Intensives Training auch bei hypertropher Kardiomyopathie sicher
Bericht:
Reno Barth
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In der LIVE-HCM-Studie wurde erstmals in einem prospektiven Studiendesign untersucht, ob intensives Training für Menschen mit hypertropher Kardiomyopathie ein höheres Risiko darstellt als moderateBewegung. Die Studie fand keine Unterschiede zwischen den Gruppenund eine niedrige Inzidenzrate von Herzstillstand und gefährlichen Arrhythmien.
Keypoints
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Menschen mit HCM wird häufig von Sport abgeraten.
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Die LIVE-HCM-Studie zeigt, dass auch intensives Training das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis nicht erhöht.
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Die Beratung in spezialisierten Zentren wird empfohlen.
Menschen mit hypertropher Kardiomyopathie (HCM), der häufigsten genetischen Erkrankung des Herzens, haben ein erhöhtes Risiko, an plötzlichem Herztod zu sterben, daher wird Betroffenen häufig vom Sport abgeraten. Dies geht bei manchen Patienten bis zu einem absoluten Sportverbot. Allerdings fehlen prospektive, komparative Daten zur Sicherheit von intensivem Training bei HCM, wie Prof. Dr. Rachel Lampert von der Yale School of Medicine in New Haven, Connecticut, betont. Diese Lücke wurde nun mit der „Lifestyle and Exercise in HCM“(LIVE-HCM)-Studie geschlossen, die an 42 Zentren in den USA, dem Vereinigten Königreich, Kanada, Australien und Neuseeland durchgeführt wurde. Das Studienziel bestand darin, festzustellen, ob intensive sportliche Betätigung inklusive Wettkampfsport in einer Population von Menschen mit HCM mit einem erhöhten Risiko für lebensbedrohliche ventrikuläre Arrhythmien und/oder Mortalität assoziiert ist.
In die Studie wurden 1534 Personen zwischen 8 und 60 Jahren mit bestätigter HCM-Diagnose eingeschlossen. Rund 40% der Teilnehmer waren Frauen, 20% waren jünger als 25 Jahre. Zusätzlich wurden 126 Menschen in die Studie aufgenommen, die HCM-assoziierte Punktmutationen, aber keine Hypertrophie des linken Ventrikels aufwiesen. Ausschlusskriterien waren unter anderem NYHA-Klasse III oder IV oder syndromische bzw. infiltrative Erkrankung. Die Probanden wurden alle sechs Monate zu ihren Bewegungsgewohnheiten und Symptomen befragt. Insgesamt 42% der Studienteilnehmer trainierten intensiv, definiert durch eine Trainingsintensität von mindestens 6 METs (Metabolic Equivalent of Task) für mehr als 60 Stunden pro Jahr. Damit fallen Laufen, Schwimmen, Basketball oder Fußball unter intensive Bewegung. Weitere 43% der Probanden bewegten sich moderat (Sport von 4–6 METs, mindestens 60 Stunden pro Jahr), was schnellem Gehen oder aerobem Training mit niedriger Intensität entspricht. Die übrigen 16% wurden als inaktiv eingestuft. Innerhalb von drei Jahren erlitten insgesamt 77 Studienteilnehmer ein Ereignis im Sinne des primären Endpunkts, eines Komposits aus Gesamtmortalität, Herzstillstand oder ventrikulären Arrhythmien, die von einem ICD beendet wurden oder zur Synkope führten. Alle Ereignisse betrafen Personen mit klinisch manifester HCM, keines trat bei nur genetisch belasteten Probanden auf.
Sport unter Betreuung an spezialisierten Zentren empfohlen
Die Analyse zeigte, dass bei jenen, die intensiv Sport betrieben, das Risiko für ein Ereignis im Sinne des primären Endpunkts nicht höher war als bei moderat trainierenden oder inaktiven Probanden. Die Ereignisraten lagen bei 15,9 bei intensivem Sport und 15,3 (jeweils auf 1000 Personenjahre) für moderate Bewegung. Das Risiko für ein Ereignis im Sinne des primären Endpunkts lag bei intensivem im Vergleich zu moderatem Training bei 1,01 – eine Differenz, die nicht einmal annähernd signifikant war. Sekundäre und Post-hoc-Analysen zeigten für keine Gruppe signifikanteRisikoerhöhungen. Insgesamt waren die Ereignisraten niedrig und bei weniger als 5% der Studienpopulation trat innerhalb von drei Jahren der primäre Endpunkt ein.
Die Autoren betonen, dass die meisten Patienten in der Kohorte an spezialisierten Zentren betreut wurden. Da HCM das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöht, sei eine sorgfältige Abklärung immer indiziert. In diesem Rahmen kann besprochen werden, wie viel Sport im individuellen Fall sinnvoll und vertretbar ist. Die aktuell oft ausgesprochene generelle Warnung vor Sport sei jedoch zu hinterfragen. Lampert: „Im Kontext einer gemeinsamen Entscheidungsfindung zwischen Patient und Behandler mit Erfahrung mit hypertropher Kardiomyopathie unterstützen unsere Daten das meist ausgesprochene Sportverbot für Menschen mit HCM nicht. Wir wissen, dass Sport Vorteile bringt und für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist. Unser verbessertes Wissen sollte es nun vielen Menschen mit HCM ermöglichen, in den Genuss der langfristigen Vorteile von Training zu kommen.“
Quelle:
Jahrestagung des American College of Cardiology, 4–6.März 2023, New Orleans (USA). Vigorous Exercise In Individuals With Hypertrophic Cardiomyopathy (HCM): Primary Results Of The Prospective, Multinational Lifestyle And Exercise In HCM (LIVE-HCM) Study. Präsentiert von Rachel Lampert im Rahmen des ACC 23.
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