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Immuntherapie und Impfungen bei bakteriellen Erkrankungen
Jatros
30
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20.12.2018
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<p class="article-intro">Mit monoklonalen Antikörpern allein wird man keine suffiziente Prävention gegen bakterielle Infektionen betreiben können. Dazu bedarf es vor allem der Entwicklung neuer – und auch neuartiger – Impfstoffe.</p>
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<p class="article-content"><p>Die Prävention bakterieller Infektionen wird im Zeitalter zunehmender Antibiotikaresistenzen immer wichtiger.</p> <h2>Monoklonale Antikörper gegen Bakterien</h2> <p>Bekannt ist das bereits auf dem Markt befindliche Bezlotoxumab, das sich gegen das Toxin B von Clostridium difficile richtet. Monoklonale Antikörper gegen Targets von Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa, Bacillus anthracis und Escherichia coli sind ebenfalls in Entwicklung. <br />„Ich glaube allerdings nicht, dass monoklonale Antikörper allein bei bakteriellen Erkrankungen eine große Wirksamkeit entfalten werden. Wir werden vielmehr, neben der Entwicklung neuer Antibiotika, auch neue Impfungen gegen bakterielle Erkrankungen entwickeln müssen. Nur so lassen sich Antibiotikaverbrauch und -resistenzen deutlich reduzieren“, erklärte Prof. Dr. Emil C. Reisinger, Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten, Universitätsmedizin Rostock. <br />Aber auch Antikörper gegen Bestandteile des Komplementsystems können bei manchen bakteriellen Infektionen wirksam sein, so etwa das gegen C5 gerichtete Eculizumab bei EHEC-Infektionen.</p> <h2>Impfungen gegen Bakterien</h2> <p>„Bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen bakterielle Erreger gibt es noch ein sehr großes Potenzial“, kommentierte Reisinger. Durch die Identifizierung von antigen wirkenden Komponenten wird die Entwicklung von molekular charakterisierten Impfstoffen möglich, was allerdings auch neue Adjuvanzien erfordert, um eine entsprechende Immunogenität zu gewährleisten. Dies können verschiedene Verbindungen sein, die auf die Toll-like- Rezeptoren wirken, wie etwa Lipopeptide, Lipoproteine, Flagellin-basierte oder von Nukleotiden abgeleitete Adjuvanzien. Das Targeting bestimmter – zum Beispiel dendritischer – Zellen kann die Wirkung von Impfstoffen weiter verbessern. <br />Die Immunogenität von Toxoidimpfstoffen kann deutlich verbessert werden, indem man die Toxine an mit Zellmembran beschichtete Nanopartikel bindet, die dann von Zellen des Immunsystems aufgenommen werden und eine starke Immunreaktion hervorrufen. Liposomen können eingesetzt werden, um bakterielle Exotoxine zu sequestrieren und damit schwere, invasive Infektionen zu verhindern. „Die CRISPR-Cas9-Methode kann unter anderem dazu verwendet werden, Bakteriophagen zu gestalten, die dann bestimmte Bakterienstämme befallen und dort beispielsweise Toxingene inaktivieren oder andere Virulenzmechanismen hemmen“, erläuterte Reisinger. Das T-Zell- Engineering erlaubt es, synthetische Rezeptoren in Lymphozyten einzubringen, mit deren Hilfe es gelingt, die T-Zellen so umzuprogrammieren, dass sie spezifisch bestimmte Bakterienstämme abtöten.</p> <h2>Von der Immuntherapie zur Impfung</h2> <p>Am Beispiel von C. difficile lässt sich der Entwicklungsweg von der Immuntherapie bis zur Impfung verfolgen. Der erste Schritt waren polyklonale Antikörper, die als Molke von mit C. difficile immunisierten Kühen verabreicht wurden und ähnlich wirksam waren wie Metronidazol. Dann folgten monoklonale Antikörper gegen die Toxine A und B. Der nächste Schritt waren toxoidbasierte Vakzinen, die jedoch reich an Nebenwirkungen sind. Mit Impfung auf Basis von rekombinanten Toxoidpeptiden lässt sich die Nebenwirkungsrate reduzieren. Mit Impfstoffen aus Oberflächenantigenen lässt sich wahrscheinlich die Besiedelung mit C. difficile reduzieren. „Die Zukunft wird wahrscheinlich eine Kombination von Impfungen mit Oberflächenantigenen und mit Toxoidpeptiden sein“, so Reisinger abschließend.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: „Immunotherapie und Impfungen bei bakteriellen Erkrankungen“,
Vortrag von Prof. Dr. Emil C. Reisinger, Abteilung
für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten, Universitätsmedizin
Rostock, im Rahmen der 26. Jahrestagung
der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, 5. Oktober 2018, Wien
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p>beim Vortragenden</p>
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