© flywish - stock.adobe.com

Brustkrebsfrüherkennung

Früherkennung mit Kontrastmittelmammographie: das VABABS-Projekt

Menschen mit dichtem Brustgewebe profitieren oft nur eingeschränkt von der konventionellen Mammografie, da die diagnostische Sensitivität (Anteil richtig erkannter Tumoren) in dieser Gruppe signifikant reduziert ist. Im Rahmen des VABABS-Projekts wird die Kontrastmittelmammografie (CEM) als potenziell effektive Methode zur Verbesserung der Brustkrebsfrüherkennung bei jener Risikogruppe evaluiert. CEM hat das Potenzial, die diagnostische Genauigkeit deutlich zu steigern und einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung und Optimierung der Vorsorgestandards zu leisten.

Keypoints

  • CEM zeigt eine MRT-ähnliche Sensitivität (Anteil richtig erkannter Tumoren) bei Frauen mit dichtem Brustgewebe (ACR C und D).

  • Die Methode ist eine schnelle und kosteneffiziente Alternative zur MRT.

  • Frühzeitige Erkennung ermöglicht weniger invasive Therapien und bessere Langzeitergebnisse.

Herausforderungen in der Brustkrebsfrüherkennung

Die Früherkennung von Brustkrebs bei Menschen mit dichtem Brustgewebe stellt eine der größten Herausforderungen in der Brustradiologie dar. Menschen mit dichtem Brustgewebe (ACR-Kategorien C und D) profitieren nicht in gleichem Maße vom klassischen Mammografie-Screening wie Menschen mit mehr Fettgewebe (ACR-Kategorien A und B). Mit zunehmender Brustdichte nimmt die diagnostische Sensitivität der Mammografie signifikant ab, wodurch insbesondere kleinere Läsionen häufiger übersehen werden. Während die Sensitivität der Mammografie bei weniger dichtem Brustgewebe (ACR-Kategorien A und B) bei >85% liegt, sinkt sie bei dichterem Gewebe (ACR-Kategorien C und D) auf nur 50–60%.

CEM: mehr als eine Alternativezur Mammografie

CEM benutzt iodhaltige Kontrastmittel, um die durch Neoangiogenese bedingte verstärkte Durchblutung in Brustkrebsherden sichtbar zu machen – ein Ansatz ähnlich der Brust-MRT. Nach intravenöser Verabreichung des Kontrastmittels erzeugt die CEM sowohl nieder- als auch hochenergetische Röntgenbilder, die zwei Bildsätze pro Brust liefern: eine konventionelle Mammografieaufnahme und ein kontrastverstärktes Bild, das tumorverdächtige, stark durchblutete Areale hervorhebt. Gutartige Läsionen nehmen hingegen in der Regel deutlich weniger bis gar kein Kontrastmittel auf, was zu einer höheren Spezifität (Anteil korrekt erkannter Gesunder) der Methode beiträgt. Diese Kombination aus anatomischer und funktioneller Bildgebung ermöglicht eine Sensitivität, die mit derjenigen der Brust-MRT vergleichbar ist, bei ebenso hoher Spezifität, jedoch mit einem vereinfachten Untersuchungsablauf und geringeren Kosten.

Überlegenheit, die zählt

Mit einer Sensitivität von bis zu 88% zeigt CEM eine signifikant höhere diagnostische Genauigkeit im Vergleich zur konventionellen Mammografie, insbesondere bei Menschen mit dichtem Brustgewebe. Nach aktuellen Metadaten liegt die Tumorentdeckungsrate, ein zentraler Maßstab für die diagnostische Genauigkeit eines Früherkennungsverfahrens, bei der Mammografie bei 3–4/1000 Untersuchungen, während CEM mit 14/1000 deutlich überlegen ist. Damit wird die Früherkennung kleiner, potenziell behandelbarer Tumoren erheblich verbessert.

Wegbereiter für die Zukunft –das VABABS-Projekt

Das VABABS-Projekt („Improvement and protection of women’s health at a population level by Value Based Breast Screening in Vienna“), ein multizentrisches, prospektives Forschungsprojekt an der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin in Wien, wird durch den Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) gefördert. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Priv.-Doz. Dr. Pascal A.T. Baltzer zielt das Projekt darauf ab, CEM als Standardverfahren für Menschen mit dichtem Brustgewebe zu etablieren. Neben der Untersuchung der klinischen Wirksamkeit wird auch der ökonomische Nutzen evaluiert, um eine nachhaltige Integration der Methode in das österreichische Vorsorgesystem zu ermöglichen.

Effizienz im Klinikalltag

CEM lässt sich nahtlos in bestehende klinische Arbeitsabläufe integrieren. Bereits vorhandene Mammografiegeräte können mit minimalem Aufwand entsprechend erweitert werden. Der Untersuchungsablauf bleibt weitgehend unverändert, abgesehen von der kurzfristigen intravenösen Verabreichung des Kontrastmittels. Diese Effizienz ermöglicht es, die Untersuchung und Diagnose in einer einzigen Sitzung abzuschließen, wodurch die psychische Belastung der Patient:innen durch organisatorische Verzögerungen und lange Wartezeiten signifikant reduziert wird.

Sicherheit steht an erster Stelle

Die Strahlenexposition durch CEM liegt innerhalb festgelegter Sicherheitsrichtlinien und damit im akzeptablen Bereich. Etwaige Kontraindikationen wie bspw. eine klinisch manifeste Schilddrüsenfehlfunktion sowie eine terminale Niereninsuffizienz müssen berücksichtigt werden. Bei deren Beachtung treten schwere allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel äußerst selten auf (0,04%) und können im klinischen Umfeld umgehend behandelt werden. In den meisten Fällen sind die Reaktionen mild und äußern sich als vorübergehende Begleitsymptomatik.

Die Zukunft der Brustkrebsfrüherkennung

Die Ergebnisse des VABABS-Projekts könnten wegweisende Fortschritte in der Brustkrebsdiagnostik darstellen. CEM bietet das Potenzial, die Früherkennung und Behandlung von Brustkrebs nachhaltig zu verbessern. Durch die Kombination aus hoher diagnostischer Genauigkeit, rascher Verfügbarkeit und einfacher Implementierung könnte das Verfahren nicht nur die wirtschaftliche Belastung des Gesundheitssystems reduzieren, sondern auch die Vorsorgestandards weiterentwickeln.

Die Einführung von CEM markiert nicht nur einen technologischen Fortschritt, sondern einen entscheidenden Schritt in Richtung einer präziseren, stärker individualisierten Medizin.

Screening leicht zugänglich

Im AKH Wien, Abteilung für Allgemeinradiologie (7F) der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, gibt es ein regelmäßiges Screening-Programm zur Früherkennung von Brustkrebs, bei dem täglich Patient:innen betreut werden.

Für Terminvergaben steht die Telefonnummer 01/4040076400 (Mo.–Fr., 8:00–13:30 Uhr) zur Verfügung.

bei der Verfasserin

Back to top