Real-World-Daten: Cemiplimab beim Basalzellkarzinom
Bericht:
Dr. med. Norbert Hasenöhrl
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Bisher gab es nach Versagen von Hedgehog-Inhibitoren bei lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom kaum Optionen für eine Zweitlinientherapie. Das könnte sich nun mit dem Checkpoint-Inhibitor Cemiplimab ändern.
«Das Basalzellkarzinom, kurz BCC, ist das häufigste Malignom des Menschen», berichte Dr. med. Oded Icht, Rabin Medical Center, Israel. Die grosse Mehrheit der Patienten kann mit lokaler Therapie – Resektion oder Bestrahlung – geheilt werden. Aber ungefähr 1% der Betroffenen benötigt eine systemische Behandlung. In erster Linie besteht diese aus Inhibitoren des sogenannten Hedgehog-Signalwegs, der bei BCC abnorm aktiviert ist. Dies sind Therapeutika wie Vismodegib oder Sonidegib. Die Ansprechraten betragen 30 bis 60%, die durchschnittliche Ansprechdauer liegt bei 26 Monaten. «Allerdings zeigen die meisten systemisch behandelten Patienten eine Progression oder vertragen Hedgehog-Inhibitoren (HHI) nicht. Unerwünschte Wirkungen sind unter anderem Muskelspasmen, Übelkeit, Erbrechen und Alopezie», berichtet der Onkologe.
Phase-2-Studie
2021 erschien eine Phase-2-Studie zum Einsatz von Cemiplimab als Zweitlinientherapie bei lokal fortgeschrittenem BCC nach Versagen von HHI.1 Bei Cemiplimab handelt es sich um einen PD-1-Antikörper und somit um einen Checkpoint-Inhibitor. Die Teilnehmer mussten die bestätigte Diagnose eines invasiven BCC und eine Progression unter HHI, eine HHI-Unverträglichkeit oder eine maximal stabile Erkrankung nach neun Monaten HHI-Behandlung aufweisen. Der ECOG Performance Status (eingeführt von der Eastern Cooperative Oncology Group, ECOG) musste bei 0 oder 1 liegen. Der primäre Endpunkt war die Ansprechrate, beurteilt durch eine unabhängige zentrale Reviewstelle.1
Insgesamt nahmen 84 Patienten an der Studie teil; die mediane Beobachtungszeit lag bei 15 Monaten. Die Gesamtansprechrate betrug 31%, wobei 6% komplett und 25% partiell ansprachen. Die Krankheitskontrollrate (sie erfasst alle Patienten mit komplettem oder partiellem Ansprechen oder stabiler Erkrankung) lag bei 80%. 76% hatten ein progressionsfreies Überleben (PFS) von sechs Monaten, 57% ein PFS von zwölf Monaten. Toxizitäten der Grade 3 oder 4 traten bei 48% auf – die häufigsten waren Hypertonie und Kolitis.1
Real-World-Erfahrung
Mittlerweile wurde auch der Einsatz von Cemiplimab dokumentiert. «Wir haben eine Real-World-Studie an fünf akademischen Zentren in Israel gemacht, wobei die Behandlung mit Cemiplimab im Rahmen eines ‚compassionate care program‘ erfolgte», erklärte Icht. Auch hier war die Indikation das Versagen oder die Unverträglichkeit eines HHI, wobei Wirksamkeit und Sicherheit vom behandelnden Onkologen beurteilt wurden. Cemiplimab wurde in einer Dosis von 350mg i.v. alle drei Wochen gegeben, bis eine Progression oder eine inakzeptable Toxizität auftrat. Die Kohorte bestand aus zehn Patienten (acht Männern und zwei Frauen) im medianen Alter von 79 Jahren. Die Lokalisation des Primärtumors war bei sechs von ihnen an Kopf oder Hals, bei zwei am Stamm und beim Rest sowohl an Kopf oder Hals als auch am Stamm. Bei acht Patienten war der Tumor lokal fortgeschritten, bei einem Patienten hatte er metastasiert und ein Patient hatte ein Gorlin-Syndrom (genetisch bedingte multiple Tumoren). Alle Patienten hatten eine Vortherapie, zwei von ihnen auch eine zweite erhalten.
Während der Datenerhebung entwickelte keiner der Patienten ein komplettes Ansprechen, allerdings hatten sechs ein partielles Ansprechen und bei dreien war die Erkrankung stabilisiert. Somit lag die Krankheitskontrollrate bei 90%, die Gesamtansprechrate bei 60%. Einer der Patienten zeigte eine Progression. Die mediane Therapiedauer lag bei 8,6 Monaten, die mediane Zahl der verabreichten Zyklen bei zwölf. Abbildung 1 zeigt den Therapieverlauf der einzelnen Patienten.
Abb. 1: Therapieverlauf unter Cemiplimab (Quelle: Icht)
«Was unerwünschte Wirkungen angeht, so hatten wir nur eine hochgradige Toxizität – ein bullöses Pemphigoid –, die einen Therapieabbruch erforderte», berichtete Icht. Andere Toxizitäten waren niedriggradig (Asthenie, Dermatitis, Infusionsreaktion und Hypothyreose). Die Limitationen dieser Studie bestehen dem Experten zufolge in der geringen Patientenzahl und der Tatsache, dass es sich um eine recht heterogene Kohorte handelte.
«Wir können zusammenfassend sagen, dass Cemiplimab in dieser Kohorte mit lokal fortgeschrittenem BCC eine vielversprechende Aktivität zeigte. Cemiplimab war relativ sicher und ist ein gangbarer Weg für ältere Patienten. Die Frage, ob das Medikament in Kombination mit anderen Therapien, wie z.B. HHI, verabreicht werden kann und soll, muss noch geklärt werden», so Icht abschliessend.
Quelle:
Icht O: Second line cemiplimab for locally advanced basal-cell carcinoma – a real-world multi-center experience. EADV 2022, resentation ID D2T01.3D
Literatur:
1 Stratigos AJ et al.: Lancet Oncol 2021; 22(6): 848-57
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