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Diagnostik und medikamentöse Therapie der KHK

<p class="article-intro">Bei stabilen Patienten ohne vorbekannte koronare Herzkrankheit, die über „verdächtige“ klinische Symptome wie Angina pectoris, Dyspnoe und/oder Rhythmusstörungen klagen, sind folgende Fragen zu klären: Liegt eine KHK vor? Wird die Symptomatik durch eine KHK verursacht? Besteht ein hohes Risiko für einen Myokardinfarkt oder kardialen Tod? Wie soll die KHK nach Diagnosestellung behandelt werden, um die Symptome zu bessern und die Prognose zu optimieren. Und vor allem: Besteht eine Indikation zur Revaskularisation (Intervention oder Bypassoperation)?</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <p><strong>Diagnostik: 3-Stufen-Protokoll</strong><br /> 1. Vortestwahrscheinlichkeit<br /> klinische Pr&auml;sentation, Ruhe-EKG, Ruhe-Echo<br /> 2. Nicht invasive Testung zur Diagnose einer stabilen KHK<br /> Stress-Imaging bevorzugt vor Belastungs-EKG<br /> Koronar-CT bei geeigneten Patienten<br /> Lokale Expertise beeinflusst Testauswahl <br /> 3. Risikostratifizierung (Mortalit&auml;t) <br /> <br /><strong> Therapie</strong><br /> <em>Medikament&ouml;se Therapie</em>, wenn Vortestwahrscheinlichkeit &gt;85 % oder positiver nicht invasiver Test und wenn &bdquo;Nicht-Hochrisiko&ldquo;-Patient. Kombination aus antiangin&ouml;ser und risikoreduzierender Therapie<br /> <em>Invasive Angiografie</em>, wenn &bdquo;Hochrisiko&ldquo;-Testergebnisse oder persistierende Symptome unter OMT<br /> <br /> <strong>Sekund&auml;rpr&auml;vention</strong><br /> Lebensstil<br /> Kontrolle der Risikofaktoren<br /> Aufkl&auml;rung!</p> </div> <h2>Diagnostisches Testen</h2> <p>Diagnostische Tests k&ouml;nnen schaden, da sie nicht 100 % ig pr&auml;zise sind. Deshalb h&auml;ngt der Wert des diagnostischen Testens von der Vortestwahrscheinlichkeit ab. Kardiale Stresstests weisen eine Sensitivit&auml;t und eine Spezifit&auml;t von etwa 85 % auf. Das hei&szlig;t, dass etwa 15 % der Testergebnisse unpr&auml;zise sind. Daher kann festgehalten werden, dass der Verzicht auf diagnostische Tests (Stresstests) dann besser als deren Anwendung ist, wenn entweder die Vortestwahrscheinlichkeit sehr niedrig ist (&lt;15 % ) &ndash; in diesem Fall sollten alle Patienten als &bdquo;gesund&ldquo; klassifiziert werden &ndash; oder die Vortestwahrscheinlichkeit sehr hoch (&gt;85 % )ist. In diesem Fall sollten alle Patienten als &bdquo;krank&ldquo; klassifiziert werden.<br /> F&uuml;r die initiale Abkl&auml;rung (Basisuntersuchung) einer vermuteten koronaren Herzkrankheit werden eine klinische Untersuchung, ein Ruhe-EKG, eine Echokardiografie, Laboruntersuchungen sowie bei intermedi&auml;rer Vortestwahrscheinlichkeit ein nicht invasiver Isch&auml;mietest empfohlen.<br /> <br /><strong> Einsch&auml;tzung der Vortestwahrscheinlichkeit</strong><br /> Abh&auml;ngig von Alter und Symptomatik l&auml;sst sich jedem Angina-pectoris-Patienten eine klinische KHK-Wahrscheinlichkeit zuordnen (Tab. 1). Ermittelt man eine besonders hohe oder niedrige Wahrscheinlichkeit f&uuml;r das Vorliegen einer KHK (Vortestwahrscheinlichkeit), beeinflusst dies das weitere diagnostische Vorgehen erheblich. Bei einer Vortestwahrscheinlichkeit &lt;15 % darf man annehmen, dass der Patient keine manifeste KHK hat (ein weiteres diagnostisches Testen mittels nicht invasiver Stresstests soll nicht durchgef&uuml;hrt werden), bei einer Vortestwahrscheinlichkeit von &gt;85 % muss man dagegen in jedem Fall direkt zumindest eine (optimale) medikament&ouml;se Therapie einleiten. In den F&auml;llen mit einer KHK-Vortestwahrscheinlichkeit von 15 bis 85 % sind weitere nicht invasive Tests sowohl zur Diagnosestellung als auch zur Risikostratifizierung angezeigt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1603_Weblinks_Seite54_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p><strong>Weiterf&uuml;hrende Diagnostik</strong><br /> Um das Ausma&szlig; einer Myokardisch&auml;mie erfassen zu k&ouml;nnen, bedarf es einer weiterf&uuml;hrenden Diagnostik (Belastungs-EKG, bildgebende Stresstests [z.B. mit Echo, MRT, SPECT] zur funktionellen Isch&auml;miediagnostik, Koronar-CT zur anatomischen Diagnostik und bei entsprechender Risikokonstellation die Koronarangiografie). <br /> <br /> Je nach Resultat der Basisdiagnostik ist eine bestimmte Auswahl nicht invasiver Tests bzw. der fr&uuml;hzeitige Einsatz einer invasiven Diagnostik indiziert. Die lokale Verf&uuml;gbarkeit und Expertise spielen eine wesentliche Auswahl f&uuml;r die eingesetzten Tests.<br /> <br /> Weist etwa ein Patient in der Echokardiografie eine reduzierte Auswurffraktion (LVEF &lt;50 % ) zusammen mit einer typischen Klinik (typische Angina-Symptome) auf, soll man direkt die Koronarangiografie einsetzen.<br /> <br /> Patientenspezifische Faktoren sollten angemessene Ber&uuml;cksichtigung in der Testauswahl finden. Die Empfehlung zur nicht invasiven Koronardarstellung per Kardio-CT bei &bdquo;niedrig-mittlerer&ldquo; Pr&auml;testwahrscheinlichkeit (15&ndash;50 % ) beschr&auml;nkt sich etwa auf &bdquo;geeignete&ldquo; Kandidaten, die weder sehr adip&ouml;s sind noch Arrhythmien aufweisen. Patientenspezifische Faktoren spielen auch bei der Auswahl von Stresstests eine wesentliche Rolle.<br /> <br /> Bei einer linksventrikul&auml;ren Ejektionsfraktion &ge;50 % und einer Vortestwahrscheinlichkeit von 15&ndash;65 % kann bevorzugt das Belastungs-EKG eingesetzt werden. Wenn allerdings der Patient die Fahrradbelastung nicht erbringen kann oder im Ruhe-EKG bereits Ver&auml;nderungen aufweist, die das Auswerten der Belastungskurven unm&ouml;glich machen (z.B. Schenkelblock), sollten alternative Tests (mit gleichzeitiger Bildgebung) eingesetzt werden.<br /> <br /> Bei Patienten mit nicht konklusivem Ergebnis im Belastungs-EKG kann man das Koronar-CT zu Rate ziehen. Bei Patienten mit einer Pr&auml;testwahrscheinlichkeit &gt;85 % und sehr schwerer Symptomatik folgt dagegen gleich der Herzkatheter. Patienten mit einer KHK-Vortestwahrscheinlichkeit von 66&ndash;85 % oder mit einer LVEF &lt;50 % ohne typische Angina sollen dagegen m&ouml;glichst gleich mit Stressechokardiografie, Stress-MR, PET oder SPECT untersucht werden.</p> <h2>Diagnose: Vorliegen einer KHK gestellt</h2> <p>Wenn die Diagnose des Vorliegens einer KHK gestellt wird, ist neben &bdquo;Lebensstilma&szlig;nahmen&ldquo; und einer &bdquo;prognoseverbessernden&ldquo; pharmakologischen Therapie (Statine, Thrombozytenaggregationshemmer, Antihypertensiva) eine optimierte und individualisierte antiangin&ouml;se Therapie zu etablieren.<br /> <br /> Einige Studien (die bekannteste ist die COURAGE-Studie) haben gezeigt, dass selektierte Patientengruppen mit nicht sehr ausgedehnter Isch&auml;mie bei sehr sorgf&auml;ltiger konservativer Therapie (die isch&auml;miereduzierend wirkt &ndash; wie etwa Betablocker) keinen Nachteil gegen&uuml;ber revaskularisierten Patienten erleiden.<br /> <br /> Wenn eine Angina-pectoris-Symptomatik allerdings konservativ nicht zu beherrschen ist, sollten eine invasive angiografische Diagnostik und Revaskularisation angestrebt werden. Eine &Uuml;bersicht des Diagnosealgorithmus ist in der Flowchart aus den ESC-Leitlinien 2013 in Abbildung 1 dargestellt.</p> <h2><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1603_Weblinks_Seite54_2.jpg" alt="" width="" height="" /></h2> <h2>Risikostratifizierung</h2> <p><strong>Definition f&uuml;r verschiedene Testmodalit&auml;ten</strong><br /> Bereits das Belastungs-EKG (Dauer des Belastungstests, Ausma&szlig; der Isch&auml;mie [Symptome, ST-Senkung], Zeit bis zum Auftreten von Isch&auml;mie) erlaubt prognostische Aussagen bei Patienten mit stabiler KHK. Bei hochpathologischem Isch&auml;miebefund betr&auml;gt die kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t mehr als 3 % /Jahr. Auch andere bildgebende Stresstests (Echo, Kernspin, SPECT, PET) liefern wichtige Informationen. Umfasst das Ausma&szlig; der Isch&auml;mie &gt;10 % des Myokards, tr&auml;gt der Patient ein sehr hohes Risiko (Tab. 2). Eine Herzkatheterdiagnostik ist dann indiziert, wenn (aufgrund der nicht invasiven Tests) eine Hochrisikosituation bez&uuml;glich Isch&auml;mieausma&szlig; (Isch&auml;miezone &uuml;ber 10 % ) und Prognose (KHK-Mortalit&auml;tsrisiko &gt;3 % im n&auml;chsten Jahr) vorliegt. Bei Patienten mit mittelhohem KHK-Mortalit&auml;tsrisiko (1&ndash;3 % im n&auml;chsten Jahr) k&ouml;nnen eine invasive Diagnostik und Revaskularisation in Abh&auml;ngigkeit von der klinischen Gesamtsituation (Schweregrad der Symptome trotz optimaler medikament&ouml;ser Therapie, Komorbidit&auml;ten, Patientenwunsch) durchgef&uuml;hrt werden (Abb. 2).</p> <h2><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1603_Weblinks_Seite55_1.jpg" alt="" width="" height="" /> <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1603_Weblinks_Seite55_2.jpg" alt="" width="" height="" /></h2> <h2>Therapie</h2> <p>Alle Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) brauchen eine medikament&ouml;se Therapie (z.B. Aspirin, Statine, Antihypertensiva, Antianginosa), aber nicht alle Patienten mit stabiler KHK profitieren von einer Revaskularisation. Der Benefit einer Revaskularisation h&auml;ngt von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren einschlie&szlig;lich Schweregrad der Symptome/Ausma&szlig; der Isch&auml;mie, Art und Ausma&szlig; des Koronargef&auml;&szlig;befalls/Mehrgef&auml;&szlig;erkrankung, Vorhandensein einer wirksamen Stenose des linken Hauptstammes bzw. des proximalen Ramus interventrikularis anterior und von der linksventrikul&auml;ren Pumpfunktion ab. Mit zunehmender Ausdehnung der Stenosen im Koronargef&auml;&szlig;system (1-Gef&auml;&szlig;-Erkrankung vs. Mehrgef&auml;&szlig;erkrankung) verschlechtert sich die Prognose und der Benefit einer Revaskularisation nimmt abh&auml;ngig vom Ausma&szlig; der Koronar&shy;isch&auml;mie zu. W&auml;hrend bei stabiler koronarer Herzkrankheit und kleinem Isch&auml;miegebiet (&lt;10 % ) eine optimale medikament&ouml;se Therapie vorteilhaft ist, gewinnt bei einer Isch&auml;mieausdehnung von mehr als 10 % des linksventrikul&auml;ren Myokards die koronare Revaskularisation zur Prognoseverbesserung zunehmend Bedeutung.</p> <h2>Medikament&ouml;se Therapie</h2> <p>Die stabile koronare Herzerkrankung ist eine Erkrankung mit einer (verglichen zu den akuten Koronarsyndromen) relativ g&uuml;nstigen Prognose. Unter einer optimalen medikament&ouml;sen Therapie gelingt es, die Symptome der meisten Patienten gut bzw. klinisch ausreichend zu kontrollieren.<br /> <br /> Neben Substanzen, die die Prognose verbessern (Statine, ASS, Clopidogrel, ACE-Hemmer und andere Antihypertensiva und Betablocker), werden antiangin&ouml;s/antiisch&auml;misch wirksame Substanzen zur Symptomkontrolle eingesetzt.<br /> <br /> Zur Behandlung eines akuten Angina-pectoris-Anfalls werden kurz wirksame Nitrate (Nitratspray sublingual) verwendet. Zur antiangin&ouml;sen Dauertherapie k&ouml;nnen neben Beta-Adrenorezeptor-Blockern (bei Unvertr&auml;glichkeit alternativ bradykardisierende Kalzium-Antagonisten wie Diltiazem oder Verapamil) auch Dihydropyridin-Kalziumantagonisten (z.B. Amlodipin) alleine oder in Kombination mit Betablockern eingesetzt werden.<br /> <br /> Zu den antiangin&ouml;s wirksamen Substanzen der zweiten Wahl z&auml;hlen Nicorandil, Ivabradin, organische Nitrate, Trimetazidin und Ranolazin. Diese Second-Line-Substanzen werden dann bevorzugt eingesetzt, wenn Substanzen der ersten Wahl nicht geeignet sind oder nicht vertragen werden.<br /> <br /><strong> Betablocker</strong><br /> Betablocker sind effizient zur Behandlung der myokardialen Isch&auml;mie bzw. Angina pectoris, indem sie Herzfrequenz und Kontraktilit&auml;t und somit den myokardialen Sauerstoffverbrauch vermindern, die Diastolendauer verl&auml;ngern und somit den Koronarfluss verbessern.<br /> Betablocker gelten vor allem aufgrund der Daten aus den Postinfarkt-Studien als First-Line-Behandlung der Isch&auml;mie.<br /> <br /><strong> Kalziumkanalblocker</strong><br /> Kalziumkanalblocker dilatieren systemische Arterien und Koronararterien und vermitteln den antiisch&auml;mischen Effekt durch Nachlastsenkung und erh&ouml;hten Koronarfluss. Die Nichtdihydropyridine (Diltiazem, Verapamil) reduzieren auch Kontraktilit&auml;t, Herzfrequenz und atrioventrikul&auml;re &Uuml;berleitung. Dihydropyridine (Amlodipin, Nifedipin) sind ebenfalls leicht negativ &shy;inotrop, sind aber mit einer erh&ouml;hten Sympathikusaktivit&auml;t assoziiert, was in einem (zumindest passageren) leichten Anstieg der Herzfrequenz resultiert. Kalziumkanalblocker sind eine Alternative f&uuml;r die antiangin&ouml;se Behandlung, falls Betablocker nicht toleriert werden. Kalziumkanalblocker k&ouml;nnen auch mit Betablockern kombiniert werden, was zu einem additiven Effekt f&uuml;hren kann. Zudem sind Kalziumkanal&shy;blocker gut antihypertensiv wirksam und werden deshalb bei Patienten mit KHK oft eingesetzt. Wenn eine Hypertonie vorliegt, ist gem&auml;&szlig; der INVEST-Studie bei der chronischen KHK ein Kalziumkanalblocker-basiertes Regime einem Betablocker-basierten Regime gleichwertig. Bez&uuml;glich Blutdrucksenkung muss bedacht werden, dass f&uuml;r Patienten mit Angina eine J-f&ouml;rmige Beziehung zwischen diastolischem Blutdruck und Risiko besteht, was wahrscheinlich darauf zur&uuml;ckzuf&uuml;hren ist, dass ein sehr niedriger diastolischer Blutdruck mit einer unzureichenden Koronardurchblutung assoziiert sein k&ouml;nnte. Somit kann eine sehr aggressive Blutdrucksenkung bei relevanter KHK kontraproduktiv sein.</p> <h2><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1603_Weblinks_Seite56.jpg" alt="" width="" height="" /></h2> <h2>NO-Donatoren</h2> <p><strong>Nitrate</strong><br /> Nitrate bewirken prim&auml;r eine Venodilatation und somit eine Vorlastreduktion, aber auch eine Dilatation von systemischen Arterien und Koronararterien. Kurz wirksame Glyceroltrinitrat-Kapseln werden zur Anfallsbehandlung von Angina-Episoden eingesetzt. Die Patienten m&uuml;ssen &uuml;ber Nebenwirkungen (Schwindel, Kopfschmerzen) und Vorsichtsma&szlig;nahmen (Absitzen vor Einnahme &ndash; Risiko f&uuml;r Synkopen) instruiert werden. Langzeit-Nitrate k&ouml;nnen bei Betablocker-Intoleranz als First-Line-Therapie oder in Kombination mit anderen Antianginosa eingesetzt werden. Ein nitratfreies Intervall muss wegen der Toleranzentwicklung unbedingt eingehalten werden.<br /> <br /><strong> Molsidomin</strong><br /> Molsidomin ist ein Stickoxid-Donor und vermittelt den antiisch&auml;mischen Effekt wie die Nitrate durch ein ven&ouml;ses Pooling und somit Reduktion von Vorlast, Wandspannung und Sauerstoffbedarf, bewirkt aber keine Toleranzentwicklung. Molsidomin kann im nitratfreien Intervall eingesetzt werden.<br /> <br /><strong> Nicorandil</strong><br /> Nicorandil ist ein Hybrid-Medikament, welches als Kaliumkanal&ouml;ffner und Stickoxid-Donor zu einer Vasodilatation von Venen und Koronararterien f&uuml;hrt. Nicorandil kann bei Patienten mit Angina sowohl als Monotherapie als auch als Kombinationstherapie mit anderen Antianginosa verwendet werden. Im Gegensatz zu allen anderen Antianginosa wurde f&uuml;r Nicorandil eine Verbesserung der Prognose gezeigt &shy;(IONA-Studie). <br /> <br /> <strong>Ranolazin</strong><br /> Ranolazin hat einen neuen antiisch&auml;mischen Mechanismus, indem es den sp&auml;ten Natriumeinstrom (der bei myokardialer Isch&auml;mie verst&auml;rkt ist) hemmt und somit einen reversen Natrium-Kalzium-Austausch und eine zytosolische Kalzium-Akkumulation verhindert, was durch verbesserte linksventrikul&auml;re Relaxation und verl&auml;ngerte mechanische Diastole antiisch&auml;misch wirkt. Ranolazin f&uuml;hrt zu einer geringen QT-Verl&auml;ngerung, wobei das Risiko von Torsade de Pointes nicht erh&ouml;ht zu sein scheint. Ranolazin hat keinen Einfluss auf Herzfrequenz und Blutdruck in Ruhe und unter Belastung. Klinische Studien haben einen vergleichbaren antiisch&auml;mischen Effekt von Atenolol und Ranolazin gezeigt. Ranolazin (2&times; 750 mg/Tag) vermittelt einen zus&auml;tzlichen antiisch&auml;mischen Effekt bei Patienten, die bereits Atenolol (50mg/Tag), Amlodipin (5mg/Tag) oder Diltiazem (180mg/Tag) einnehmen. Die MERLIN-Studie (Patienten eingeschlossen nach NSTEMI [Non-ST-Strecken-Hebungsinfarkt]) konnte keinen signifikanten Effekt von Ranolazin gegen&uuml;ber Placebo bez&uuml;glich des kombinierten Endpunkts kardiovaskul&auml;rer Tod, Myokardinfarkt oder Rezidivisch&auml;mie zeigen. Bez&uuml;glich des sekund&auml;ren Endpunkts Rezidivisch&auml;mie war Ranolazin &uuml;berlegen. Ranolazin ist kein First-Line-Medikament, kommt aber unter Ber&uuml;cksichtigung von Kontraindikationen und Vorsichtsma&szlig;nahmen (Interaktionen) als Kombinationstherapeutikum bei Patienten mit refrakt&auml;rer Angina pectoris infrage.<br /> <br /> <strong>Ivabradin</strong><br /> Ivabradin hemmt einen Sinusknoten-spezifischen Ionenkanal (If-Kanal), reduziert die Herzfrequenz in Ruhe und unter Belastung und vermittelt seinen antiisch&auml;mischen Effekt somit durch Verl&auml;ngerung der Diastole. Ivabradin hat keinen Einfluss auf die atrioventrikul&auml;re &Uuml;berleitung, den Sympathikotonus, die Kontraktilit&auml;t und den Blutdruck. Ivabradin (Zieldosis 7,5mg oder 10mg pro Tag) und Atenolol (Zieldosis 100mg/Tag) oder Amlodipin (10mg/Tag) haben eine vergleichbare antiisch&auml;mische Wirkung. Ivabradin ist somit ein alternatives Antianginosum f&uuml;r Patienten, die nicht mit einem Betablocker oder Kalziumkanalblocker behandelt werden k&ouml;nnen. Die Rolle von Ivabradin als Kombinationspartner zu Betablockern wird kontrovers diskutiert, da diese Patienten m&ouml;glicherweise auch einfach von einer intensiveren Betablockade profitieren k&ouml;nnten. Die BEAUTIFUL-Studie konnte bei KHK-Patienten mit LVEF &lt;40 % mit oder ohne Symptome einer Herzinsuffizienz (Mehrheit unter Betablockern) keinen Vorteil von Ivabradin bez&uuml;glich Tod oder Hospitalisation wegen Infarkt oder Herzinsuffizienz nachweisen. Patienten mit einer initialen Herzfrequenz &uuml;ber 70/min profitierten allerdings in Bezug auf Hospitalisation wegen Infarkts oder myokardialer Revaskularisation von Ivabradin.<br /> Rezente Auswertungen der SIGNIFY-Studie ergaben, dass Patienten mit einer symptomatischen Angina pectoris unter Ivabradin ein zwar nur leicht, aber signifikant erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Herzinfarkte und t&ouml;dlich kardiovaskul&auml;re Zwischenf&auml;lle gegen&uuml;ber Patienten unter Placebo (3,4 vs. 2,9 % ) haben. Au&szlig;erdem war das Risiko f&uuml;r eine deutliche Bradykardie erh&ouml;ht (17,9 vs. 2,1 % ). Die Auswertung zus&auml;tzlicher Daten zeigte zudem, dass das Risiko f&uuml;r Vorhofflimmern leicht erh&ouml;ht war. Somit wird diese Substanz f&uuml;r die Behandlung von Patienten mit stabiler KHK derzeit allgemein eher zur&uuml;ckhaltend bewertet.</p> <h2>Medikament&ouml;se vs. interventionelle Therapie bei stabiler KHK</h2> <p>Die Basis der antiangin&ouml;sen Behandlung der stabilen Angina pectoris stellt die medikament&ouml;se Therapie dar.<br /> Die Koronarintervention mittels Angioplastie oder chirurgischer Revaskularisation ist bez&uuml;glich der Reduktion von Angina pectoris der konservativen medikament&ouml;sen Behandlung zumindest in der Initialphase &uuml;berlegen. Dabei zeigt sich eine klare Korrelation zwischen dem Schweregrad der Angina pectoris vor der Intervention und der mit der PTCA erreichten Verbesserung der Lebensqualit&auml;t; das hei&szlig;t, dass vor allem Patienten mit ausgepr&auml;gten Formen der Angina pectoris von einer PTCA profitieren, indem sich durch eine Intervention die Lebensqualit&auml;t besonders deutlich verbessert.<br /> Die gr&ouml;&szlig;te bisher publizierte Studie, in der eine optimale medikament&ouml;se Therapie allein oder kombiniert mit einer PTCA bei Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit verglichen wird, ist die COURAGE-Studie, in die 2.287 Patienten mit nachgewiesener Myokard&shy;isch&auml;mie aufgrund einer signifikanten koronaren Herzkrankheit aus den USA und aus Kanada eingeschlossen und entweder zur alleinigen medikament&ouml;sen Therapie oder einer medikament&ouml;sen Therapie kombiniert mit PTCA randomisiert wurden. Prim&auml;re Endpunkte waren die Gesamtmortalit&auml;t und das Auftreten nicht t&ouml;dlicher Herzinfarkte w&auml;hrend einer Behandlungsperiode von 2,5&ndash;7 Jahren (im Mittel 4,6 Jahre). Es zeigte sich, dass eine initiale Behandlungsstrategie mit PCI bei Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit das Risiko von Tod, Myokardinfarkt oder anderen gr&ouml;&szlig;eren kardiovaskul&auml;ren Ereignissen nicht reduziert, wenn sie zus&auml;tzlich zu einer optimalen medikament&ouml;sen Therapie durchgef&uuml;hrt wird. Allerdings profitierte auch in dieser Studie die Subgruppe jener Patienten mit sehr ausgedehnter Isch&auml;mie (&gt;10 % ) von einer Strategie mit perkutaner Angioplastie. Somit muss die Art der antiisch&auml;mischen Behandlungsstrategie individuell festgelegt werden.</p> <h2><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1603_Weblinks_Seite58.jpg" alt="" width="" height="" /></h2> <h2>Sekund&auml;rpr&auml;vention</h2> <p>Abschlie&szlig;end sind in der Tabelle 3 Sekund&auml;rpr&auml;ventionsma&szlig;nahmen zusammengestellt, die zur Prognoseverbesserung wichtig sind.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Literatur beim Verfasser</p> </div> </p>
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