
Covid-Impfung: Nebenwirkungen sind heißes Eisen
Wien - Sie sind die ständigen Begleiter, seit es Impfungen gegen Covid-19 gibt, und sorgen nicht selten für hitzige Debatten für und wider die Immunisierung: die möglichen Nebenwirkungen der Vakzine. Laut dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) sind im Zeitraum vom 27.12.2020 bis zum 31.12.2021 hierzulande 42.618 Meldungen von vermuteten Nebenwirkungen im zeitlichen Zusammenhang mit einer Covid-Impfung eingegangen. Gemessen an der Zahl der verabreichten Impfdosen ist dieser Wert „überraschend gering“, analysiert Prof. Michael Kundi vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien.
Die Impfungen gegen Covid-19 haben die Meldestatistiken beim BASG zuletzt deutlich in die Höhe getrieben: Während im Jahr 2020 insgesamt – also über alle Arzneimittel hinweg – 13.258 Einzelfallmeldungen zu Nebenwirkungen erfasst worden sind, gab es im Vorjahr allein im Zusammenhang mit den Covid-Impfungen 42.618 Einträge, die von Ärzten, Patienten, Apotheken oder Angehörigen anderer Gesundheitsberufe deponiert wurden. Was auf den ersten Blick nach einer sprunghaften Steigerung aussieht, birgt für den Public-Health-Experten Michael Kundi von der MedUni Wien aber eine Überraschung ganz anderer Art. Um die Daten richtig einzuordnen, müsse berücksichtigt werden, dass es noch nie eine vergleichbare Aktion bei einem anderen Medikament oder einer anderen Impfung gegeben habe, „wo praktisch die gesamte Bevölkerung aufgerufen wurde, sich immunisieren zu lassen“. Bislang seien rund 17,5 Millionen Dosen verimpft worden – „das ist eine gewaltige Zahl“, so Kundi. Und weiter: „Es werden bei Weitem nicht alle Nebenwirkungen gemeldet. Aus den Zulassungsstudien wissen wir, dass es bei den Covid-Impfstoffen bei 70 bis 80 Prozent der Patienten irgendeine Art von Nebenwirkungen gibt. Diese Präparate sind reaktogener als andere.“ Würden all diese Menschen ihre Impfreaktionen einmelden, „würde das System zusammenbrechen“. Fazit: „Ich bin überrascht, dass es so wenige Meldungen gibt“, fasst Kundi gegenüber universimed.com zusammen.
Nebenwirkungen entsprechen Zulassungsstudien
Ein Grund dafür könnte darin liegen, dass die häufigsten Reaktionen „fast genau jenen Nebenwirkungen entsprechen, die auch aus den Zulassungsstudien bekannt sind“, folgert der Experte. Laut BASG-Bericht klagen die Patienten vor allem über Fieber, Kopfweh, Schmerzen an der Impfstelle, Müdigkeit, Gelenkschmerzen und Schüttelfrost. Über derartige Folgeerscheinungen würden die Menschen im Vorfeld der Impfung durch das ärztliche Gespräch und den Fragebogen, den der Patient ausfüllen muss, informiert. Tritt eine entsprechende Impfreaktion dann ein, wird sie – weil erwartet – vom Betroffenen seltener gemeldet. Insofern sei im Sinne der Aufklärung der Bevölkerung vieles richtig gemacht worden, meint Kundi.
Daten werden an die EMA übermittelt
Beim BASG verweist man auf die sehr niederschwellig konzipierte Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden. Dies könne sowohl schriftlich per Formular als auch über eine Hotline erfolgen. Ziel sei es, die Angaben möglichst transparent zu erfassen. Nach erfolgter Bearbeitung und Begutachtung werden die Daten an die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) weitergeleitet. Damit stehen sie auch allen anderen nationalen Arzneimittelbehörden und der europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde zur laufenden Überwachung der Sicherheit zur Verfügung.
Aus der Zusammenschau der Meldungen aller EU-Mitgliedsstaaten ergeben sich somit „Signale“ für relevante, bisher nicht erkannte Nebenwirkungen, heißt es beim BASG. Der Ausschuss für Risikobewertung in der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) analysiere alle Aspekte, die für die Sicherheit und Wirksamkeit eines Impfstoffs relevant sind. Gegebenenfalls würden neue Nebenwirkungen in die Fach- und Gebrauchsinformation des jeweiligen Impfstoffs aufgenommen.
Autor:
Evelyn Holley-Spieß
Weitere Infos: BASG-Bericht