© biopeak GmbH, Schönstraße 10, 81543 München

Arterielle Hypertonie

Neue digitale Möglichkeiten im Bluthochdruckmanagement

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hat durch die Covid-19-Pandemie einen bedeutenden Vorwärtsschub erfahren. Innovative digitale Lösungen bieten insbesondere im Bereich des Bluthochdruckmanagements neue Wege zur Verbesserung der Patientenversorgung und Therapieadhärenz.

Keypoints

  • Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten im Bluthochdruckmanagement, insbesondere durch mobile Anwendungen und Telemedizin.

  • Manschettenlose Blutdruckmessgeräte verbessern den Komfort und die Benutzerfreundlichkeit für Patienten.

  • Ein universeller Validierungsstandard stellt sicher, dass die neue Generation von Geräten weltweit genaue und zuverlässige Messwerte liefert.

  • Die Integration digitaler Gesundheitsinterventionen und Telemedizin kann womöglich die Therapieadhärenz und Patientenversorgung erheblich verbessern.

  • Langfristige Wirksamkeit, Kosteneffizienz und Datenschutz sind zentrale Herausforderungen für die Zukunft digitaler Gesundheitstechnologien.

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine weitverbreitete chronische Erkrankung, die ohne adäquate Behandlung zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen führen kann. Die kontinuierliche Überwachung und das Management des Blutdrucks sind daher entscheidend für die Prävention und Behandlung. Durch die rasanten Fortschritte in der digitalen Gesundheitstechnologie stehen nun neue Werkzeuge und Methoden zur Verfügung, um das Hypertoniemanagement zu optimieren.

Digitale Gesundheitsinterventionen

Die rezente Pandemie hat die Notwendigkeit und den Nutzen von Remote-Lösungen für chronische Erkrankungen deutlich gemacht. Interaktive digitale Interventionen, die Verhaltensunterstützung und Informationsmaterialien zum Selbstmanagement der Hypertonie umfassen, haben sich als besonders wertvoll erwiesen. Mobile Anwendungen ermöglichen es Patienten, ihre Herzfrequenz, Schlafqualität und körperliche Aktivität zu überwachen und sogar den Blutdruck ohne Manschette zu messen. Diese Technologien bieten womöglich eine bequeme und kontinuierliche Überwachung, die weit über die traditionellen „Point-of-care“-Untersuchungen hinausgeht. Ein Beispiel für eine solche Anwendung ist die Blutdruckmessung in Zusammenspiel mit Software, die nicht nur den Blutdruck aufzeichnet, sondern auch detaillierte Berichte erstellt und dem Patienten Feedback gibt, um die Therapieadhärenz zu verbessern.1

Ein weiterer wichtiger Aspekt der digitalen Transformation im Bluthochdruckmanagement ist die Telemedizin. Erfolgreiche Telemedizinprogramme umfassen die Fernüberwachung und Übertragung von Vitalzeichen wie Blutdruck, die Kommunikation über Telefon oder Webseiten mit optionaler Videokonsultation, Unterstützung bei der Einhaltung von Medikamentenregimen und Managementstrategien sowie Aufklärung über Lebensstil und Risikofaktoren. Eine automatisierte Feedbackstrategie und ein multidisziplinäres Überwachungsteam bestehend aus Ärzten, Krankenschwestern und Apothekern sind ebenfalls wesentliche Komponenten im Rahmen einer umfassenden Betreuung. Telemedizin ist besonders nützlich für Patienten in ländlichen oder unterversorgten Gebieten, wo der Zugang zu regelmäßigen Arztbesuchen eingeschränkt sein kann.2,3

Die Telemedizin als Methode der Wahl hat sich in vielen Regionen wie beispielsweise Skandinavien aufgrund der teils abgelegenen geografischen Lage, welche die direkte Arzt-Patienten-Beziehung erschwert, bereits als nützlich erwiesen. Eine der vielversprechendsten Innovationen im Bereich der Blutdruckmessung ist die manschettenlose Messung („cuffless blood pressure“). Diese Technologie misst den Blutdruck kontinuierlich, ohne dass eine Manschette erforderlich ist, was die Benutzerfreundlichkeit und den Komfort für die Patienten erheblich erhöht. Die Pulse-Transit-Time-Technologie, die die Zeitverzögerung zwischen arteriellen Wellenformen an proximalen und distalen Stellen misst, ist aktuell eine vielversprechende Technologie. Diese Methode erhöht nicht nur den Komfort für Patienten, sondern kann auch die Genauigkeit der Messungen verbessern, da die kontinuierlich gemessenen Daten die Schwankungen des Blutdrucks im Tagesverlauf als „Point-of-care“-Messungen besser erfassen.3

Universelle Gerätestandards

Ein universeller Standard für die Validierung von Blutdruckmessgeräten wurde von der Association for the Advancement of Medical Instrumentation (AAMI), der European Society of Hypertension (ESH) und der International Organization for Standardization (ISO) entwickelt. Dieser Standard stellt sicher, dass die Geräte weltweit nach denselben Kriterien bewertet werden und somit eine hohe Genauigkeit und Zuverlässigkeit bieten. Darüber hinaus sind neue Validierungsprotokolle strenger und beinhalten eine umfassendere Bewertung der Geräte. Mit diesem rigorosen Qualitätsansatz wird versucht, eine starke Vertrauensbasis für diese neuen Technologien zu schaffen.4

Zukünftige Herausforderungen

Neben den technologischen Fortschritten spielen auch Verhaltensänderungen und Patientenaufklärung eine wichtige Rolle im erfolgreichen Management der Hypertonie. Die Integration von digitalen Gesundheitsinterventionen mit traditionellen Therapieansätzen kann womöglich die Effektivität der Behandlung nochmals erhöhen. Abseits der bereits genannten Vorteile und Möglichkeiten richten sich zukünftige Forschungsfragen auf die langfristige Wirksamkeit und die Kosteneffizienz dieser digitalen Interventionen als auch die Regelung der Datensicherheit und Schutz der Privatsphäre, da diese digitalen Gesundheitsplattformen eine große Menge an sensiblen Gesundheitsdaten nahezu laufend erfassen und verarbeiten.3,4

1 Lee SG, Fisher NDL: Innovative remote management solutions for the control of hypertension. Hypertension 2023; 80(5): 945-55 2 Kario K et al.: Digital therapeutics in hypertension: evidence and perspectives. Hypertension 2022; 79(10): 2148-58 3 Stergiou GS et al.: Cuffless blood pressure measuring devices: review and statement by the European Society of Hypertension Working Group on Blood Pressure Monitoring and Cardiovascular Variability. J Hyperten 2022; 40(8): 1449-60 4 Stergiou GS et al.: A universal standard for the validation of blood pressure measuring devices: association for the advancement of medical instrumentation/European Society of Hypertension/International Organization for Standardization (AAMI/ESH/ISO) Collaboration statement. J Hypertens 2018; 36(3): 472-8

Back to top