Das AURYN als Retter unseres Gesundheitswesens
Schon glaubt man, unser Gesundheitswesen „wird an die Wand gefahren“ („Die Presse“, 21.10.2024), „muss zum Arzt“ („Wirtschaftsnachrichten“, 21.10.2024), „riecht nach Krise“ („Der Standard“, 21.1.2023), „wird zum Spekulationsobjekt“ („ÖÄZ“, 15.7.2024).
Wie es zu diesen pessimistischen Bildern kommt, ist nachvollziehbar. Diverse Krankenanstalten werden mehr oder weniger erfolgreich verkauft: so die Orthopädische Klinik Gersthof – die dort geplante Modellschule ist noch nicht eröffnet –, die Baumgartner Höhe und das Anton-Proksch-Institut Kalksburg zum Teil an die VAMED, die wiederum in die Hände eines französischen Inverstors gerät. Andere Krankenhäuser wie z.B. Schladming, Rottenmann und Bad Aussee sollen geschlossen bzw. in Sonderkrankenanstalten umgewandelt werden. An ihre Stelle soll ein Leitspital in Liezen treten. Es ist weiter zu beobachten, was davon nach der Wahl in der Steiermark umgesetzt werden wird. Die Aussicht, ein „Sonderpatient“ zu werden, klingt jedenfalls verlockend. Sie wird umso größer, wenn aufgrund der Bodenversiegelung durch neue Krankenhäuser die Zahl der durch Unwetterschäden Traumatisierten und damit der Bedarf an Sonderanstalten steigt.
Dass wir jetzt mehr PVZ bekommen, die auch von ausländischen Investoren belagert werden und als Gesellschaften Gewinn abwerfen müssen, aber dafür die Wahlärzteschaft unter Kuratel stellen, erscheint schwer nachvollziehbar. Die Gewinne gehen dann nicht mehr an die niedergelassenen Ordinationen, sondern an die von außen steuernden Gesundheitskonzerne. Mehr privat statt mehr privat? Ein wunderbares Beispiel für Kreislaufwirtschaft.
Das AURYN
Das AURYN, der Talisman aus der „Unendlichen Geschichte“
Das AURYN ist ein Talisman aus der „Unendlichen Geschichte“ (Michael Ende), der seinen Trägern besondere Kräfte verleiht, die sie aber selbst nicht kennen. Durch ihn kann man im Land Phantásien alle Probleme lösen. Zuvor steht aber die fast völlige Vernichtung durch das NICHTS. Vielleicht ist das die Strategie: zwei Schlangen, die sich gegenseitig auffressen – Bedürfnisse der Patient:innen und des Gesundheitswesens gegen Regulationen und sich selbst benötigende Strukturen und Apparate samt Funktionären ...
Das AURYN hat aus guten Gründen eine elliptische Grundform – eine geometrische Figur mit zwei gleichwertigen Zentren: Gesundheitsbedürftige und Anbieter. Die haben einen konstanten Abstand – der muss zur Kenntnis genommen werden. Die Floskel „der Mensch im Mittelpunkt“ ist schon lange als Tarnmäntelchen erkannt worden.
Wo ist der märchenhafte Ausweg?
Dieser liegt vielleicht im KVP (im kontinuierlichen Verbesserungsprozess) unter nachhaltiger Anwendung des PDCA-Modells („plan – do – check – act“) statt der in zehnjährigem Rhythmus stattfindenden Neuerfindung aller möglichen Räder, die sich womöglich nicht gleichsinnig drehen. Aber vielleicht muss man auch aus der Märchenwelt heraus treten und aufhören, den Menschen vorzumachen, dass alles jederzeit und gratis zu haben ist.
Sigmund Freud hat formuliert, dass das Ziel der Psychotherapie sei: Wo ES ist, soll ICH werden.1 Dazwischen liegt der kathartische Prozess – das schmerzhafte Eingeständnis des eigenen Irrens und der eigenen Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit. Wenn das einmal an die Stelle der Suche nach der Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit der anderen träte – das wäre eine Überraschung. Aber das gibt es nur im Märchen …
Literatur:
1 Freud S: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Wien: Internationaler Psychoanalytischer Verlag, 1933
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