Jahrestagung der ÖGGH 2024
Bericht:
Dr. Katrin Spiesberger
Vom 12. bis 15. Juni 2024 fanden sich Österreichs gastroenterologisch bzw. hepatologisch Interessierte im Congress Salzburg ein, um der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) bzw. den damit assoziierten Veranstaltungen beizuwohnen und sich fortzubilden und auszutauschen.
Die Versammlung der österreichischen Gastroenterolog:innen und Hepatolog:innen fand heuer bereits zum 57. Mal statt. Der eigentlichen Jahrestagung bzw. dem Fortbildungskurs voran ging auch in diesem Jahr das nun schon zweite „Pre“-Symposium der young ÖGGH. Am 12. Juni 2024 trafen sich junge Kolleg:innen in Ausbildung und widmeten sich am Vormittag im Rahmen von Hands-on-Workshops der Vertiefung von praktischen Inhalten, während am Nachmittag interaktive fallbasierte Vorträge von jeweils einer erfahrenen Ärztin bzw. einem erfahrenen Arzt gemeinsam mit einer jungen Kollegin bzw. einem jungen Kollegen diskutiert wurden (Abb. 1). Diese sehr gut besuchte Vorveranstaltung fand ihren Höhepunkt in der Präsentation der young-ÖGGH-Umfrage, die auch in der Stunde der Gesellschaft thematisiert wurde.
Abb. 1: Priv.-Doz. Dr. Patrizia Constantini-Kump und Dr. Samy Mady bei ihrem gemeinsamen Vortrag im Rahmen des „Pre“-Symposiums der young ÖGGH
Der folgende Donnerstag stand ganz im Zeichen des 34. ÖGGH-Fortbildungskurses. In exzellent besetzten Diskussionsrunden wurden auch hier anhand von Fallbeispielen die unterschiedlichsten Krankheitsbilder erörtert und mit State-of-the-Art-Vorträgen abgerundet. Heuer spannte sich der thematische Bogen von chronischer Dyspepsie, Cholezystitis bei Cholelithiasis über den akuten Schub bei Morbus Crohn ( mehr dazu hier ) bzw. Colitis ulcerosa ( nachzulesen hier ) bis hin zu Hepatitis-B-Reaktivierung (Abb. 2) sowie ALD-Zirrhose (mehr Referate lesen Sie in der nächsten Ausgabe von JATROS Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie).
Abb. 2: Eine renommierte Diskussionsrunde beim Fortbildungskurs
Am Freitag, dem 14. Juni, startete dann die eigentliche Jahrestagung, die in sechs Sitzungen alle relevanten gastroenterologischen bzw. hepatologischen Entitäten abdeckte. Neben den klinischen Inhalten hob Kongresspräsident Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert, Graz, der heuer von den Kongresssekretär:innen OÄ Dr. Stephanie Hametner-Schreil, Linz, Univ.-Prof. Dr. Clemens Dejaco, Wien, Ap. Prof. Priv.-Doz. DDr. Matthias Mandorfer, Wien, und OA Priv.-Doz. Dr. Bernhard Wernly, Salzburg, unterstützt wurde, die erste Session am Samstagmorgen hervor, in der wichtige politische Themen besprochen wurden. Zum einen wurde die Ausbildungsqualität erörtert, der Schwerpunkt lag jedoch in der Vorsorge. Dazu war auch Landesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl, seines Zeichens selbst Gastroenterologe, eingeladen, der über die politische Umsetzung eines Vorsorgeprogramms für das kolorektale Karzinom sprach.
Stunde der Gesellschaft
Nachdem Univ.-Prof. Dr. Gabriele Moser, Wien, die ÖGGH-Ehrenmitgliedschaft erhalten hatte, trug Univ.-Prof. Dr. Heinz Strohmer, Wien, über die digitale Transformation in der Gastroenterologie und Hepatologie vor. Er erlaubte damit einen Einblick in die digitalen Fortschritte bzw. öffnete auch die Augen für die massiven Datensauger, die viele von uns füttern, ohne es vielleicht zu wissen – Stichwort Wearables wie z.B. die Apple Watch. Auch stellte er die Frage in den Raum, ob denn unsere Smartphones mittlerweile nicht als Lebewesen zu klassifizieren seien. Sie betreiben Energie- und Informationsaustausch mit der Umgebung, Updates sind nichts anderes als Wachstum und Weiterentwicklung, die Voraussetzung „Reproduktion“ wäre durch die Übertragung von Information an eine nächste Generation erfüllt und sie reagieren auf Reize aus der Umwelt. Außerdem stellte er kurios anmutende Techniken vor, wie z.B. den Toilettensitz, der über Sensoren personalisiert die eigenen Fäces analysieren kann.
Wie eingangs erwähnt, wurde im Rahmen der Stunde der Gesellschaft auch die Umfrage der young ÖGGH zur Ausbildungsqualität präsentiert, deren Ergebnisse viele staunen ließ. Warum dies so war, lesen Sie online hier .
Preise für Jungforscher:innen
Weiter ging es mit der Verleihung der Preise. Der Wissenschaftspreis der ÖGGH ging heuer an Dr. Matthias Egger, Graz, für seine Arbeit über die Pilzbesiedlung im Darm und deren Messung via 1,3-β-D-Glucan im Serum von Patient:innen mit Leberzirrhose. Mit der Dr.-Falk-Förderung für Jungwissenschaftler:innen wurde Priv.-Doz. Dr. Philipp Schreiner, Wien, geehrt, der die Interaktion der eosinophilen Ösophagitis mit anderen Typ-2-Erkrankungen untersuchte. Der Wewalka-Gedächtnispreis ging an DDr. Mathias Jachs, Wien, der den prognostischen Wert hinsichtlich einer klinisch signifikanten portalen Hypertension (CSPH) zwischen nichtinvasiven Tests und dem hepatischen Venendruckgradienten verglich. Seine Arbeit, die im Journal of Hepatology veröffentlicht wurde, zeigte, dass beide Methoden eine vergleichbare prognostische Genauigkeit liefern. Dr. Georg Semmler und Dr. Lukas Hartl, Wien, konnten den Dr.-Falk-Preis für ihre Arbeit, die in Hepatology veröffentlicht wurde, mit nach Hause nehmen. Dabei ging es um einfache Bluttests, die eine kompensierte fortgeschrittene chronische Lebererkrankung diagnostizieren und das Risiko für eine CSPH stratifizieren können. Die beiden zeigten, dass diese laborbasierte Diagnosemöglichkeit prognostisch und auch hinsichtlich der diagnostischen Genauigkeit mit der Lebersteifigkeitsmessung vergleichbar ist und auch in der Primärversorgung einfach durchgeführt werden kann.
Anschließend wurden die eingereichten Publikationen prämiert. Insgesamt wurden 84 Abstracts angenommen und von 11 Expert:innen begutachtet. Erstmalig wurde 2024 die beste Abschlussarbeit prämiert: Dr. Felix Haller, Wien, konnte die Gutachter:innen mit seiner Forschung über die Rolle von NRF2 beim Lynch-Syndrom überzeugen. Demnach führt im Mausmodell des Lynch-Syndroms die NRF2-Deletion zu einer reduzierten Tumorinzidenz sowie erhöhter bakterieller Diversität. Dr. Katharina Pomej, Wien, wurde mit dem Best Young ÖGGH Abstract geehrt. Sie präsentierte eine Interimsanalyse der FAB-HCC-Pilotstudie, in der die fäkale Mikrobiomtransplantation in Kombination mit Atezolizumab und Bevacizumab bei HCC-Patient:innen getestet wurde, die zuvor auf die Immuntherapie nicht oder unzureichend angesprochen haben. Die eingeschlossenen Patient:innen tolerierten das Behandlungsschema gut und 83% erreichten dadurch eine Krankheitskontrolle.
Abb. 3: Kongresspräsident Univ.-Prof. Dr. Fickert und -sekretärin OÄ Dr. Hametner-Schreil
Dr. Sebastian Bernhofer, St. Pölten, gewann den Posterpreis Endoskopie, Dr. Almina Jukic, Innsbruck, den Gastroenterologie- und Hepatologie-Posterpreis. Der „Beste Vortrag“ ging in doppelter Ausführung an DDr. Bernhard Scheiner, Wien, für seine beiden Vorträge zur Immuntherapie beim HCC. Nach den Ehrungen im Rahmen des Eisai-Young-Investigator-Programms und der Vergabe der Preise zur Förderung von Nachwuchsendoskopiker:innen schloss Kongresspräsident Fickert die Session nicht, ohne sich vorher nochmals bei Hametner-Schreil für ihre Unterstützung zu bedanken (Abb. 3).
Im nächsten Jahr wird der amtierende ÖGGH-Präsident, Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer, das Zepter übernehmen und lädt vom 11. bis 14. Juni 2025 zur 58. Jahrestagung & 35. Fortbildungskurs nach Wels.
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