Zusätzlich in Planung sind Workshops in Kooperation mit der Industrie über Zementiertechniken, Navigation und Robotics, die Verwendung von Spendergeweben und noch vieles mehr.

Ist die Tagung auch vom ökonomischen Aspekt ein Erfolg?

T. Müllner: Ohne die Mithilfe der Industrie ist eine solche Tagung allein mit den Teilnahmegebühren ökonomisch nicht durchführbar. Wir sind retrospektiv sehr glücklich, dass im Wesentlichen alle großen, aber auch viele kleinere Steakholder in der medizintechnischen Landschaft in Österreich dazu beitragen, dass wir einen hervorragenden Kongress für unsere Teilnehmer organisieren können. Aus meiner Sicht ist der Bedarf da. Das zeigen uns die positiven Rückmeldungen sowohl von Teilnehmern als auch von Vertretern der Industrie.

Back to top