Neuartige Substanz gegen AD an Kopf und Hals
Bericht:
Dr. med. Norbert Hasenöhrl
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Erstmals konnte mit einem monoklonalen Antikörper gegen das T-Zell-Antigen OX40 ein anhaltender Erfolg gegen atopische Dermatitis – auch im Kopf-Hals-Bereich – erzielt werden.
Die Dermatitis von Kopf und Hals («head and neck dermatitis», HND) ist eine klinische Variante der atopischen Dermatitis (AD) und wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus. Die Kopf-Hals-Region ist stärker der Umwelt exponiert als andere Körperregionen und reagiert somit auch stärker auf Umweltreize. Gleichzeitig ist sie auch schwieriger zu behandeln als andere Körperstellen.
«AD ist – insbesondere im Kopf-Hals-Bereich – mit hohen Raten an allergischer und Kontaktdermatitis assoziiert, was – zusätzlich zur dominanten Aktivierung des Th2-Signalwegs – auch mit der Aktivierung der Th17- und Th1-Signalwege einhergehen kann», erklärte Prof. Dr. med. Emma Guttman-Yassky, Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, USA. Ein Auftreten oder eine Exazerbation von HND wurden auch bei Hemmung des IL-4-Rezeptors beobachtet.1, 2
Pathophysiologie
OX40 ist ein kostimulatorisches Molekül, das nicht nur auf Th2-Zellen, sondern auch auf anderen Subsets von T-Zellen wie Th1, Th17 oder Th22 exprimiert wird, und das bei AD-Patienten hinaufreguliert ist.3 Die neue Substanz Rocatinlimab hemmt – als erster Vertreter einer neuen Substanzklasse – OX40-exprimierende Zellen und reduziert ihre Anzahl. Sie hat das Potenzial, die lokale und systemische Entzündung, die der AD-Pathologie zugrunde liegt, zu reduzieren, und könnte eine wirksame Therapie der AD, einschliesslich der HND, darstellen.4
Phase-2b-Studie und Post-hoc-Analyse
In einer Phase-2b-Studie (NCT03703102) wurde Rocatinlimab bei Erwachsenen mit chronischer AD evaluiert (Studiendesign s. Abb. 1).
Abb. 1: Studiendesign (Quelle: Guttman-Yassky, Studiendaten siehe www.clinicaltrials.gov )5
«Diese Ergebnisse wurden bereits präsentiert. Wir haben aber nun in einer Post-hoc-Analyse die Ergebnisse für HND aus dieser Arbeit analysiert», so Guttman-Yassky weiter. Tatsächlich war HND unter den 274 Patienten sehr häufig – sie trat bei 219 (79,9%) von ihnen auf. Diese Patienten hatten einen EASI-Punktewert von ≥1,6. Dies erklärt sich daraus, dass das Einschlusskriterium für die Studie ein EASI-Score von ≥16 ist und der Hals- und Nacken-Bereich im EASI-Score als etwa 10% der Körperoberfläche gewertet wurde. Es handelte sich damit – sowohl bei der AD insgesamt als auch bei der HND – um mittelschwere bis schwere Fälle. In der Gesamtgruppe lag der durchschnittliche EASI-Score zwischen 30 und 35, in der HND-Gruppe betrug der durchschnittliche Score für die H&N-Region zwischen 3,4 und 4,0, wobei die Gruppen gut ausbalanciert waren.
Anhaltende Besserung
«Wir haben gesehen, dass zu allen Zeitpunkten, von Woche 16 bis Woche 56 (Wochen 16, 24, 36 und 56), die Rocatinlimab-Gruppen eine signifikant stärkere Reduktion des EASI-Scores hatten als die Placebogruppe. Und das Ansprechen in jeder einzelnen Gruppe verstärkte sich noch bis zu Woche 36», betonte Guttman-Yassky. Nach Woche 36 bis Woche 56 erhielten die Patienten keine Medikamente mehr. Das Ansprechen zu Woche 56 blieb jedoch auf demselben Niveau wie in Woche 36.
Die Sicherheitsanalyse wurde bereits zuvor präsentiert. Am häufigsten traten Fieber, Nasopharyngitis, AD-Exazerbationen, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Übelkeit auf. «Allerdings waren einige dieser Symptome, wie Nasopharyngitis oder AD-Exazerbationen, in der Placebogruppe häufiger als in den Verumgruppen», ergänzte die Expertin. In der Post-hoc-Analyse traten keine zusätzlichen Sicherheitssignale auf.
«Wir können zusammenfassend sagen, dass Rocatinlimab gut vertragen wurde und Placebo in der Therapie der AD und der HND signifikant überlegen ist. Vor allem die Ansprechdauer ist bisher einmalig unter den AD-Therapien und deutet vielleicht auf eine Modifikation des Krankheitsverlaufs hin. Dies ist die erste Studie, die eine Verbesserung bei schwer zu behandelnder HND mit einem monoklonalen Antikörper gegen OX40 zeigt. Rocatinlimab ist somit eine potenzielle neue Behandlungsoption für atopische Dermatitis», schloss Guttman-Yassky.
Quelle:
Guttman-Yassky E: Rocatinlimab demonstrates improvements in head and neck atopic dermatitis in patients with moderate to severe disease in a phase 2 trial. EADV 2022, presentation ID D1T01.3H
Literatur:
1 Draelos ZD: Curr Med Res Opin 2008; 24(4): 985-94 2 Chiricozzi A et al.: Immunotargets Ther 2020; 9: 151-6 3 Furue M, Furue M: J Clin Med 2021; 10(12): 2578 4 Nakagawa H et al.: J Dermatol Sci 2020; 99(2): 82-9 5 https://clinicaltrials.gov/ct2/show/results/NCT03703102?term=NCT03703102, abgerufen am 9.9.2022
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