<p class="article-intro">Plastisch-chirurgische Korrekturen an den Augenlidern gehören mit über 46 000 Eingriffen pro Jahr alleine in Deutschland mittlerweile noch vor der Brustvergrößerung und der Fettabsaugung zu den am häufigsten durchgeführten Operationen in der plastischen Chirurgie.<sup>1, 2</sup> Bilden Brustvergrößerungen bei Männern heute eher noch die Ausnahme (und vermutlich wird sich daran auch nicht viel ändern), sieht es bei Augenlidkorrekturen hingegen etwas anders aus.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Schnittführung bei Frauen sollte einem geschwungenen, nach oben hin gewölbten, bei Männern eher einem flachen, nach außen hin laufenden Verlauf entsprechen.</li> <li>Bei Männern sollten Oberlidkorrekturen weniger „ausdünnend“ und etwas weniger straffend als bei Frauen geplant werden.</li> <li>Unter Berücksichtigung der geschlechterspezifischen Unterschiede konnten wir keinen Unterschied bezüglich Zufriedenheit oder Komplikationen zwischen den beiden Gruppen feststellen.</li> </ul> </div> <p>Eine Begründung des zunehmenden Trends zur Augenlidkorrektur wird darin gesehen, dass hier bereits kleine, relativ unaufwendige Korrekturen zu einer deutlichen Verbesserung des Erscheinungsbildes ebenso wie des Gesichtsfeldes führen.<sup>3</sup><br /> Die mit dem Alter abnehmende Elastizität des Bindegewebes führt bei vielen Menschen zu einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Hautüberschuss am Oberlid. Diese sogenannte Blepharochalasis wird von Patienten oft aufgrund von einer damit einhergehenden Veränderung des Erscheinungsbildes oder einer zunehmenden Gesichtsfeldeinschränkung als störend empfunden. Unabhängig vom Alter kommt eine Blepharochalasis auch bei wenigen jungen Menschen vor. Bei einer entsprechenden Gesichtsfeldeinschränkung übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten für den Eingriff.<br /> Welchen hohen Stellenwert die Augenpartie eines Menschen einnimmt, verdeutlicht auch das datenschutzbedingte Schwärzen ebendieser auf Fotos. Anhand von Bildern der Augen lassen sich nicht nur deutliche Rückschlüsse auf Geschlecht, Alter und Ethnie ziehen, sondern unter Umständen auch auf die persönliche Identität.<br /> Weltweit führen etwa 92 % der operativ tätigen plastischen Chirurgen Korrekturen der Augenlider durch. Diese Prozeduren gehören somit quasi zum Standardrepertoire eines jeden plastischen Chirurgen.<sup>1</sup></p>
<p class="article-intro">Plastisch-chirurgische Korrekturen an den Augenlidern gehören mit über 46 000 Eingriffen pro Jahr alleine in Deutschland mittlerweile noch vor der Brustvergrößerung und der Fettabsaugung zu den am häufigsten durchgeführten Operationen in der plastischen Chirurgie.<sup>1, 2</sup> Bilden Brustvergrößerungen bei Männern heute eher noch die Ausnahme (und vermutlich wird sich daran auch nicht viel ändern), sieht es bei Augenlidkorrekturen hingegen etwas anders aus.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Schnittführung bei Frauen sollte einem geschwungenen, nach oben hin gewölbten, bei Männern eher einem flachen, nach außen hin laufenden Verlauf entsprechen.</li> <li>Bei Männern sollten Oberlidkorrekturen weniger „ausdünnend“ und etwas weniger straffend als bei Frauen geplant werden.</li> <li>Unter Berücksichtigung der geschlechterspezifischen Unterschiede konnten wir keinen Unterschied bezüglich Zufriedenheit oder Komplikationen zwischen den beiden Gruppen feststellen.</li> </ul> </div> <p>Eine Begründung des zunehmenden Trends zur Augenlidkorrektur wird darin gesehen, dass hier bereits kleine, relativ unaufwendige Korrekturen zu einer deutlichen Verbesserung des Erscheinungsbildes ebenso wie des Gesichtsfeldes führen.<sup>3</sup><br /> Die mit dem Alter abnehmende Elastizität des Bindegewebes führt bei vielen Menschen zu einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Hautüberschuss am Oberlid. Diese sogenannte Blepharochalasis wird von Patienten oft aufgrund von einer damit einhergehenden Veränderung des Erscheinungsbildes oder einer zunehmenden Gesichtsfeldeinschränkung als störend empfunden. Unabhängig vom Alter kommt eine Blepharochalasis auch bei wenigen jungen Menschen vor. Bei einer entsprechenden Gesichtsfeldeinschränkung übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten für den Eingriff.<br /> Welchen hohen Stellenwert die Augenpartie eines Menschen einnimmt, verdeutlicht auch das datenschutzbedingte Schwärzen ebendieser auf Fotos. Anhand von Bildern der Augen lassen sich nicht nur deutliche Rückschlüsse auf Geschlecht, Alter und Ethnie ziehen, sondern unter Umständen auch auf die persönliche Identität.<br /> Weltweit führen etwa 92 % der operativ tätigen plastischen Chirurgen Korrekturen der Augenlider durch. Diese Prozeduren gehören somit quasi zum Standardrepertoire eines jeden plastischen Chirurgen.<sup>1</sup></p> <p>Im Jahr 2017 sind international 85,6 % aller körperformenden Eingriffe an Frauen und 14,4 % an Männern durchgeführt worden. Mit 21,7 % zeigt sich hingegen ein höherer Anteil an männlichen Patienten (vs. 78,3 % Frauen) bei Augenlidkorrekturen, womit diese heute Platz 1 unter den bei Männern durchgeführten plastisch-ästhetischen operativen Korrekturen belegen.<sup>1, 2</sup> Auch an unserer Abteilung lässt sich bei etwa 150–200 Augenlidkorrekturen pro Jahr ein Zunehmen des Anteils an männlichen Patienten bei allen Lidkorrekturen von 16,9 % im Jahr 2015 auf 20,7 % aller Patienten im Jahr 2018 erkennen. Mit dieser Veränderung in der Geschlechterverteilung ergeben sich auch für uns plastische Chirurgen weitere Herausforderungen, müssen doch geschlechterspezifische Unterschiede genau berücksichtigt werden.</p> <h2>Anatomisch-ästhetische Unterschiede</h2> <p>Im Gegensatz zu den Unterlidern, bei denen es kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, finden sich am Oberlid und bezüglich der Augenbrauen einige (Abb. 1). Bei Männern ist die Kontur der Augenbraue eher flach, die Braue an sich dicker und aufgrund des stärker ausgeprägten Arcus superciliaris etwas prominenter. Bei Frauen hingegen ist die Augenbraue etwas dünner und meist nach lateral hin bogenförmig geschwungen. Der Abstand zwischen der Oberlidunterkante und der Augenbraue ist im männlichen Gesicht etwas geringer als im weiblichen.<br /> Typischerweise ist bei Europäern der laterale Kanthus mit 2–4 mm etwas weiter kranial positioniert als der mediale.<sup>4</sup> Man spricht hier von einem sogenannten „positive canthal tilt“, wobei diese Eigenschaft bei Frauen meist etwas deutlicher ausgeprägt ist. Während das Oberlid in der Dicke bei Männern etwas kräftiger ist,<sup>5</sup> ist der „pretarsal show“, also der sichtbare Anteil der prätarsal gelegenen Haut, meist geringer. So ist hier auch die Oberlidfalte der Oberlidunterkante mit einem durchschnittlichen Abstand von 7–8 mm etwas näher gelegen als bei Frauen mit etwa 10–12 mm.<sup>4, 6</sup><br /> Die Augenöffnung misst horizontal etwa 27–30 mm und vertikal etwa 8–11 mm<sup>7</sup>, wobei diese im weiblichen Gesicht etwas kleiner und weniger rund ausgeprägt ist.<br /> Vor der Planung einer Augenlidkorrektur müssen eine eingehende klinische Begutachtung und eine sorgfältige Indikationsstellung erfolgen, um ein optimales Ergebnis zu erreichen. Die Pseudo- Blepharochalasis, bei der durch ein starkes Absinken der Augenbrauen nur ein scheinbarer Hautüberschuss der Oberlider besteht, muss hierbei unbedingt abgegrenzt werden. Mit zunehmendem Alter kann es nicht nur zu einer Brauenptose, sondern paradoxerweise, vor allem bei Frauen, auch zu einer Anhebung der Augenbrauen kommen.<sup>8</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1903_Weblinks_j_derma_1903_s10_abb1_gmelch.png" alt="" width="740" height="657" /></p> <h2>Operation und Schnittführung</h2> <p>Vor dem Eingriff erfolgt eine genaue Anzeichnung der Schnittführung, wobei der untere Schnitt in den allermeisten Fällen in der Oberlidfalte angezeichnet wird. Mittels Skin-Pinch-Technik wird im Anschluss der Oberrand der Schnittführung, der Kontur der Augenbraue folgend, markiert.<br /> Entsprechend den geschlechtsspezifischen Unterschieden im Bereich der Oberlider und der Augenbrauen sollte auch die Schnittführung angepasst werden. Beim Mann sollte tendenziell eher weniger Haut entfernt und somit eine geringere Straffheit angestrebt werden als bei Frauen. Die kraniale Kontur der Anzeichnung folgt im weiblichen Gesicht mit einem geschwungenen, nach oben hin gewölbten Verlauf dem der Augenbrauen, wie in Abbildung 2 ersichtlich ist. Bei Männern hingegen orientiert sie sich der Braue entsprechend eher flach nach außen hin laufend. Je nach lateralem Hautüberschuss kann die Schnittführung alternativ auch deutlich nach kranial auslaufen.<br /> Wahlweise erhalten die Patienten nun eine leichte Sedierung. Nach Infiltration der Lokalanästhesie mit Zusatz eines Vasokonstriktors und Abpräparation der überschüssigen Haut mit einer 15er- Skalpellklinge wird ein schmaler Streifen des M. orbicularis oculi in Faserrichtung ebenfalls entfernt. Medial wird nun ein prolabierender Fettkörper mit der Pinzette gefasst, mit der bipolaren Kaustik verödet und abgesetzt. Kräftigere Oberlider erscheinen maskuliner, weshalb bei Männern darauf geachtet werden sollte, nicht zu viel Fettgewebe zu resezieren, um eine Feminisierung durch eine optische Ausdünnung der Oberlider zu vermeiden.<br /> Nach sorgfältiger Blutstillung erfolgt nun der Wundverschluss mit 2–4 Einzelknopfnähten am lateralen Wundrand sowie weiter mit einer fortlaufenden überwendlichen Nahttechnik. Hierzu verwenden wir ein monofiles, nicht resorbierbares Nahtmaterial der Stärke 6–0. Vor dem letzten Stich und Abschluss der Wundnaht mittels Einzelknopf wird die auf dem Faden liegende Spannung durch vorsichtiges Ziehen nochmals leicht korrigiert. Eine Bewegung des ersten Knotens lateral gibt hierbei einen Hinweis auf eine ausreichende Spannung. Medial darf nicht zu viel Zug auf der Wunde liegen, um das Risiko einer hier entstehenden Narbeneinziehung des Oberlides zur Nase hin zu minimieren. Die Applikation von Wundverschlussstreifen (z. B. SteriStrips™) in Wundrichtung schließt den Eingriff ab.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1903_Weblinks_j_derma_1903_s11_abb2_gmelch.png" alt="" width="700" height="318" /></p> <h2>Postoperative Maßnahmen</h2> <p>Wir empfehlen den Patienten für die ersten Tage unbedingt kühlende Maßnahmen, z.B. mit Gel-Pads. Der Oberkörper sollte stets hochgelagert werden. Bis zur Nahtentfernung nach etwa 3–7 Tagen, unabhängig vom Geschlecht, sollte die Wunde sauber und trocken gehalten, die Wundverschlussstreifen sollten belassen werden. Im Anschluss werden den Patienten Narbenpflege und weitergehender Sonnenschutz angeraten.<br /> Unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte konnten wir keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen bezüglich der Zufriedenheit mit dem operativen Ergebnis feststellen. Auch traten in keiner der beiden Gruppen mit dem Eingriff assoziierte Komplikationen signifikant häufiger auf.</p></p>
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<p><strong>1</strong> ISAPS: International Study Cosmetic Procedures.; 2017, online unter: https://www.isaps.org/wp-content/uploads/ 2019/03/ISAPS_2017_International_Study_Cosmetic_ Procedures_NEW.pdf. Abgerufen am 10. 7. 2019 <strong>2</strong> DGAEP: Zahlen, Fakten und Trends der ästhetisch-plastischen Chirurgie; 2017, online unter: https://www. dgaepc.de/wp-content/uploads/2017/11/DGAEPC-Statistik_ 2017.pdf. Abgerufen am 10.7.2019 <strong>3 </strong>Horch RE: The development of plastic surgery: retrospective view of 80 years of “Der Chirurg” (The Surgeon). Chirurg 2009; 80(12): 1132-9 <strong>4</strong> Most SP et al.: Anatomy of the eyelid. Cosmet Surg Art Tech 2013; 13(4): 69-76 <strong>5</strong> Sedgh J: The aesthetics of the upper face and brow: male and female differences. Facial Plast Surg 2018; 34(2): 114-8 <strong>6</strong> Farhadian JA et al.: Male aesthetics: A review of facial anatomy and pertinent clinical implications. J Drugs Dermatol 2015; 14(9): 1029-34 <strong>7</strong> Ridgway MJ & Larrabee FW: Anatomy for blepharoplasty and brow-lift. Facial Plast Surg 2010; 26(3): 177-85 <strong>8</strong> Lyon DB: Upper blepharoplasty and brow lift: state of the art. Mo Med 2010; 107(6): 383-90</p>
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