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Testosteron als Gamechanger?
Bericht:
Reno Barth
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Die Testosterontherapie bei älteren Männern mit niedrigem Testosteronspiegel war das zentrale Thema in der andrologischen Highlight-Session des EAU-Kongresses 2021. Aktuelle Daten zeigen eine eindrucksvolle Reduktion des Diabetesrisikos sowie der Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse und der Mortalität.
Als „Gamechanger“ wurde im Rahmen des diesjährigen EAU die kürzlich im „Lancet“ publizierte T4DM-Studie diskutiert, die den Einsatz von Testosteron in der Prävention von Typ-2-Diabetes (T2D) untersuchte. Dabei ging man von dem Befund aus, dass übergewichtige Männer mit hohem Diabetesrisiko häufig niedrige Testosteronspiegel im Serum aufweisen. T4DM war eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-IIIb-Studie mit einer Laufzeit von zwei Jahren, die an sechs australischen Zentren durchgeführt wurde. Eingeschlossen waren Männer im Alter von 50 bis 74 Jahren mit einem Bauchumfang von mehr als 95cm, einem Serumtestosteron von maximal 14,0nmol/l ohne pathologischen Hypogonadismus sowie einer eingeschränkten Glukosetoleranz oder einem neu diagnostizierten T2D. Die Probanden wurden in ein Programm zur Lebensstilmodifikation aufgenommen und erhielten randomisiert entweder Injektionen von Testosteron-Undecanoat (1000mg) oder Placebo zu Studienbeginn, nach sechs Wochen sowie danach alle drei Monate über zwei Jahre. Primäre Endpunkte waren die Prävalenz von T2D sowie die mittlere Veränderung im oralen Glukosetoleranztest in der Intention-to-treat-Population.
Zwischen 2013 und 2017 wurden jeweils rund 500 Männer in die Placebo- und die Verumgruppe aufgenommen. Nach zwei Jahren war es bei 87 (21%) der 413 noch in der Studie befindlichen Placebopatienten und 55 (12%) der 443 Probanden in der Verumgruppe zu einer Progression zum T2D gekommen (relatives Risiko 0,59; 95% CI: 0,43–0,80; p=0,0007). Der mittlere Zwei-Stunden-Wert im oralen Glukosetoleranztest ging in beiden Gruppen zurück, wobei die Reduktion in der Testosterongruppe signifikant ausgeprägter war. Der Effekt war unabhängig vom Testosteronspiegel bei Einschluss in die Studie. Allerdings kam es bei 106 (22%) der Probanden in der Testosterongruppe zu einem Anstieg des Hämatokrits über 54%, der als problematisch eingestuft wurde. Dies war in der Placebogruppe nur bei sechs Probanden der Fall. Im Gegensatz dazu war ein Anstieg des PsA um mindestens 0,75μg/ml mit 19% unter Placebo und 23% unter Testosteron in beiden Gruppen etwa gleich häufig.1
Im Rahmen der EAU-Highlight-Session unterstrich Prof. Dr. Maarten Alversen von der Universität Leuven die Problematik des in dieser Studie in einem randomisierten, kontrollierten Setting festgestellten erhöhten Hämatokrits. Da dieser das Risiko für thromboembolische Ereignisse erhöhe, limitiere er die Einsetzbarkeit der präventiven Testosterontherapie. Zumindest müsse man den Hämatokrit der Patienten engmaschig überwachen, wenn man sich zu Substitution von Testosteron entschließe.
Daten, die für die Vorteile einer Testosterontherapie bei älteren Männern mit niedrigen Testosteronspiegeln sprechen, kommen auch aus einer in Katar durchgeführten Kohortenstudie mit einer Laufzeit von zehn Jahren und mehreren Hundert symptomatischen hypogonadalen Teilnehmern mit Testosteronspiegeln ≤350ng/dl. In diesem nicht randomisierten Setting fanden die Autoren eine Reduktion der Gesamtmortalität, der kardiovaskulären Mortalität und der Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse. Bei vergleichbarem Framingham-Risiko bei Einschluss in die Studie kam es in der Testosterongruppe (n=412) zu 16 Todesfällen (3,9%) und keinen Myokardinfarkten oder Schlaganfällen. Bei Kontrollpatienten, die eine Hormonsubstitution ablehnten (n=393), kam es zu 74 Todesfällen (18,8%), 70 Myokardinfarkten (17,8%) und 59 Schlaganfällen (15%).2 Wie in einem weiteren Poster berichtet wurde, kam es unter Testosterontherapie auch zu einer Reduktion des Serumkreatinins und der Harnsäurespiegel sowie zu einer Erhöhung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (Abb. 1).3
Abb. 1: Glomuläre Filtrationsrate bei 321 hypogonadalen Männern unter einer Langzeittherapie mit Testosteron
Quelle:
EAU-Kongress 2021, virtuell vom 8. bis 12. 7. 2021
Literatur:
1 Wittert G et al.: Testosterone treatment to prevent or revert type 2 diabetes in men enrolled in a lifestyle programme (T4DM): a randomised, double-blind, placebo-controlled, 2-year, phase 3b trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2021; 9(1): 32-45 2 Al-Qudimat A et al.: Long-term testosterone therapy improves renal function in men with hypogonadism: A real-life prospective controlled registry. EAU 2021, P0530 3 Al-Qudimat A et al.: Less mortality and less major adverse cardiovascular events (MACE) under long-term testosterone therapy (TTh): 15-year data from a prospective controlled registry study. EAU 2021; P0532
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