Radioligandentherapie beim mCRPC
Bericht:
Dr. Ine Schmale
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Die zielgerichtete Radioligandentherapie mit 177Lu-PSMA-617 ist nach Androgenrezeptor(AR)-Inhibition eine Alternative zum Wechsel auf einen anderen AR-Inhibitor. Dies zeigt die Studie PSMAfore mit Erreichen ihres primären und wichtiger sekundärer Endpunkte.
In der offenen Phase-III-Studie PSMAfore erhielten Taxan-naive Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) 6 Zyklen 177Lu-PSMA-617 (q1w) oder Abirateron bzw. Enzalutamid, entsprechend der vorangegangenen Therapie. Randomisiert wurden 468 Patienten, die laut Einschlusskriterien ≥ 1 PSMA-positive Läsion aufwiesen und nach einer vorangegangenen Behandlung mit einem AR-Inhibitor der zweiten Generation progredient waren. Voraussetzung für den Studieneinschluss war außerdem, dass die Patienten Kandidaten für einen AR-Inhibitor-Wechsel, aber keine Kandidaten für eine PARP-Inhibitor-Therapie waren. Eine (neo-)adjuvante Chemotherapie > 12 Monate vor Studieneinschluss war erlaubt.
Die Patienten waren median 71–72 Jahre alt und hatten in den Studienarmen zu 50,9 % bzw. 55,6 % eine Behandlung mit Abirateron und zu 40,2 % bzw. 35,9 % eine Behandlung mit Enzalutamid erhalten. Zum Zeitpunkt der zweiten Interimsanalyse, die beim ESMO-Kongress präsentiert wurde, wiesen 21,8 % der Patienten im 177Lu-PSMA-617-Arm versus 62,4 % der Patienten im Kontrollarm einen radiologischen Progress auf. 84,2 % der im Kontrollarm progredienten Patienten wechselten zur Therapie mit 177Lu-PSMA-617.
Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt mit einer Reduktion des Risikos für einen radiologischen Progress um 57 % (HR = 0,43; 95% CI: 0,33–0,54; p < 0,0001). Im Median zeigten Patienten im 177Lu-PSMA-617-Arm ein radiologisches progressionsfreies Überleben (rPFS) von 12,02 Monaten versus 5,59 Monate im Kontrollarm. Ein Ansprechen wurde bei 50,7 % versus 14,9 % der Patienten beobachtet, mit einer medianen Dauer von 13,63 Monaten versus 10,05 Monate. 21,1 % versus 2,7 % der Patienten erreichten ein komplettes Ansprechen. Eine bestätigte Tumorschrumpfung um ≥ 50 % zeigten 57,6 % versus 20,4 % der Patienten. Auch die Zeit bis zum ersten symptomatischen skelettalen Ereignis (HR = 0,35; 95% CI: 0,22–0,57) und bis zur Verschlimmerung der Schmerzen (BPI-SF: HR = 0,69; 95% CI: 0,56–0,85; FACT-P: HR = 0,59; 95% CI: 0,47–0,72) war unter 177Lu-PSMA-617 gegenüber einem AR-Inhibitor verlängert.
Die zweite Zwischenanalyse bezüglich des Gesamtüberlebens (OS) zeigte für die Cross-over-adjustierte Auswertung einen Trend mit Vorteil für 177Lu-PSMA-617 (HR = 0,80; 95% CI: 0,48–1,33) und keinen Unterschied in der Auswertung der ITT-Population (HR = 1,16; 95% CI: 0,83–1,64). Es wurden im 177Lu-PSMA-617-Arm weniger häufig Nebenwirkungen Grad 3–4 (33,9 % vs. 43,1 %) und klinisch relevante Nebenwirkungen (20,3 % vs. 28,0 %) berichtet. Eine Dosisanpassung aufgrund von Nebenwirkungen wurde für 3,5 % versus 15,1 % der Patienten beschrieben. Es brachen 5,7 % versus 5,2 % der Patienten die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen ab.
Fazit: Die PSMAfore-Studie erreichte ihren primären Endpunkt. Nach Progress unter einem AR-Inhibitor wurde bei Taxan-naiven mCRPC-Patienten ein verlängertes rPFS unter Therapie mit 177Lu-PSMA-617 im Vergleich zum Wechsel auf einen anderen AR-Inhibitor beobachtet. Das Nebenwirkungsprofil war vorteilhafter unter der Radioligandentherapie.
Quelle:
Sartor O et al.: Phase III trial of [177Lu]Lu-PSMA-617 in taxane-naive patients with metastatic castration-resistant prostate cancer (PSMAfore). ESMO 2023, Abstr. #LBA13
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