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39. Wiener Intensivmedizinische Tage

Covid-19 und Niere: Was haben wir aus einem Jahr Pandemie gelernt?

Mittlerweile ist weitgehend bekannt, dass sich SARS-CoV-2 nicht nur auf das respiratorische System beschränkt, sondern auch zahlreiche andere Organe befallen kann. Hierzu zählt auch die Niere, die besonders häufig bei kritisch kranken Covid-19-Patienten im Rahmen einer akuten Nierenschädigung betroffen ist. Neben der Erkrankung selbst kommen hierfür auch Nebeneffekte der notwendigen intensivmedizinischen Maßnahmen als auslösende Faktoren infrage.

Seit über einem Jahr befindet sich die Welt fest im Griff einer Pandemie, ausgelöst durch das „severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“ (SARS-CoV-2). Der Name lässt keinen Zweifel am primären Angriffspunkt des Virus. Viele Spekulationen gab es jedoch anfänglich über das Ausmaß, in dem auch andere Organsysteme direkt und indirekt von einer Infektion mit diesem Virus betroffen sein könnten. Den ersten Berichten aus Wuhan zufolge schien SARS-CoV-2 für die Niere kein wesentliches Thema zu sein. Bald folgten jedoch Studien, die wesentlich höhere Inzidenzzahlen für akute Nierenschädigung („acute kidney injury“; AKI) aufzeigten, sodass sich letztendlich eine Streubreite von 1 bis 46% ergab.1 Zudem zeigten sich teils große regionale Unterschiede. In einer Metaanalyse zeigte sich in den USA und Europa eine Inzidenz von 28,6%, während im asiatischen Raum Inzidenzen von 5,5% für hospitalisierte Covid-19-Patienten beobachtet wurden.2 Von noch höheren Inzidenzzahlen darf bei kritisch kranken Covid-19-Patienten ausgegangen werden.3 So fanden Gupta et al. in einer großen multizentrischen Studie eine Inzidenz von 42,8% für die akute Nierenschädigung bei Covid-19-Patienten auf Intensivstationen. In einer Auswertung der Patienten der 1. Covid-19-Welle aus dem Tiroler Covid-19-Intensivmedizin-Register konnten wir eine AKI-Rate von 48,6% beobachten. Eine Nierenersatztherapie („renal replacement therapy“; RRT) wurde in ca. 20% der Fälle benötigt.4 Interessanterweise zeigte sich in der Analyse der 2. Welle, dass die AKI-Rate mit 28% im Verlauf deutlich abnahm (Mayerhöfer T; in submission). Gestützt werden diese Ergebnisse von ähnlichen Beobachtungen aus New York, wo ebenfalls im Verlauf der Pandemie eine abnehmende Rate an AKI beobachtet wurde.5 Auf mögliche Gründe für diese Entwicklung soll im Folgenden noch genauer eingegangen werden. Ungewöhnlich häufig scheint die Covid-19-assoziierte AKI auch bis zum Stadium der Nierenersatztherapiepflicht fortzuschreiten. In der oben erwähnten Studie von Gupta et al. wurde sie mit einer Häufigkeit von ca. 21% bei kritisch kranken Covid-19-Patienten beschrieben.6 Dies ging mit einer hohen Mortalität von 63% einher, wobei von den überlebenden Patienten 34% weiterhin auf eine Dialyse angewiesen waren.

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