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S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer Patient:innen

Ein wichtiges Thema: Vitamin D – aber die Evidenz ist niedrig

Ein Thema, das in der aktualisierten S3-Leitlinie zu Komplementärmedizin bei onkologischen Patient:innen sehr wichtig ist, ist die erneute Diskussion von Vitamin D.

In der ursprünglichen Version der Leitlinie gab es schon eine Empfehlung dazu, dass die Vitamin-D-Spiegel regelmäßig gemessen werden sollen. Damals wurde außerdem aus der Osteoporose-Leitlinie eine Dosisempfehlung entwickelt.

Mit der Fragestellung, ob eine tumorspezifische Verbesserung der Empfehlungen möglich ist, wurden nun die vorhandenen Daten noch einmal geprüft. Das Ergebnis ist enttäuschend: Leider ist die Studienlage extrem schlecht. So schlecht, dass es sogar nur wenige Studien zu Vitamin D in der Onkologie gibt, die überhaupt logisch aufgebaut sind. Und bei diesen wenigen waren die Endpunkte so verschieden, dass die Daten auch nichts zum Leitlinien-Update beitragen konnten.

Das Gute ist, dass nun feststeht, dass für Vitamin D in der Onkologie nur als Substitution bei Mangel eine explizite Empfehlung ausgesprochen werden kann.

Beifuß und Zeolithe: lieber nicht

Andere Themen, die von Patient:innen oft angesprochen werden, sind Beifuß und Zeolithe. Zu beiden gibt es eine gute Evidenzlage: Es gibt ausreichend Daten, aber keine, die einen Vorteil für die Patient:innen zeigen. Für Beifuß und Zeolithe muss also eine Warnung ausgesprochen werden. Gleiches gilt für den Wirkstoff Methadon oder Methadon in Kombination mit Chemotherapie. Es gibt keine Studien, die einen Vorteil beweisen. Ärzt:innen und Pflegekräfte müssen zu diesen Themen nun keine persönlichen Meinungen mehr äußern, sondern können sich auf die Leitlinie beziehen. So kann an komplementären Wirkstoffen vermieden werden, was nicht hilft und möglicherweise sogar schadet.

Patient:innen-Kommunikation

Das wichtigste Kapitel im Leitlinien-Update ist wahrscheinlich wieder das Kapitel zur Kommunikation mit Patient:innen. Patient:innen sollte Mut zugesprochen werden, und dazu gehört auch, ein mögliches Interesse an komplementärer Medizin anzusprechen, nachzufragen und bei Bedarf ein solides Beratungsangebot zu bieten. Das kann im klinischen Alltag eine Herausforderung sein.

Deswegen enthält die Leitlinie zum Beispiel auch einen Fragebogen, den man in der Praxis auslegen könnte, um das Thema Komplementärmedizin ins Gespräch zu bringen. Außerdem gibt es Fortbildungsangebote zu Komplementärmedizin, die Ärzt:innen zusätzlich zu den Informationen aus der Leitlinie in Anspruch nehmen können. Und auch Patient:innen können auf geeignete Informationen verwiesen werden, unter anderem auch online.

Das nächste Update

Das nächste Update ist schon geplant. In die aktuelle Langfassung der Leitlinie müssen gerade noch ein paar Vorschläge aus der Konsultationsphase eingearbeitet werden. Parallel dazu geht die Patient:innenfassung in die Konsultationsphase.

Etwa im Mai kann dann das nächste Update in Angriff genommen werden. Themen, die darin möglicherweise besonders in den Fokus gerückt werden sollen, sind die Phytotherapeutika, Akupunktur oder Yoga.


S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer PatientInnen. Version 2.01 – November 2023.

AWMF-Registernummer: 032-055OL

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