Jüngere Patient:innen profitieren mehr von Absetzen der Therapie

In der EURO-SKI-Studie wurde prospektiv und multizentrisch das Absetzen der TKI-Therapie bei Patient:innen mit CML untersucht. 61% der Patient:innen waren nach 6 Monaten und 50% nach 24 Monaten weiterhin in molekularer Remission. Ein sekundärer Endpunkt, die Lebensqualität der Patient:innen, wurde beim EHA-Kongress präsentiert.

Das Absetzen der Tyrosinkinaseinhibitor(TKI)-Therapie ist für Patient:innen mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) eine Option bei tiefem, langanhaltendem Ansprechen. Die Therapiefreiheit hat möglicherweise einen Einfluss auf die Lebensqualität der Patient:innen, allerdings besteht keine ausreichende Evidenz zu dieser Annahme. In der EURO-SKI-Studie wurden daher die Lebensqualität ‒ erhoben mit dem EORTC-QLQ-C30-Fragebogen ‒ sowie die Belastung durch Fatigue ‒ erhoben mit dem FACIT-F-Fragebogen ‒ für verschiedene Altersklassen ausgewertet.

Die langfristige Lebensqualität von CML-Patient:innen unterscheidet sich, laut älteren Untersuchungen, innerhalb der Altersklassen. Körperliche Bereiche wurden von jüngeren Patient:innen der Altersgruppen 18‒39 sowie 40‒59 Jahre als deutlich schlechter im Vergleich zu den älteren Patient:innen der Altersgruppen 60‒69 sowie ≥70 Jahre eingestuft. Patient:innen der beiden älteren Gruppen gaben vergleichbare körperliche Zufriedenheit an wie die Allgemeinbevölkerung. In der Population der EURO-SKI-Studie wurde bezüglich der körperlichen Funktionen und der gesamten gesundheitsbezogenen Lebensqualität sogar eine bessere Bewertung der CML-Patient:innen im Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung festgestellt. Zur Zeit des Absetzens der Therapie wurde auch die Fatigue als eher weniger beeinträchtigend von den Patient:innen empfunden als von der Allgemeinbevölkerung. Aufgeschlüsselt nach Altersgruppen zeigten die jüngeren Patient:innen im Alter von 18‒59 Jahren eine signifikante Abnahme der Fatigue über das erste Jahr nach Absetzen der Therapie, während die Fatigue von älteren Patient:innen als gleichbleibend (60‒69 Jahre) oder signifikant zunehmend (≥70 Jahre) angegeben wurde. Schmerzen waren nur in der Altersgruppe 18‒39 Jahre gleichbleibend und nahmen in den anderen Altersgruppen signifikant innerhalb von 12 Monaten zu. Die Belastung durch Diarrhoe ging in allen Altersgruppen signifikant zurück, ebenso Übelkeit und Erbrechen. Die kognitive Funktion verbesserte sich mit Therapieabsetzen für Patient:innen im Alter von 18-39 Jahren signifikant und blieb gleich für andere Altersgruppen.

Patient:innen, die ab dem Therapieabsetzen 6 Monate ohne Krankheitsrückfall waren, gaben über diesen Zeitraum in den 4 Altersgruppen eine klinisch relevante Verschlechterung der Alltagsbewältigung in 4% (18‒39 Jahre), 21% (40‒59 Jahre), 26% (60‒69 Jahre) und 43% (≥70 Jahre) der Fälle an, eine klinisch relevante Verbesserung in 28%, 26%, 20% und 15% der Fälle. Bezüglich der Fatigue wurde eine klinisch relevante Verschlechterung von 12%, 27%, 30% und 35% der Patient:innen berichtet, eine klinisch relevante Verbesserung von 56%, 43%, 40% und 27%.

Die Autor:innen schlossen aus den Ergebnissen, dass Lebensqualität und Symptomlast für verschiedene Altersgruppen unterschiedlich zu bewerten sei. Die erwarteten Lebensqualitätsänderungen nach TKI-Absetzen seien, zusammen mit anderen Informationen, von kritischer Wichtigkeit für Patient:innen und ihre Behandler:innen, um zufriedenstellende Entscheidungen zu treffen.