Typ-2-Diabetes erhöht Risiko für vaskuläre Demenz, nicht aber für Alzheimer
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Typ-2-Diabetes gilt seit Längerem als Risikofaktor für Demenzerkrankungen. Und das in einem solchen Ausmaß, dass für Morbus Alzheimer bereits eine Ätiologie als „Typ-3-Diabetes“ diskutiert wurde. Nun bringt eine große Beobachtungsstudie ein überraschendes Ergebnis: Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes war zwar das Risiko für eine vaskuläre Demenz deutlich und signifikant erhöht, nicht aber jenes für eine Alzheimererkrankung.
Beziehung Demenz und Typ-2-Diabetes
Für die Studie wurden Daten von 378299 Personen mit Typ-2-Diabetes mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren aus dem Swedish National Diabetes Register mit mehr als einer Million hinsichtlich Geschlecht und Alter gematchter Kontrollen aus der Normalbevölkerung im Hinblick auf die Inzidenz von Demenz im Allgemeinen sowie vaskulärer und nichtvaskulärer Demenz im Speziellen verglichen. Damit schließt die Studie eine bedeutende Informationslücke, da die Beziehungen zwischen Typ-2-Diabetes und den unterschiedlichen Demenzformen bislang nur unzureichend erforscht wurden. Des Weiteren wurde untersucht, ob die gefundenen Assoziationen von der erreichten glykämischen Kontrolle, gemessen über das HbA1c, abhängen. Die Daten wurden hinsichtlich einer Reihe von Faktoren wie Geschlecht, Alter, Bildungsstand, Einkommen, Familienstand, Body-Mass-Index, bekannten Komorbiditäten und Risikofaktoren wie Blutdruck, Blutfette, Nieren- und Leberfunktion sowie Medikamenteneinnahme adjustiert.
Durchaus deutliche Risikoerhöhung
Über ein Follow-up von durchschnittlich 7 Jahren entwickelten 21651 (fast 6%) der Personen mit Typ-2-Diabetes sowie 98723 (mehr als 5%) der Kontrollen eine Demenzerkrankung. Die stärkste Assoziation wurde für vaskuläre Demenz gefunden. Hier führte Typ-2-Diabetes im Vergleich zu den Kontrollen zu einer Risikoerhöhung um 36% (HR: 1,36 [95% CI: 1,03–1,09]). Aber auch eine nicht vaskuläre Demenz war mit T2D assoziiert, dies jedoch deutlich schwächer (HR: 1,08 [95% CI: 1,04–1,12]). Interessanterweise stellte sich heraus, dass ein Zusammenhang von Alzheimerdemenz und Diabetes Typ 2 schwach negativ ausfiel. Dies bedeutet, dass T2D-Patienten ein geringfügig geringeres Risiko aufwiesen, an Alzheimer zu erkranken, als gesunde Kontrollen (HR: 0,92 [95% CI: 0,87–0,98]).
Gut kontrollierter HbA1c entscheidender Faktor
Wurden die Analysen hinsichtlich des HbA1c stratifiziert, so zeigte sich ein von der Kontrolle des HbA1c abhängiger Effekt für alle Demenzformen. Ein schlecht kontrollierter Diabetes (HbA1c über 10%) führte im Vergleich zu einem gut kontrollierten Diabetes (HbA1c unter 6,9%) zu einer Erhöhung des Alzheimerrisikos um rund ein Drittel (HR: 1,34 [95% CI: 1,03–1,75]) sowie zu einer Verdoppelung des Risikos für eine vaskuläre Demenz (HR: 1,93 [95% IC: 1,53–2,42]). In einer Landmarkanalyse nach drei Jahren blieben die Assoziationen für die vaskuläre und nichtvaskuläre Demenz bestehen, während sie für die Alzheimerdemenz verschwanden.
Die Autoren betonen auch, dass ungeachtet der deutlichen Erhöhung des relativen Risikos das absolute Demenzrisiko in ihrer Kohorte dennoch gering war. Alles in allem zeigen die Daten jedoch die Bedeutung einer guten Blutzuckerkontrolle. „Zudem haben Diabetes und Demenz gemeinsame Risikofaktoren, die zu diesen Assoziationen beitragen können – wie Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel. Ein um 36 Prozent erhöhtes Demenzrisiko sollte schon Motivation sein, sich über Prävention Gedanken zu machen, zumal es keine Therapie für Demenz gibt“, kommentierte Studienautor Prof. Dr. Naveed Sattar von der University of Glasgow.
Quelle:
Celis-Morales C et al.: Glycated haemoglobin, type 2 diabetes and the links to dementia and its major subtypes: findings from the Swedish National Diabetes Register. Presented at EASD 2020, Oral Presentation 6
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