Auf dem Weg zur personalisierten IPF-Therapie
Bericht:
Dr. rer. nat. Torsten U. Banisch
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Die Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) gilt als schwierig, da es an wirkungsvollen übergreifenden Therapieansätzen mangelt. Durch neue In-vivo- und In-vitro-Modelle und die rasche Entwicklung von molekularen Technologien werden stetig pharmakologische Ansätze identifiziert, die neue Therapieansätze hervorbringen könnten. Rezente Forschungsdaten und Ansätze für eine Zukunft mit personalisierten IPF-Therapien wurden vorgestellt.
Pathogene Signalwege und Mechanismen von IPF
„In den letzten Jahren haben wir unser Wissen zur Pathogenese der idiopathischen Lungenfibrose stark erweitert. So wissen wir, dass besonders bei Menschen höheren Alters, oder beim Vorhandensein bestimmter genetischer Marker höhere Anfälligkeiten bestehen‘‘, erörterte Prof. Dr. Manuela Funke-Chambour vom Universitätsspital Bern. Nach wiederholten inhalativen Schäden (unter anderem durch Rauchen, Umweltfaktoren oder Infektionen) entstehen progressive Lungenfibrosen. Histologisch ergibt sich bei der IPF das Bild einer interstitiellen Pneumonie mit charakteristischen Fibroblasten-Foci. Die Epithelzellen spielen in der Erkrankung eine wichtige Rolle, da sie Apoptose oder zelluläre Seneszenz unterlaufen. Erste klinische Studien versuchten, die Apoptose der Epithelzellen anzuvisieren, jedoch ohne Erfolg. In der Entwicklung der Lungenfibrose spielen auch die Makrophagen eine tragende Rolle, aber auch hier waren zielgerichtete Therapieansätze erfolglos. Das auffälligste Merkmal der Lungenfibrose sind die Akkumulation von extrazellulärer Matrix (ECM) und die Differenzierung von Myofibroblasten. Beide Vorgänge wurden akribisch erforscht und lieferten die einzigen beiden bisher wirkungsvollen Therapieoptionen.
Rezent laufen Studien zur Modulation des Lysophosphatidsäure(LPA)-Signalpfads. Es gibt jedoch auch weitere experimentelle Daten zu anderen Signalwegen, die das Potenzial haben, neue Therapieansätze hervorzubringen. Jedoch blieben assoziierte klinische Studien bisher erfolglos, was die Frage offenlässt, was der Grund für all diese Fehlschläge ist.1
Neue vielversprechende präklinische Daten
Um nach neuen Medikamenten zu fahnden, werden verschiedenste Modelle, wie Mausmodelle und immer komplexer werdende Kultursysteme von H3D-Hydrogelen über Organoide, Organoide auf Chips bis zu menschlichen Präzisionslungenschnitten (PCLS), die die höchste physiologische Relevanz haben, verwendet.2 Diese Forschungen haben gezeigt, dass es neben raren Varianten von IPF auch eine große Zahl an Schlüsselgenen gibt, die mit der initialen Epithelverletzung und späteren Fibrose assoziiert sind und bei Fehlregulierung die Erkrankung entscheidend beeinflussen können.3 So haben unter anderem Veränderungen in der Differenzierung und Proliferation von Stammzellen oder der Aktivierung von Immunzellen negative Auswirkungen und begünstigen eine Lungenfibrose. Hier setzten die Gentherapien an, welche bei monogenetischen Erkrankungen bereits viele Erfolge erzielt haben.
Auch neuere Methoden wie „Single cell“-RNA-Sequenzierungen tragen zur Identifikation neuer involvierter Zelltypen bei und können einen Überblick über deren Zusammenspiel geben, was neue Therapieansätze ermöglicht. So konnten bereits neue Zelltypen identifiziert werden, die charakteristisch für IPF sind.4
Weitere Erkenntnisse
Eine spannende rezente Studie konnte zeigen, dass „transforming growth factor β“ (TGFβ) die Aktivität einer Subpopulation von Fibroblasten reguliert, die nach einem Gewebsschaden auftritt, und die Differenzierung in fibrotische Fibroblasten stimuliert. Sollten sich diese Daten bestätigen, wäre dies ein pharmakologisch attraktives Ziel.5 Zudem wurden rezent Proteinsignaturen identifiziert, die prognostisch für IPF waren und somit als Biomarker eingesetzt werden könnten.6 Ein anderer radioproteomischer Ansatz, bei dem die Antwort auf eine Behandlung mit Nintedanib aufgezeichnet wurde, identifizierte Proteinsignaturen, die unterschiedliche Reaktionen auf die Behandlung abbildeten. Die Signaturen konnten benutzt werden, um das Fortschreiten der Erkrankung zu prognostizieren, und waren mit ECM-Merkmalen assoziiert. Somit könnten in Zukunft CT-Scans einen Aufschluss über molekularbiologische Vorgänge zulassen und wären ein vielversprechendes Werkzeug, um ein Behandlungsansprechen zu evaluieren.
All diese Fortschritte werden uns näher zu personalisierten Therapieansätzen bringen, resümierte Funke-Chambour. Eine der grundlegenden Erkenntnisse der Forschungen sind die Existenz und Basis der verschiedenen IPF-Phänotypen. In Zukunft sollte gerade bei der Auswahl der Patient:innen für klinische Studien hierauf geachtet werden, da die große Heterogenität der Erkrankungen die vielen erfolglosen klinischen Studien erklären könnte. Auch der Einsatz von Kombinationstherapien wäre eine vielversprechende Option in zukünftigen Therapieansätzen.
Quelle:
Session „Interstitial lung diseases: Pitfalls in clinical trials in idiopathic pulmonary fibrosis“, „Choosing targetable pathogenetic pathways?“, Vortrag von Prof. Manuela Funke-Chambour, Bern; ERS 2024 am 8. September 2024
Referenzen:
Lederer DJ et al.: Idiopathic pulmonary fibrosis. N Engl J Med 2018; 378(19): 1811-23
Kolanko E et al.: The evolution of in vitro models of lung fibrosis: promising prospects for drug discovery. Eur Respir Rev 2024; 33(171): 230127
Adegunsoye A et al.: Genetics and genomics of pulmonary fibrosis: charting the molecular landscape and shaping precision medicine. Am J Respir Crit Care Med 2024; 210(4): 401-23
Jin C et al.: Single-cell RNA sequencing reveals special basal cells and fibroblasts in idiopathic pulmonary fibrosis. Sci Rep 2024; 14(1): 15778
Tsukui T et al.: Alveolar fibroblast lineage orchestrates lung inflammation and fibrosis. Nature 2024; 631(8021): 627-34
Oldham JM et al.: Proteomic biomarkers of survival in idiopathic pulmonary fibrosis. Am J Respir Crit Care Med 2024; 209(9): 1111-20
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