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Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP)

Inhalative Glukokortikoide bei Covid-19

Vor Kurzem sorgte die Meldung, dass das inhalative Kortikosteroid Budesonid vor schweren Covid-19-Verläufen schützen könnte, für Aufregung. Eine nationale Expertenrunde der ÖGP, bestehend aus Univ.-Prof. Dr. Marco Idzko, Wien, Univ.-Prof. Dr. Ernst Eber, Graz, Univ.-Doz. Dr. Bernd Lamprecht, Linz, Priv.-Doz. Dr. Fritz Horak, Wien, und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl, Wien, hat dazu nun eine offizielle Stellungnahme verfasst.

Die antientzündlich wirkenden inhalativen Glukokortikoide (ICS) sind die Basistherapie des Asthma bronchiale.1

Einige Studien wiesen nun auf eine verminderte pulmonale Expression des für den Eintritt von SARS-CoV-2 in die Zielzelle erforderlichen „Angiotensin Converting Enzyme 2“(ACE2)-Rezeptors bei Patienten mit Asthma und COPD, die eine Therapie mit ICS erhielten, hin.2–4 Zudem blockierten einige ICS in Zellkulturexperimenten die Replikation unterschiedlicher Coronaviren.5, 6

Studie zu Budesonid bei Covid-19

Eine erste, unverblindete, offene Phase-II-Studie mit einer kleinen Anzahl von Covid-19-Patienten zeigte einen Vorteil einer hochdosierten ICS-Therapie mit dem Wirkstoff Budesonid (1600μg/Tag) gegenüber der Standardtherapie hinsichtlich der Verringerung des Bedarfs einer Notversorgung aufgrund von Covid-19.7

Wichtig dabei ist, die interessanten, jedoch aus unserer Sicht lediglich Hypothesen generierenden Daten aus dieser kleinen Patientengruppe mit Vorsicht zu betrachten. Ebenso ist darauf hinzuweisen, dass der gewählte primäre Endpunkt (Notversorgung, Besuch der Notaufnahme oder Hospitalisierung) sehr subjektiv ist, da die Wahrnehmung des Krankheitsverlaufes vom Patienten abhängt. Unterschiede in objektiven Parametern, wie in der Sauerstoffsättigung oder der Reduktion der Virenlast, zeigten sich zwischen den Gruppen dagegen nicht. Zudem waren die Ursachen (wie z.B. akutes Nierenversagen, Ketoazidose, Verdacht auf Rippenfraktur) für den Arztbesuch in der Kontrollgruppe zu einem Großteil nicht primär Covid-19-assoziiert. Ebenso ist es möglich, dass Patienten, die eine Standardtherapie (ohne ICS) erhielten, ein höheresRisiko für einemögliche Komplikation hatten als jene, die einer Behandlung mit ICS zugeteilt waren. Passend dazu hatten alle drei Patienten der Kontrollgruppe, die über zunehmende Atembeschwerden klagten, unter Raumluft eine sehr gute Sauerstoffsättigung. Insgesamt wurde Budesonid sehr gut toleriert und es wurden keine Nebenwirkungen oder negative Effekte auf die Virus-Clearance beobachtet.

Ausdrücklich muss darauf hingewiesen werden, dass weitere, größere, verblindete, placebokontrollierte Studien benötigt werden, um mögliche positive Effekte einer ICS-Therapie bei Covid-19 zu bestätigen und eine Zulassung durch die EMA zu veranlassen.

Seriöse Schlussfolgerungen derzeit noch nicht möglich

Aufgrund der kleinen Anzahl von Studienteilnehmenden und der Tatsache, dass der primäre Endpunkt subjektiven Einflüssen unterlag, ist es derzeit noch nicht seriös möglich, endgültige Schlüsse für die frühzeitige Behandlung von Covid-19-Patienten mit ICS zu ziehen.

Zu vermeiden ist auch, die Ergebnisse dieser Phase-II-Studie auf die gesamte ICS-Substanzklasse zu projizieren. Derzeit sind außer zu Budesonid keine Daten für eine Behandlung von Covid-19-Patienten publiziert, ebenso ist kein ICS-haltiges Präparat für die Therapie von Covid-19 zugelassen.

Für Patienten mit Asthma ist eine regelmäßige ICS-Einnahme unerlässlich und die Versorgung dieser Patienten muss gewährleistet bleiben. Daher ist von einer breiten Off-Label-Behandlung von Covid-19-Patienten oder gar der Selbstmedikation durch Personen mit SARS-CoV-2-Infektion auch aus Sicht der Versorgungssicherheit von Patienten mit Asthma abzuraten.

Presseaussendung der ÖGP vom 20. April 2021

1 GINA Guidelines 2020: https://ginasthma.org/wp-content/uploads/2020/06/GINA-2020-report_20_06_04-1-wms.pdf ; zuletzt aufgerufen am 20.4.2021 2 Jackson DJ et al.: Association of respiratory allergy, asthma, and expression of the SARS-CoV-2 receptor ACE2. J Allergy Clin Immunol 2020; 146(1): 203-6 e3 3 Peters MC et al.: COVID-19-related genes in sputum cells in asthma. Relationship to demographic features and corticosteroids. Am J Respir Crit Care Med 2020; 202(1): 83-90 4 Maes TK et al.: COVID-19, asthma, and inhaled corticosteroids: another beneficial effect of inhaled corticosteroids? Am J Respir Crit Care Med 2020; 202(1): 8-10 5 Yamaya M et al.: Inhibitory effects of glycopyrronium, formoterol, and budesonide on coronavirus HCoV-229E replication and cytokine production by primary cultures of human nasal and tracheal epithelial cells. Respir Investig 2020; 58(3): 155-68 6 Matsuyama S et al.: The inhaled steroid ciclesonide blocks SARS-CoV-2 RNA replication by targeting the viral replication-transcription complex in cultured cells. J Virol 2020; 95(1): e01648-20 7 Ramakrishnan S et al.: Inhaled budesonide in the treatment of early COVID-19 (STOIC): a phase 2, open-label, randomised controlled trial. Lancet Respir Med 2021; doi: 10.1016/S2213-2600(21)00160-0

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