Nivolumab + AVD neuer Erstlinienstandard
Bericht: Dr. Ine Schmale
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Nivolumab plus AVD (N-AVD) verlängerte in der ersten Therapielinie bei Patient*innen mit fortgeschrittenem klassischem Hodgkin-Lymphom (cHL) das progressionsfreie Überleben (PFS) im Vergleich zu Brentuximab vedotin plus AVD (Bv-AVD). Damit ist N-AVD der neue Standard, so das Ergebnis der in der ASCO-Plenarsitzung präsentierten SWOG-S1826-Studie.
Die Therapie des fortgeschrittenen cHL erreichte mit Brentuximab vedotin bereits hohe Remissionsraten. Dennoch wurden Krankheitsrückfälle bei 7–20% der Patient*innen beobachtet. Außerdem gab es Raum zur Verbesserung der Therapiesituation, da für Erwachsene und pädiatrische Patient*innen unterschiedliche Chemotherapie-Backbones und für das pädiatrische Klientel eine konsolidierende Radiatio zur Anwendung kam. Die Harmonisierung der Therapie, eine Verbesserung der Wirksamkeit und die Verringerung von Toxizität waren somit Ziele der S1826-Studie, die bei neu diagnostiziertem cHL im Stadium III–IV jeweils 6 Zyklen N-AVD versus Bv-AVD bei Patient*innen im Alter ab 12 Jahren untersuchte. Primärer Endpunkt war das PFS.
994 Patient*innen wurden in die zwei Studienarme randomisiert, die Daten von 976 Patient*innen gingen in die Wirksamkeitsanalyse und von 946 Patient*innen in die Sicherheitsanalyse ein. 24–25% der Patient*innen waren 12–17, 66% 18–60 und 9–10% ≥61 Jahre alt. Das mediane Alter der Patient*innen lag bei 27 bzw. 26 Jahren. Mit 62% bzw. 65% Patient*innen im Stadium IV, 58% bzw. 56% mit B-Symptomen, 32% mit hohem Rückfallrisiko (IPSS 4-7) und 32% bzw. 27% mit großer Krankheitsmasse (>10 cm) wies die Studie eine repräsentative Patientencharakteristik auf.
Bezüglich der hämatologischen Nebenwirkungen wurden häufiger Neutropenien (Grad 3: 47% vs. 25%) nach N-AVD und ein höherer G-CSF-Gebrauch (54% vs. 95%) sowie häufiger Knochenschmerzen (8% vs. 20%) unter Bv-AVD berichtet. Infektionen traten bei 5% der Patient*innen im N-AVD und 7% im Bv-AVD-Arm auf. Febrile Neutropenien wurden bei 5% versus 7% und eine Sepsis bei 2% versus 3% der Patient*innen beobachtet. Periphere Neuropathien aller Grade wurden bei 29% versus 55% und Grad ≥3 bei 1% versus 8% der Patient*innen gesehen. Immunbedingte Unter- und Überfunktionen der Schilddrüse Grad ≥3 waren sehr selten. Die Möglichkeit einer an die Studienmedikation anschließenden Radiotherapie wurde nur bei 2 der Patient*innen (0,4%) im N-AVD-Arm und 4 (0,8%) im Bv-AVD-Arm angewendet.
Für die Wirksamkeit wurde mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 12,1 Monaten eine signifikante Verlängerung des PFS unter N-AVD im Vergleich zu Bv-AVD festgestellt (HR: 0,48; 99% CI: 0,27–0,87; p=0,0005). Nach einem Jahr lebten 94% versus 86% der Patient*innen ohne Progress. Der Wirksamkeitsvorteil mit N-AVD wurde für alle untersuchten Subgruppen konsistent bestätigt. Darunter die Altersgruppen 12–17 Jahre (HR: 0,48), 18–60 Jahre (HR: 0,58) und >60 Jahre (HR: 0,27), die Risikogruppen mit IPSS 0–3 (HR: 0,53) und IPSS 4–7 (HR: 0,40), die Stadien III (HR: 0,58) und IV (HR: 0,44) sowie Patient*innen mit A- (HR: 0,41) oder B-Symptomen (HR: 0,52). Es wurden 4 Todesfälle im N-AVD-Arm und 11 Todesfälle im Bv-AVD-Arm berichtet. Die 1-Jahres-OS-Rate lag bei 99% versus 98%.
Zusammenfassend erwies sich N-AVD im Vergleich zu Bv-AVD als wirksamer bezüglich des PFS, N-AVD wurde gut vertragen, <1% der Patient*innen erhielt eine Konsolidierung mit Radiatio, wodurch möglicherweise späte Toxizität vermieden wurde, und die Therapie von pädiatrischen und adulten Patient*innen wurde harmonisiert. N-AVD ist somit der neue Standard für die Behandlung des fortgeschrittenen cHL.
Quelle
Herrera AF et al.: SWOG S1826, a randomized study of nivolumab(N)-AVD versus brentuximab vedotin(BV)-AVD in advanced stage (AS) classic Hodgkin lymphoma (HL). ASCO 2023, Abstr. #LBA4
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