© Getty Images/iStockphoto

Hallux varus

<p class="article-intro">Der Hallux varus ist eine seltene Deformität am Fuß. Die Evidenz zur operativen Hallux-varus-Korrektur ist dürftig. Es gibt nur retrospektive Arbeiten mit sehr geringen Patientenzahlen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Hallux-varus-Fehlstellung ist in den seltensten F&auml;llen angeboren. Am h&auml;ufigsten tritt sie als Folge einer vorangegangenen Hallux-valgus-Fehlstellung auf. Weitere Ursachen eines erworbenen Hallux varus sind Verbrennungsverletzungen, Traumen, rheumatoide und psoriatrische Arthritis, avaskul&auml;re Nekrose des Metatarsalk&ouml;pfchens, Paralyse oder Poliomyelitis.<br /> Die Inzidenz der sogenannten iatrogenen Hallux-varus-Fehlstellung, die erstmals von McBride 1935<sup>1</sup> beschrieben worden ist, wird in der Literatur mit einer H&auml;ufigkeit von 2 bis 15 % angegeben.<sup>2, 3</sup> Bei einer von Trnka et al.<sup>4</sup> untersuchten Serie zeigte sich, dass eine flexible Halluxvarus- Fehlstellung von bis zu 15&deg; von den Patienten toleriert wird. Flexible Fehlstellungen &uuml;ber 15&deg; und rigide Fehlstellungen verursachen Probleme.</p> <p>Zwei Arten von iatrogener Hallux-varus- Fehlstellung sind beschrieben worden: Bei der statischen Form kommt es durch zu ausgedehnte Resektion der medialen Pseudoexostose oder durch &Uuml;berkorrektur des Intermetatarsalwinkels zu einem Verlust der medialen Abst&uuml;tzung der Grundphalanx am Metatarsalk&ouml;pfchen. Dies f&uuml;hrt durch den Zug der medialen Weichteile zu einer Zunahme der medialen Deviation der Gro&szlig;zehe.<br /> Bei der dynamischen Form kommt es zu einem Ungleichgewicht der Muskelz&uuml;ge am Metatarsophalangealgelenk (MTP). Bei der Resektion des lateralen Sesambeines wie bei der originalen McBride-Technik gleitet das mediale Sesambein weiter nach medial. Die varisierende Kraft des M. abductor hallucis kann durch den M. adductor hallucis nicht mehr neutralisiert werden. Durch die Rotation und Varisierung der Gro&szlig;zehe verlaufen die Sehnen des Extensor hallucis longus und Flexor hallucis longus und brevis medial der Mittellinie des Metatarsale 1. Der Flexor hallucis brevis verliert dadurch an Kraft und wird von den Strecksehnen overpowert. Dies f&uuml;hrt zur Hyperextension der Grundphalanx und Flexion im Interphalangealgelenk der Gro&szlig;zehe (Abb. 1).</p> <p>In der Fr&uuml;hphase besteht bei flexiblen Fehlstellungen noch die M&ouml;glichkeit, die Fehlstellung durch konsequentes 3-monatiges Tapen in die Varusposition zu korrigieren. F&uuml;r die chirurgische Korrektur ist es notwendig, die Hallux-varus-Fehlstellung zu klassifizieren.<sup>3</sup> Man unterscheidet zwischen rigider und flexibler Fehlstellung. Im Falle einer rigiden Fehlstellung kann nur mit einer Arthrodese des Gro&szlig;zehengrundgelenkes ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden (Abb. 2).<sup>5, 6</sup> F&uuml;r die flexible Fehlstellung stehen mehrere, aufeinander aufbauende Techniken zur Verf&uuml;gung.<br /> Bei leichten Formen gen&uuml;gt ein Release der medialen Kapsel und der Sehne des M. abductor hallucis in Kombination mit einer Raffung der lateralen Kapsel des Gro&szlig;zehengrundgelenkes.<br /> Bei intraoperativ persistierender Fehlstellung kann zus&auml;tzlich ein Sehnentransfer zur Verst&auml;rkung der lateralen Strukturen vorgenommen werden.<sup>7</sup> Man unterscheidet hier zwischen dem dynamischen und dem statischen Sehnentransfer.<sup>2</sup> F&uuml;r den dynamischen Transfer kann die Sehne des M. extensor hallucis longus verwendet werden. Beschrieben wurde hier auch ein Transfer der Sehne des M. abductor hallucis und des M. interosseus. F&uuml;r den statischen Transfer k&ouml;nnen sowohl die Sehne des M. abductor hallucis als auch ein Split der halben Sehne des M. extensor hallucis longus verwendet werden.<sup>8</sup><br /> Eine weitere M&ouml;glichkeit ist es, die laterale Kapsel mit einem Endobutton (Smith &amp; Nephew, Andover, MA, USA) oder einem Mini TightRope&reg; (Arthrex Inc, Naples, FL, USA) zu verst&auml;rken (Abb. 3).<sup>9</sup> Bei einer zu starken Lateralverschiebung des Metatarsalk&ouml;pfchens oder einer &Uuml;berkorrektur des Intermetatarsalwinkels muss auch die kn&ouml;cherne Position des Metatarsalk&ouml;pfchens korrigiert werden. Hier haben sich sowohl die Contra-Chevron- als auch die Contra- Scarf-Osteotomie bew&auml;hrt (Abb. 4).<sup>10</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1803_Weblinks_ortho_1803_s26_abb1+2.jpg" alt="" width="1767" height="870" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1803_Weblinks_ortho_1803_s27_abb3+4.jpg" alt="" width="2131" height="921" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> McBride ED: The conservative operation for "bunions": end results and refinements of technic. J Am Med Assoc 1935; 105: 1164-8 <strong>2</strong> Bevernage BD, Leemrijse T: Hallux varus: classification and treatment. Foot Ankle Clin 2009; 14: 51-65 <strong>3</strong> Crawford MD, Patel J, Giza E: Iatrogenic hallux varus treatment algorithm. Foot Ankle Clin 2014; 19: 371- 84 <strong>4</strong> Trnka HJ et al.: Acquired hallux varus and clinical tolerability. Foot Ankle Int 1997; 18: 593-7 <strong>5</strong> Grimes JS, Coughlin MJ: First metatarsophalangeal joint arthrodesis as a treatment for failed hallux valgus surgery. Foot Ankle Int 2006; 27: 887-93 <strong>6</strong> Trnka HJ: Arthrodesis procedures for salvage of the hallux metatarsophalangeal joint. Foot Ankle Clin 2000; 5: 673-86 <strong>7</strong> Juliano PJ, Myerson MS, Cunningham BW: Biomechanical assessment of a new tenodesis for correction of hallux varus. Foot Ankle Int 1996; 17: 17-20 <strong>8</strong> Skalley TC, Myerson MS: The operative treatment of acquired hallux varus. Clin Orthop Relat Res 1994; 183-91 <strong>9</strong> Pfeffer G: Correction of acquired hallux varus. In: Foot and Ankle Surgery. Philadelphia: Saunders, 2012. 144-152 <strong>10</strong> Bilotti MA et al.: Reverse Austin osteotomy for correction of hallux varus. J Foot Surg 1987; 26: 51-5</p> </div> </p>
Back to top