Innovation von heute für die Medizin von morgen
Unser Gesprächspartner:
Univ.-Prof. Dr. med. Lars-Peter Kamolz, MSc
Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie
Universitätsklinik für Chirurgie, Graz
E-Mail: lars.kamolz@medunigraz.at
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Medizinischer Fortschritt rettet Leben, erhöht die Lebensqualität und verringert Leiden. Um Innovation in der Medizin weiter voranzutreiben, kooperiert die Med Uni Graz eng mit externen Partner:innen, um nicht nur „pioneering minds“ auszubilden und zu fördern, sondern auch neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und marktreif zu machen. Univ.-Prof. Dr.Lars-Peter Kamolz, MSc, der den Bereich für Innovation an der Med Uni Graz koordiniert, steht im Rahmen eines Interviews Rede und Antwort.
Herr Professor Kamolz, wann wird aus einer neuen Idee eine Innovation?
L.-P. Kamolz: Im engeren Sinne resultieren aus Ideen erst dann Innovationen, wenn sie in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden, erfolgreich Anwendung finden und den Markt durchdringen. Innovation bedeutet für mich Gestaltung der Zukunft. Mit der Innovation von heute bestimmen wir die Medizin von morgen. Wenn wir als Standort Graz die Medizin der Zukunft mitgestalten wollen, müssen wir innovativ sein. Darüber hinaus tragen Innovationen im Gesundheitswesen zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, indem sie neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen und bestehende Branchen transformieren. Start-ups und etablierte Unternehmen investieren wiederum in Forschung und Entwicklung, um innovative Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, was zu mehr Arbeitsplätzen, Umsatzwachstum und einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit führt.
Was benötigt man, um Innovation zu fördern bzw. sie zu garantieren?
L.-P. Kamolz: Einerseits brauchen wir Menschen, die innovativ sind und über den Tellerrand hinausdenken. Eine Voraussetzung dafür ist ein Umfeld, das dies zulässt oder – besser noch – fördert. Wenn Ideen gut sind, müssen wir unsere Mitarbeiter:innen aktiv unterstützen und ihnen die Hilfestellung geben, die sie brauchen, damit aus dieser Idee wirklich ein Produkt oder eine Dienstleistung werden kann.
Die wichtigste Sprungfeder für erfolgreiche Innovation ist der Mensch selbst. Es ist das Mindset, die Offenheit für neue Ansätze, die gefördert und kultiviert werden muss. Das beginnt schon sehr früh, bei unseren Studierenden beispielsweise, bei denen das„Pflänzchen Innovation“ bereits gesät werden muss.
Daneben kommt aber auch der Vernetzung dieser Menschen mit anderen Menschen eine entscheidende Bedeutung zu. Man braucht heutzutage ein Netzwerk an kompetenten Partner:innen, die Innovator:innen dabei unterstützen, aus ihrer Idee Realität werden zu lassen. Dies ist einer der großen Vorteile, die wir hier an der Med Uni Graz haben. Uns steht genau dieses Netzwerk an kompetenten Partner:innen zur Verfügung. Das alles macht die Medizinische Universität Graz und die Medical Science City Graz aus – wir haben hier am Standort ideale Bedingungen, einerseits um innovativ zu sein, andererseits um Innovationen entwickeln und fördern zu können.
Was können Sie uns über die Kooperation in der Medical Science City berichten?
L.-P. Kamolz: Die Medical Science City ist für mich ein Wissenschafts- und Innovationsstadtteil, der sich darauf konzentriert, nicht nur die Medizin und die medizinische Versorgung von heute zu sichern, sondern auch die Medizin der Zukunft zu entwickeln und zu prägen. Hier am Standort sind entscheidende Player:innen wie die Med Uni Graz, das Universitätsklinikum, das Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in der Medizin (ZWT) und eine Vielzahl anderer wichtiger Partner:innen beheimatet, mit deren Hilfe und Unterstützung das „Pflänzchen Innovation“ wachsen und gedeihen kann. Dieser Standort bietet aber nicht nur Zugang zu erstklassiger Forschung und Infrastruktur, sondern auch zu einem breiten Netzwerk von Branchenakteur:innen, die Zusammenarbeit und Partnerschaften erleichtern. Dadurch und durch die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen, Förderprogramme und andere Maßnahmen konnten sich Graz und die Steiermark bereits in der Vergangenheit zu einem Zentrum für Gesundheitsinnovationen entwickeln. Um diesen erfolgreichen Weg fortsetzen zu können, ist es wichtig, weiterhin in Forschung und Entwicklung zu investieren, regulatorische Barrieren abzubauen und die Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Unternehmen und der Gesundheitsbranche zu fördern, um das volle Potenzial von Gesundheitsinnovationen auszuschöpfen und die Herausforderungen der Zukunft anzugehen.
Ein rezentes Beispiel ist die Firma Evomedis, die für die Entwicklung ihres neuartigen Zelltherapeutikums zur Behandlung von schweren Verbrennungen am ZWT II angesiedelt und kürzlich die „orphan drug designation“ der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) erhalten hat. Dabei handelt es sich um ein neu entwickeltes und patentiertes Verfahren, das von EVOMEDIS in Zusammenarbeit mit Forscher:innen und Mediziner:innen von Coremed, dem Zentrum für Regenerative Medizin und Präzisionsmedizin der Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH, der Med Uni Graz sowie der LMU München und dem Lehrstuhl für Tissue Engineering und Regenerative Medizin (TERM) Würzburg entwickelt wird.
Das Motto „Pioneering Minds“ der Med Uni Graz bedeutet für mich, dass die Med Uni Graz die Zukunft der Medizin und damit der Gesellschaft nachhaltig mitgestalten will; im Gesundheitsbereich ermöglichen Innovationen (wie neue Medikamente, Therapien, medizinische Geräte und diagnostische Verfahren) eine verbesserte Behandlung von Krankheiten und die Steigerung der Lebensqualität der Menschen. Durch die Integration von neuen Technologien können Ärzt:innen und medizinisches Fachpersonal schneller und präziser diagnostizieren, personalisierte Behandlungspläne erstellen und die Wirksamkeit von Therapien überwachen.
https://www.youtube.com/watch?v=eorrGBA6dm0
Quelle:
Pressemitteilung: „Lars-Peter Kamolz im Gespräch: Innovation von heute bestimmt die Medizin von morgen“, Med Uni Graz, Juli 2024
Das könnte Sie auch interessieren:
Hyperandrogenämie und „frozen ovary“
Das vermehrte Auftreten der männlichen Hormone im weiblichen Körper mit nachhaltigen klinischen Auswirkungen beginnt meist in der Pubertät, kann sich manchmal über die gesamte ...
Mysteriöser Verlust elastischer Fasern
Die Patientin wird im Juli 2023 erstmals mit kreisförmigen Veränderungen am Abdomen sowie gelegentlichem Juckreiz vorstellig. Eine Verdachtsdiagnose wird zunächst in der histologischen ...
Mitgefühlsbasierte Medizin
Das Thema Mitgefühl hat in den letzten Jahren zunehmend mehr Aufmerksamkeit im Bereich der Psychotherapie, aber auch der somatischen Medizin erhalten. Dies bezieht sich sowohl auf die ...