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Aortenaneurysma: bis wann Sport – ab wann OP?

<p class="article-intro">Neben der Erkrankung der Koronararterien und der peripherarteriellen Gefäße bilden die Aortenpathologien die dritte Gruppe arterieller Erkrankungen. Die klinischen Manifestationen sind dabei sehr unterschiedlich und reichen vom asymptomatischen Aneurysma bis zum akuten Aortensyndrom (Aortendissektion, intramurales Hämatom oder penetrierendes arteriosklerotisches Ulcus). Atherosklerotische und entzündliche Affektionen, genetische Erkrankungen oder kongenitale Anomalien bilden hier die häufigsten zugrunde liegenden Pathologien.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Bei bekanntem Aortenaneurysma darf der optimale Zeitpunkt einer chirurgischen Sanierung nicht verpasst werden.</li> <li>Die Indikation zur chirurgischen Intervention basiert haupts&auml;chlich auf dem Aortendurchmesser.</li> <li>Ein erh&ouml;hter Aortendurchmesser bei Athleten darf nicht als normale Adaptation an die k&ouml;rperliche Belastung gesehen werden.</li> <li>Kompetitive dynamische Sportarten oder Sportarten mit explosiven Aktivit&auml;ten sind generell ungeeignet.</li> <li>Regelm&auml;&szlig;ige Ausdaueraktivit&auml;ten im moderaten Bereich oder allt&auml;gliche Aktivit&auml;ten sind nicht einzuschr&auml;nken.</li> </ul> </div> <p>Aortale Erkrankungen werden h&auml;ufig in einem sp&auml;ten Stadium einer asymptomatischen Entwicklung diagnostiziert, wenn sie sich vorher nicht als akute Erstmanifestation pr&auml;sentieren. Da das akute Aortensyndrom eine extrem bedrohliche Erkrankung mit schlechter Prognose ist, sollte bei bekanntem Aortenaneurysma der optimale Zeitpunkt einer chirurgischen Sanierung nicht verpasst werden. Dies stellt insbesondere bei Personen mit sportlichen Aktivit&auml;ten oder Athleten eine besondere Herausforderung dar, bei denen sich die h&auml;modynamischen Auswirkungen verschiedener Sportarten ung&uuml;nstig auf das Aorten-Remodeling auswirken k&ouml;nnen.</p> <h2>Kontrolle und korrekte Messung des Aortendurchmessers</h2> <p>Zur Sicherstellung korrekter und vergleichbarer Messwerte bei wiederholten Messungen ist die Einhaltung eines einheitlichen Standards essenziell. Gem&auml;&szlig; den Richtlinien der American Society of Echocardiography<sup>1</sup> sollte der Durchmesser des Sinus Valsalva sowie der Ao. ascendens in der linken parasternalen Darstellung mittels zweidimensionalen M-Modus gemessen werden. Die Messung wird enddiastolisch im rechten Winkel zur L&auml;ngsachse der Aorta empfohlen mit der rechten Pulmonalarterie als Orientierungspunkt zur Messung der Ao. ascendens (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Kardio_1901_Weblinks_jatros_kardio_1901_s29_abb1.jpg" alt="" width="350" height="512" /></p> <h2>Die normale und die alternde Aorta</h2> <p>Beim gesunden Erwachsenen &uuml;bersteigt der Durchmesser der Aorta in der Regel 40 mm nicht und verj&uuml;ngt sich graduell vom Aortenbogen hin zur Peripherie. Er ist abh&auml;ngig von verschiedenen Faktoren, insbesondere von Alter, Geschlecht, K&ouml;rpergr&ouml;&szlig;e und Blutdruck. Der Grad der Zunahme des Durchmessers im Laufe des Lebens betr&auml;gt ca. 0,9 mm pro Lebensdekade bei den M&auml;nnern und 0,7 mm bei den Frauen (Abb. 2).<br /> Bei vererbten Erkrankungen ist mit massiv schnelleren Wachstumsraten der Aortendurchmesser zu rechnen. So betragen diese bei den famili&auml;ren thorakalen Aortenaneurysmata bis zu 2,1 mm/Jahr, beim Marfan-Syndrom im Schnitt ca. 0,5 bis 1 mm/Jahr und beim Loeys-Dietz-Syndrom bis 1 mm/Jahr.<br /> In der Regel wachsen thorakale Aortenaneurysmata der deszendierenden Aorta schneller als jene der Aorta ascendens und ein exponentieller Anstieg des Risikos einer Dissektion wird bei Durchmessern von &gt; 60 mm f&uuml;r die Aorta ascendens und &gt; 70 mm f&uuml;r die deszendierende Aorta erwartet.<br /> Untersuchungen bei Athleten lassen darauf schlie&szlig;en, dass das k&ouml;rperliche Training per se nur einen geringen Einfluss auf das physiologische Remodeling der Aortenwurzel hat. Bei Athleten liegt der Aortendurchmesser lediglich in 1,3 %, bei Athletinnen in 0,9 % &uuml;ber 40 mm.<sup>2</sup> Ein erh&ouml;hter Aortendurchmesser darf somit nicht mit &uuml;berdurchschnittlicher K&ouml;rpergr&ouml;&szlig;e oder K&ouml;rperoberfl&auml;che des Athleten erkl&auml;rt oder als eine normale Adaptation an die k&ouml;rperliche Belastung angesehen werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Kardio_1901_Weblinks_jatros_kardio_1901_s30_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="1560" /></p> <h2>Indikation zur elektiven chirurgischen Intervention</h2> <p>Das Aneurysma ist nach der Arteriosklerose die zweith&auml;ufigste Erkrankung der Aorta. Obwohl die thorakalen und abdominalen Aortenaneurysmata h&auml;ufig gesondert betrachtet werden, ist bei Nachweis eines Aneurysmas die Beurteilung der gesamten Aorta inklusive Aortenklappe wichtig.<br /> Aortenaneurysmata k&ouml;nnen sich je nach zugrunde liegender Pathogenese unterschiedlich manifestieren. Beim Marfan- Syndrom ist die Dilatation generell maximal auf H&ouml;he des Sinus Valsalva mit einer entsprechenden annuloaortalen Ektasie. Bei Patienten mit bikuspider Aortenklappe hingegen sind 3 Formen der Dilatation bekannt: maximaler Durchmesser im Bereich des Sinus Valsalva, der suprakoronaren aszendierenden Aorta oder im sinotubul&auml;ren &Uuml;bergang (zylindrische Form).<br /> Die Indikation zur chirurgischen Intervention basiert haupts&auml;chlich auf dem Aortendurchmesser unter Abw&auml;gung m&ouml;glicher Komplikationen aufgrund des nat&uuml;rlichen Verlaufs oder der Risiken einer elektiven Chirurgie (Tab. 1).</p> <p>Allgemein wird ein Au&szlig;endurchmesser von &ge; 5,5 cm bei Patienten ohne zus&auml;tzliche Risikofaktoren als Operationsindikation akzeptiert. Im International Registry of Acute Aortic Dissection fanden sich allerdings in 59 % der Patienten Aortendurchmesser &lt; 5,5 cm.<sup>3</sup> Der Aortendurchmesser alleine scheint somit ein ungen&uuml;gender Marker zur Absch&auml;tzung des Dissektionsrisikos zu sein und bessere Pr&auml;diktoren, z. B. genetischer Art, Biomarker oder funktionelle Aortenparameter, werden dringend ben&ouml;tigt, um Risikopatienten besser erfassen zu k&ouml;nnen.</p> <p>Solange diese nicht zur Verf&uuml;gung stehen, sind bei Vorliegen einer Aortendilatation die Reduktion der Scherkr&auml;fte, welche auf die Gef&auml;&szlig;e wirken, sowie die Reduktion der kardialen Kontraktilit&auml;t hilfreich. Hierzu soll eine optimale Blutdruckkontrolle mit einem Zielwert &lt; 140/90 mmHg angestrebt werden, n&ouml;tigenfalls mit Einsatz von ACE-Hemmern/Angiotensin-Rezeptor- Inhibitoren oder Betablockern. Zudem sind allgemeine Lebensstilma&szlig;nahmen wie regelm&auml;&szlig;ige k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t und Rauchstopp angezeigt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Kardio_1901_Weblinks_jatros_kardio_1901_s30_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="1312" /></p> <h2>Sport bei bekanntem Aortenaneurysma</h2> <p>Regelm&auml;&szlig;iges Ausdauertraining ist zur Erhaltung einer optimalen flussvermittelten Vasodilatation und Vermeidung arteriosklerotischer Erkrankungen empfohlen. Bei bereits vorliegender Aortendilatation stellt sich allerdings die Frage nach zus&auml;tzlichen Risiken durch die sportliche Aktivit&auml;t. Grunds&auml;tzlich m&uuml;ssen folgende Faktoren ber&uuml;cksichtigt werden:</p> <ul> <li>Blutdruckantwort unter Belastung</li> <li>Kollisionsrisiko</li> <li>Intensit&auml;t und H&auml;ufigkeit der Trainingseinheiten</li> <li>Sportart (isometrische, isotonische Belastungen oder Kontaktsport)</li> </ul> <p>Entsprechende Empfehlungen beziehen sich auf die Klassifizierung verschiedener Sportarten, wie z. B. diejenigen der American Heart Association (Abb. 3).<sup>5</sup> In Tabelle 2 ist eine &Uuml;bersicht &uuml;ber die erlaubten Sportarten in Bezug auf die vorhandene Aortenpathologie zusammengestellt, die als Entscheidungshilfe bei entsprechenden klinischen Fragestellungen dienen soll.<br /> Die Beratung von sportlich aktiven Personen oder Athleten ist bei Nachweis einer Aortenpathologie eine besondere Herausforderung. Dabei muss vor allem bei vererbten Aortopathien das entsprechende Risiko gen&uuml;gend ber&uuml;cksichtigt werden. Sportarten mit hohen statischen Komponenten, kompetitive dynamische Sportarten oder Sportarten mit explosiven Aktivit&auml;ten sind dabei generell ungeeignet. Auf der anderen Seite sollen diese Patienten nicht von einem gesunden Lebensstil abgehalten werden. Regelm&auml;&szlig;ige Ausdaueraktivit&auml;ten im moderaten Bereich oder allt&auml;gliche Aktivit&auml;ten wie Heben von Kindern, Tragen von Einkaufstaschen etc. sind sicherlich nicht einzuschr&auml;nken. Hier gilt es, mit klinischem Gesp&uuml;r das n&ouml;tige Augenma&szlig; zu bewahren.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Kardio_1901_Weblinks_jatros_kardio_1901_s31_abb3.jpg" alt="" width="1433" height="1125" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Kardio_1901_Weblinks_jatros_kardio_1901_s31_tab2.jpg" alt="" width="1419" height="1296" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Lang RM et al.: Recommendations for cardiac chamber quantification by echocardiography in adults: an update from the American Society of Echocardiography and the European Association of Cardiovascular Imaging. J Am Soc Echocardiogr 2015; 28(1): 1-39 e14 <strong>2</strong> Pelliccia A et al.: Aortic root dilatation in athletic population. Prog Cardiovasc Dis 2012; 54(5): 432-7 <strong>3</strong> Pape LA et al.: Aortic diameter &gt; or = 5.5 cm is not a good predictor of type A aortic dissection: observations from the International Registry of Acute Aortic Dissection (IRAD). Circulation 2007; 116(10): 1120-7 <strong>4</strong> Booher AM, Eagle KA: Diagnosis and management issues in thoracic aortic aneurysm. Am Heart J 2011; (1): 38-46 e1 <strong>5</strong> Levine BD et al.: Eligibility and disqualification recommendations for competitive athletes with cardiovascular abnormalities: Task Force 1: Classification of Sports: Dynamic, Static, and Impact: a Scientific Statement From the American Heart Association and American College of Cardiology. J Am Coll Cardiol 2015; 66(21): 2350-5 <strong>6</strong> Braverman AC et al.; American Heart Association, Electrography and Arrhythmias Committee of Council on Clinical Cardiology et al.: Eligibility and disqualification recommendations for competitive athletes with cardiovascular abnormalities: Task Force 7: Aortic Diseases, Including Marfan Syndrome: a Scientific Statement From the American Heart Association and American College of Cardiology. Circulation 2015; 132(22): e303-9</p> </div> </p>
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