Wintertagung der Österreichischen Gesellschaft für Fußchirurgie

Nervenpathologien im Fokus der Fußchirurgen

<p class="article-intro">„Es nervt“ – unter diesem Motto stand die diesjährige Wintertagung der Österreichischen Gesellschaft für Fußchirurgie. Nationale Experten und Gastredner bearbeiteten die von Dr. Peter Bock gestellten Themen. Das Veranstaltungszentrum Schönbrunn bildete wieder einen idealen Rahmen für spannende Vorträge und Diskussionen über diese eher seltenen Fußpathologien.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Unter dem Vorsitz von Prim. Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Schneider, Herz-Jesu-Krankenhaus Wien, und Univ.-Prof. Dr. Axel Wanivenhaus nahm PD Dr. Reinhard Schuh, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Orthop&auml;die, Wien, als erster Referent die Anatomie und die topografischen Schwachstellen ins Visier. Doz. Dr. Gerd Bogner, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Radiologie, Wien, kl&auml;rte als Gastredner die brennenden Fragen zum Thema der Bildgebung nervaler Strukturen. Neue, hochaufl&ouml;sende Ultraschallger&auml;te mit Schallk&ouml;pfen bis 18 Megaherz und Kernspintomografen erm&ouml;glichen Aussagen &uuml;ber Ursachen, H&ouml;hen und Funktion. Insbesondere die intranervalen Ganglien, erstmals 2003 von Spinner beschrieben, k&ouml;nnen sonografisch dargestellt werden. Der Vorteil der Kernspintomografie liegt in der Beurteilung der muskul&auml;ren Strukturen. Beide Verfahren sind aber ger&auml;te- und untersucherabh&auml;ngig. Limitiert sind die bildgebenden Verfahren bei der Frage des Ausma&szlig;es der Sch&auml;digung. Ausgepr&auml;gte Narben und Muskelatrophien limitieren die Aussagekraft.</p> <h2>CRPS, Polyneuropathie (PNP) und neuropathischer Schmerz</h2> <p>O&Auml; Dr. Karin Pieber von der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Physikalische Medizin und Rehabilitation, Wien, referierte &uuml;ber Einteilung, Diagnostik und konservative Therapiem&ouml;glichkeiten des CRPS. Die Erkrankung ist eine Ausschlussdiagnose und stellt eine inad&auml;quate Reaktion auf ein schmerzhaftes Trauma dar. Die Therapie sollte individuell und symptombezogen verordnet werden. Prim&auml;res Ziel sind die Schmerzreduktion sowie die funktionelle Wiederherstellung. Bei fr&uuml;hzeitiger ad&auml;quater Behandlung werden gute Verl&auml;ufe beobachtet. Prof. Dr. Oskar Aszmann, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Plastische Chirurgie, Wien, berichtete &uuml;ber erste Erfahrungen mit einer Neurolyse bei PNP-Patienten. Univ.-Doz. Dr. Werner Girsch, Orthop&auml;disches Spital Wien-Speising, beendete mit seinem Vortrag &uuml;ber operative und konservative Therapieans&auml;tze beim chronischen neuropathischen Schmerz den ersten wissenschaftlichen Block.</p> <h2>Kompression versus Entrapment</h2> <p>OA Doz. Dr. Stefan Hofst&auml;tter, Orthop&auml;die Klinikum Wels, er&ouml;ffnete den zweiten Teil der Veranstaltung. Das erst 1960 erstmals beschriebene Tarsaltunnelsyndrom kann nicht als Karpaltunnelsyndrom des Fu&szlig;es betrachtet werden. Es bestehen wesentliche Unterschiede in Anatomie, &Auml;tiologie, Klinik und den Ergebnissen der konservativen und operativen Therapie. Insbesondere die unterschiedliche Klinik von oberem und unterem Tarsaltunnelsyndrom wurde herausgearbeitet. Die konservative Therapie ist die erste Wahl. Lediglich bei raumfordernder Ursache ist prim&auml;r eine operative Sanierung indiziert. OA Dr. Florian Gruber, Herz-Jesu-Krankenhaus Wien, verwies auf die schlechte Datenlage f&uuml;r konservative Therapieoptionen bei neuralgiformen Beschwerden im Interdigitalraum 3/4. Da keine histologischen Ver&auml;nderungen vorliegen, sollte der Ausdruck Morton-Neurom nicht verwendet werden. Die Erfolgsrate der konservativen Therapie wird in der Literatur mit zwischen 20 und 80 Prozent angegeben. Einlagenversorgung, Schuhzurichtungen und Kortikoidinfiltrationen gelten als Standardverfahren. Insbesondere die Infiltrationstherapie mit Alkohol zeigt in der Literatur sehr unterschiedliche Resultate. Weitere Therapieoptionen wie Botulinumtoxin, Radiofrequenzablation und die ESWT sind wissenschaftlich nicht bewiesen.<br /> Sind auch Beschwerden interdigital 2/3 die Folge eines Morton-Neuroms? Diese Frage musste Prof. Dr. Hans-J&ouml;rg Trnka, Leiter Fu&szlig;chirurgie, Orthop&auml;disches Spital Wien-Speising, in seinem Vortrag kl&auml;ren. Seine pers&ouml;nliche Erfahrung negiert ein Morton-Neurom im 2. Intermetatarsalraum. In der Literatur werden aber Werte von bis zu 50 % angegeben. Neue Arbeiten postulieren einen Zusammenhang zwischen MTP-Instabilit&auml;t und einem neuralgiformen Schmerz. Interessant bleibt die Tatsache, dass der histologische Befund immer die Diagnose Morton-Neurom best&auml;tigt. Bei Beschwerden interdigital 2/3 sollte immer auch an die M&ouml;glichkeit der Instabilit&auml;t gedacht werden. Priv.-Doz. Dr. Gerd Ivanic, OK-Institut, Privatklinik Graz-Ragnitz, analysierte in seinem Referat die Unterschiede zwischen Plantarfasziitis und Baxter-Neuralgie. Er verwies auf die sehr &auml;hnliche Klinik sowie Therapie. Operative Eingriffe sind nur selten n&ouml;tig. Sehr kontroversiell wurde im Anschluss die Treffsicherheit der Therapie diskutiert. Auch an Erkrankungen der Wirbels&auml;ule sollte als Ursache der Beschwerden gedacht werden. Den &bdquo;Runners Foot&ldquo; als eigenst&auml;ndiges Krankheitsbild gibt es gar nicht, analysierte Dr. Karl-Heinz Kristen, Fu&szlig;zentrum Wien. Es handelt sich vielmehr um eine Internetdiagnose und beinhaltet unterschiedliche Pathologien. Auf der Basis einer genauen Analyse der Ursache sollte eine individuelle Therapie erfolgen. Beendet wurde das wissenschaftliche Programm der Wintertagung mit dem Vortrag von Dr. Christian Klein, EMCO Klinik Bad D&uuml;rrnberg, &uuml;ber das Entrapmentsyndrom des Nervus peroneus sowie das Joplin-Neurom. Besonders die Kompressionssyndrome im Verlauf des Nervus peroneus d&uuml;rften wesentlich h&auml;ufiger sein, als sie diagnostiziert werden. Mehr als 50 verschiedene Ursachen sind in der Literatur beschrieben. An die M&ouml;glichkeit dieser Erkrankungen sollte auf jeden Fall im Rahmen der Differenzialdiagnostik gedacht werden.<br /> Vor der wissenschaftlichen Sitzung und w&auml;hrend der Pause konnten die aktuellen Entwicklungen in der Fu&szlig;chirurgie im Rahmen der Industrieausstellung besichtigt werden. Der konstant gute Besuch best&auml;tigt die Konzentration auf Schwerpunktthemen und unterstreicht die Bedeutung der Fu&szlig;chirurgie als orthop&auml;discher Schwerpunkt.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Korrespondierender Autor<br/> Fachbereich Orthopädie und Orthopädische Chirurgie<br/> EMCO Klinik Bad Dürrnberg<br/> Prof.-Martin-Hell-Straße 7–9<br/> 5422 Bad Dürrnberg<br/> Quelle: Wintertagung der Österreichischen Gesellschaft für Fußchirurgie, 28. Nov. 2014 </p>
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