Teledermatologie in Schweizer Spitälern
Digitale Gesundheitsangebote sind mittlerweile fest im medizinischen Alltag etabliert und erfreuen sich insbesondere in der Dermatologie zunehmender Beliebtheit. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass Hautkrankheiten oft durch Blickdiagnosen erkannt werden können. Während der Corona-Pandemie hat die Teledermatologie einen signifikanten Aufschwung erlebt, und sowohl die synchronen Videosprechstunden als auch die asynchrone Teledermatologie gewinnen an Bedeutung. Im klinischen Alltag setzen immer mehr Krankenhäuser digitale Gesundheitsservices ein, um die Versorgung zu optimieren und dem drohenden Versorgungsengpass entgegenzuwirken.
Keypoints
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Die Teledermatologie wird in Schweizer Spitälern inzwischen flächendeckend eingesetzt und bietet sowohl Patient:innen als auch Dermatolog:innen Zeitersparnis und grössere Flexibilität.
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Die Anzahl der Online-Anfragen an das Universitätsspital Zürich hat sich im letzten Jahr verdoppelt.
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Lediglich 15% der Patient:innen, die teledermatologisch erstbegutachtet werden, müssen vor Ort begutachtet werden, bevor eine Diagnose gestellt bzw. eine Therapie begonnen werden kann.
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Die Telemedizin bewährt sich vor allem bei häufigen Krankheitsbildern, wie, im Falle der Dermatologie, Akne, Rosacea oder Ekzemen.
Die Bedeutung der Digitalisierung im Klinikalltag nimmt kontinuierlich zu und trägt dazu bei, die medizinische Versorgung zu verbessern und zu erleichtern. Eine nachhaltige Revolution des klinischen Alltags mit digitalen Lösungen erfordert jedoch Zeit, da Veränderungen aufgrund der Komplexität unseres Versorgungssystems oft schwierig sind. Trotzdem bietet die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen viele Chancen für eine nachhaltige und effiziente Versorgung. Immer mehr Kliniken greifen mittlerweile auf digitale Gesundheitsservices zurück, insbesondere dank Entwicklungen in der Telemedizin und mobiler Technologie. Diese Services umfassen Gesundheits-Apps, telemedizinische Dienste, Online-Apotheken und Patientenportale, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern und eine personalisierte, digitale Betreuung bieten können.
Flächendeckende Versorgung dank digitaler Ansätze
Die Teledermatologie wird in Schweizer Spitälern mittlerweile flächendeckend eingesetzt. So offerieren beispielsweise die Universitätsspitäler in Zürich und Basel, das Stadtspital Zürich, das Kantonsspital Luzern und das EOC Bellizona digitale Sprechstunden. Das Universitätsspital Zürich (USZ) bietet seinen Patient:innen seit 2020 eine Online-Hautberatung und hat zwischenzeitlich viele tausend Patienten digital betreut, zuletzt konnte die Klinik die Patientenanzahl verdoppeln (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Online-Anfragen an das Universitätsspital Zürich
Teledermatologie bei den Nachbarn
Auch in den Nachbarländern setzt man auf digitale Lösungen. Das Klinikum der Universität München (LMU) bietet neu eine Teledermatologie-Sprechstunde an, bei der Fachärztinnen und Fachärzte der Dermatologischen Klinik eine schnelle und präzise Diagnose sowie Behandlung anbieten. Patient:innen laden dazu Fotos ihrer Hautveränderungen hoch und erhalten innerhalb weniger Stunden eine individuelle Diagnose und einen Behandlungsplan. Bei Bedarf wird ein Rezept ausgestellt oder Medikamente werden direkt per Online-Apotheke nach Hause gesendet. «Die Digitalisierung ist aus unserem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir freuen uns, unseren Patient:innen eine Online-Sprechstunde anbieten zu können», so Prof. Dr. med. Lars E. French, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie. Die Teledermatologie muss als ergänzendes Angebot und nicht als Ersatz der herkömmlichen Sprechstunde betrachtet werden.
Bei 15% ist eine Vor-Ort-Vorstellung notwendig
Viele digitale Beratungen können so komplett online durchgeführt werden. In etwa 15% der Fälle ist eine Vor-Ort-Vorstellung der Patient:innen notwendig, um die Diagnose zu bestätigen oder eine Behandlung vor Ort durchzuführen. Dann können die Patient:innen direkt in die entsprechenden Spezialsprechstunden einbestellt werden, um beispielsweise eine notwendige Operation oder Systemtherapie durchzuführen.
Auch bei bekannten Vor-Ort-Patienten in den Kliniken können Verlaufskontrollen digital durchgeführt werden. Insbesondere bei chronischen Hauterkrankungen können den Patient:innen so regelmässige Arztbesuche erspart werden.
Die Vorteile für Patient:innen und Dermatolog:innen sind vielfältig, da die Technologie einen verbesserten Zugang zu Hautärzten ermöglicht, die Behandlung von Hautproblemen beschleunigt und die Effizienz insbesondere in unterversorgten Gebieten erhöht. Die Teledermatologie hat sich besonders bei häufigen Erkrankungsbildern wie Akne, Rosacea und Ekzemen bewährt. Neben dem Nutzen für Patient:innen bietet die Teledermatologie auch den Dermatolog:innen Vorteile, da sie ihre Patient:innen zeitnah unterstützen und räumlich flexibel arbeiten können, was insbesondere in Zeiten von Fachärztemangel eine Entlastung darstellt.
Pilotprojekt in Schweizer Gefängnissen
Die flächendeckende teledermatologische Versorgung ermöglicht auch die Etablierung alternativer Versorgungsmodelle für zuweisende Hausärzt:innen, Pflegeinstitutionen, Apotheken und auch Gefängnisse. Einige Einrichtungen in der Schweiz und auch in Deutschland nutzen bereits die Möglichkeit, Insassen teledermatologisch zu versorgen. Die Gefängnisärzte müssen lediglich Fotos der Hautveränderung sowie einige Informationen zum Gesundheitszustand des Patienten an die Dermatolog:innen der regionalen Klinik senden. Innerhalb weniger Stunden erhalten die Gefängnisärzte eine Diagnose und einen Behandlungsplan. Bei Bedarf können notwendige Medikamente auf direktem Weg versendet werden. Insassen mit Hauterkrankungen erhalten so eine hochwertige dermatologische Versorgung. Neben den Insassen profitieren auch die Justizvollzugsanstalten selbst von der Zusammenarbeit. Finanzielle und zeitliche Ressourcen können eingespart werden. In der Regel müssen Insassen von zwei Mitarbeitenden zu einem Arztbesuch begleitet werden. Denn in den meisten Gefängnissen arbeiten keine Fachärzte. Für jeden Hautarztbesuch müssen die Insassen das Gefängnis verlassen. Durch digitale Konsultationen ist dies nicht mehr notwendig. Zusätzlich erhöht sich die Sicherheit des Gefängnispersonals und der Bevölkerung, da die Insassen das Gefängnis nicht verlassen.
Fazit
Die Integration der Teledermatologie in den Alltag von Kliniken birgt zahlreiche Chancen sowohl für Patient:innen als auch Ärzt:innen und ermöglicht zudem die Etablierung alternativer Versorgungsmodelle.
Trotz der vielen Möglichkeiten müssen stetige Herausforderungen bewältigt werden, um sicherzustellen, dass die Versorgung für alle zugänglich und effektiv ist. Die Einbeziehung der Patient:innen bei der Gestaltung der Dienste ist dabei von grosser Bedeutung, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird.
Literatur:
● Maul LV et al.: Acceptance of teledermatology compared to in-person consultation from the providers’ and users’ perspectives. Journal 2023; (noch nicht publiziert) ● Greis C: Plattformen und Ökosysteme in der Dermatologie. In: Matusiewicz D (Hg.): Plattformen und Tech-Giganten im Gesundheitswesen. MWV 2023 ● Augustin M et al.: S2k-Guideline for Teledermatology. J Dtsch Dermatol Ges 2021; doi: 10.1111/ddg.14615 ● Greis C et al.: Unmet digital health service needs in dermatology patients. J Dermatol Treat 2018; 29(7): 643-7
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