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BVdO-Jahrestagung

„Mit dem Thema Osteoporose werden niedergelassene Orthopäd:innen häufig konfrontiert“

Im Interview gibt BVdO-Präsident Priv.-Doz. Dr. Florian Sevelda eine erste Vorschau auf das Programm der diesjährigen Jahrestagung im November 2024 in Wien.

Herr Dr. Sevelda, als Präsident des BVdO haben Sie im wissenschaftlichen Programm der diesjährigen Jahrestagung die Osteoporose zum Thema gemacht. Warum?

F. Sevelda: Wir haben das Thema Osteoporose gewählt, da es ein wichtiges Thema ist, mit dem man als niedergelassene Orthopädin/niedergelassener Orthopäde sehr häufig konfrontiert wird. In die Niederlassung kommen einerseits viele Patient:innen mit verschiedenen Fragestellungen rund um Osteoporose, andererseits entwickeln sich die Therapieoptionen stetig weiter. Zudem ist in diesem Jahr die neue österreichische Leitlinie zur Osteoporose erschienen – viele gute Gründe also, warum dies ein relevantes Thema für niedergelassene Orthopäd:innen ist. Dass großes Interesse an Wissen über Osteoporose besteht zeigt sich auch an den Fortbildungen u.a. der Ärztekammer, die bei diesem Thema meistens sehr gut und multidisziplinär besucht sind.

Sind niedergelassene Orthopäd:innen die erste Anlaufstelle, falls der Verdacht auf Osteoporose besteht?

F. Sevelda: Vieles läuft sicherlich erst einmal bei den Hausärzt:innen ab, vor allem wenn es um die Standardtherapie mit Vitamin D und Kalzium geht. Sobald spezifische Therapien gefragt sind, werden die Patient:innen mit Befunden und Knochendichtemessungen eher zu uns geschickt. Internist:innen und Rheumatolog:innen sind ebenfalls oft involviert, wenn es um Osteoporose geht, das sieht man auch an den Referent:innen bei wissenschaftlichen Fachvorträgen. Auch auf unserer Jahrestagung sprechen z.B. Frau OA Dr. Maya Thun und Assoc. Prof. OA Priv.-Doz. Dr. Roland Kocijan.

Das heißt, man könnte das wissenschaftliche Programm der Tagung als Fortbildung besonders für niedergelassene Orthopäd:innen verstehen, damit diese ihr Wissen in diesem Bereich vertiefen?

F. Sevelda: So ist es. Ich war heuer zum ersten Mal beim Osteoporoseforum am Wolfgangsee eingeladen, in einem Vortrag Osteoporosefälle aus meiner Praxis vorzustellen. Ich habe diese Fälle relativ selbstkritisch präsentiert, so wie ich sie in meinem Praxisalltag erlebt habe. Dabei habe ich auch von zwei, drei operativen Fällen berichtet, bei denen man aus osteologischer Sicht sicher noch etwas hätte besser machen können. Was mich überrascht hat: Ich habe noch nie so viel positives Feedback auf einen Vortrag erhalten! Aus diesem positiven Feedback entstand die Idee, dass die BVdO-Tagung aktuelles Basiswissen und spezielles Wissen über Osteoporose für Orthopäd:innen vermitteln soll, praxisorientiert, mit Fallpräsentationen und Podiumsdiskussionen, bei denen man unter anderem diskutieren kann, was anders hätte laufen können in der Therapie.

Ein praxisnahes Programm also, das sich auch kritisch mit Fallstricken und Red Flags auseinandersetzt?

F. Sevelda: Das ist der Plan. Wir wollen jeweils kurz einleitend erklären, warum das Thema relevant für niedergelassene Orthopäd:innen ist, und auch anhand von Fallbeispielen interdisziplinäre Diskussionen von Problemfällen initiieren.

Auch die Frage „Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine spezifische Therapie?“ wird auf der Tagung diskutiert. Wovon hängt der richtige Zeitpunkt ab?

F. Sevelda: Die Schwierigkeit ist, die Entwicklung der Osteoporose vorherzusagen. Es ist bekannt, wie hoch die Mortalität bei betagten Patient:innen ist, die eine Hüft- oder Schenkelhalsfraktur erleiden. Nach einem Jahr ist ein großes Kollektiv nicht mehr am Leben. Daher muss das erste Ziel sein, eine Fraktur zu vermeiden. Dabei hilft eine Risikokalkulation mit dem FRAX-Score, mithilfe dessen man ein Risikoprofil erstellen kann. Hier fließen unterschiedliche Parameter ein wie Geschlecht, Alter, Rauchen und Kortison und auch die Knochendichte kann einberechnet werden. Anhand dieses Scores kann ermittelt werden, ab welcher Schwelle man mit einer spezifischen Therapie starten sollte.

Sie gehen bei der Tagung auch auf die geriatrischen Patient:innen mit Wirbelkörperfrakturen ein. Ist das ein heikles Thema?

F. Sevelda: Dieses Thema wurde von Prim. Auersperg, dem Präsidenten der ÖGO, vorgeschlagen und dürfte vor allem für Spitalsärzt:innen interessant sein. Geriatrische Patient:innen mit osteoporotischen Frakturen belegen zum Teil über einen längeren Zeitraum Betten in Spitalsabteilungen, sodass andere Patient:innen, die z.B. eine Hüftprothese oder eine orthopädische Operation benötigen, nicht untergebracht werden können. Wir werden bei dieser Session die Frage diskutieren, ob man Patient:innen mit osteoporotischen Frakturen stationär betreuen sollte oder ob man das auch über den niedergelassenen Bereich oder über Schmerzambulanzen laufen lassen kann. Daraus könnte auch eine gesundheitspolitische Diskussion entstehen mit der Frage, wie man die Spitäler entlasten kann.

Generell sind alle Vorträge an diesem Tag praxisorientiert und sollen interaktiv zur Diskussion einladen, sodass jeder Einzelne etwas mitnehmen kann.

Auch gesundheitspolitische Fragen werden auf der Tagung diskutiert. Was bringt die Zukunft für niedergelassene Kassen- und Wahlärzt:innen?

F. Sevelda: Dieses Thema ist interessant, weil es heuer politische Veränderungen gegeben hat. Zum Teil wurde die Ärztekammer entmachtet. Es ist immer wieder im Gespräch, einen Gesamtvertrag zu entwerfen und das System, so wie es jetzt ist, vor allem für Kassenärzt:innen, aber auch für Wahlärzt:innen, ziemlich umzukrempeln und Leistungen zu vereinheitlichen. Das könnte erhebliche Veränderungen für niedergelassene Ärzte mit sich bringen. Man weiß nicht, was alles kommen wird, daher werden wir diese Punkte mit politischen Vertretern aus der Ärztekammer und aus der Fachgruppenvertretung diskutieren, die sicher ein bisschen Licht ins Dunkel bringen können.

BVdO-Jahrestagung

Am Samstag, den 16. November 2024 findet im Haus der Ingenieure in Wien die diesjährige Jahrestagung statt. Das Programm beschäftigt sich mit vielen Fragestellungen rund um das Thema „Osteoporose in der Orthopädie und Traumatologie“. Die Veranstaltung ist mit 6 DFP-Punkten der Österreichischen Ärztekammer approbiert, die wissenschaftliche Leitung hat Priv.-Doz. Dr. Florian Sevelda inne. Neben den wissenschaftlichen Sessions wird es auch einen Round Table zur Standespolitik mit der Frage „Was bringt die Zukunft für niedergelassene Kassen- und Wahlärzt:innen?“ geben.

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