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ERS 2023: Noch eine Utopie

Präzisionsmedizin: für interstitielle Lungenerkrankungen nicht in Sicht

Präzise Eingriffe in die zugrunde liegenden pathophysiologischen Prozesse einer Erkrankung bieten die Chance, optimale therapeutische Wirkung bei minimierten unerwünschten Wirkungen zu erreichen. Im Falle der interstitiellen Lungenerkrankungen ist dies allerdings noch eine Utopie, da die Molekularpathologie der Erkrankung noch zu wenig verstanden wird. Erste Ansätze in Richtung „precision medicine“ gibt es allerdings.

„Precision medicine“ bezeichnet eine Medizin, die Informationen über die Gene einer Person oder über ihre Proteine benützt, um eine Erkrankung zu verhindern, zu diagnostizieren oder zu behandeln, so Prof. Dr. Athol Wells vom Royal Brompton Hospital in London. Am weitesten entwickelt ist dieses Konzept in der Onkologie, wobei es allerdings in aller Regel um Informationen über den Tumor geht, über den Informationen gewonnen werden können, die eine Abschätzung der Prognose erlauben oder den Weg zu einer optimalen Therapie weisen können. Es werde heute also davon ausgegangen, so Wells, dass sich dieses Konzept auf die Behandlung der interstitiellen Lungenerkrankungen übertragen lasse. Therapien für den individuellen Patienten würden dann anhand von genetischen Daten und Biomarkern ausgewählt. Dieses Versprechen sei allerdings mit einiger Vorsicht zu betrachten, denn während man es in der Onkologie mit autonomen primitiven Zellklonen zu tun habe und in manchen Fällen sogar die Modifikation oder Blockade eines einzigen Signalwegs zum klinischen Erfolg führt, spielen bei interstitiellen Lungenerkrankungen homöostatische Signalwege eine entscheidende Rolle. Wells: „Man hat es mit einem Tsunami an koaktivierten Signalwegen zu tun. Einem komplexen Netzwerk molekularer Signalübertragung.“ Vor allem wisse man noch sehr wenig über die Funktionen und Fehlfunktionen dieser Signalwege. Was aussieht wie ein krankheitsrelevanter Signalweg könnte in vielen Fällen vor allem die homöostatische Antwort auf die im Hintergrund liegenden tatsächlichen pathologischen Prozesse darstellen.

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