Hämatopoetische Effekte bei Patienten mit kardialer Amyloidose
Autor:innen:
Dr. Nikita Ermolaev
Ap. Prof. Dr. Roza Badr Eslam, MSc
Universitätsklinik für Innere Medizin II
Abteilung für Kardiologie
Medizinische Universität Wien
E-Mail: nikita.ermolaev@meduniwien.ac.at
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SGLT2-Inhibitoren (SGLT2i) zeigen neben ihren kardio- und nephroprotektiven Effekten auch hämatopoetische Vorteile. Die folgende Studie untersuchte die Wirkung von SGLT2i auf Hämatokrit- und Hämoglobinwerte bei Patienten mit kardialer Amyloidose.
Keypoints
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Verbesserung hämatologischer Parameter: SGLT2-Inhibitoren erhöhen Hämoglobin und Hämatokrit signifikant.
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Stabilisierung der funktionellen Kapazität: Die Therapie kann den Abbau der kardialen Leistungsfähigkeit verlangsamen.
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Positive Trends bei Biomarkern: Ein Rückgang von NT-proBNP deutet auf direkte kardioprotektive Effekte hin.
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Vorteilhaft für das Management von Anämie: SGLT2-Inhibitoren könnten neue Wege im Umgang mit Anämien bei kardialer Amyloidose bieten.
Kardiale Amyloidose (CA) ist eine seltene, aber schwerwiegende Erkrankung, bei der sich fehlgefaltete Proteine im Herzmuskel ablagern und zu einer Herzinsuffizienz führen können.1,2 Neben den kardiovaskulären Symptomen leiden viele CA-Patienten auch an Anämien und einer reduzierten funktionellen Herzkapazität, was ihre Lebensqualität und Prognose weiter verschlechtert. Studien legen nahe, dass SGLT2i, ursprünglich für Menschenmit Diabetes entwickelt, potenziell hämatopoetische Effekte aufweisen und sich positiv auf hämatologische Parameter auswirken könnten.3 Allerdings ist bislang unklar, ob diese Effekte durch direkte hämatopoetische (blutbildende) Mechanismen vermittelt werden oder ob sie auf andere indirekte Mechanismen zurückzuführen sind.
Methodik & Ergebnisse
In einer prospektiven Studie wurden 40 Patienten mit kardialer Amyloidose (CA) untersucht. Die Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt: 20 Patienten erhielten eine Therapie mit SGLT2-Inhibitoren (Empagliflozin oder Dapagliflozin) zusätzlich zur besten medizinischen Behandlung (BMT) und krankheitsspezifischen Therapie (DST), während die Kontrollgruppe von 20 Patienten nur BMT und DST erhielt. Die Einschlusskriterien umfassten die Behandlung mit Tafamidis und einer BMT, die Fähigkeit, einen kardiopulmonalen Belastungstest (CPET) durchzuführen, und einen vorliegenden Hämoglobinwert von höchstens 13,5g/dl.
Die Diagnose der kardialen Amyloidose wurde mittels diagnostischer Standards, einschließlich Knochenszintigrafie und Labortests auf Paraproteine und monoklonale Proteine, bestätigt. Die Laboranalyse umfasste Parameter wie Hämoglobin, Hämatokrit, mittleres korpuskuläres Volumen (MCV), mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC), Eisenstatus und als kardialen Biomarker NT-proBNP. Die funktionelle Kapazität wurde durch einen 6-Minuten-Gehtest (6MWT) und kardiopulmonalen Belastungstest (CPET) bewertet. Die CPET-Messungen beinhalteten den maximalen Sauerstoffverbrauch („peak VO2“), den anaeroben Schwellenwert (AT) und den Minutenventilations-Kohlendioxid-„Slope“ (VE/VCO2).
Die Ergebnisse zeigten, dass die SGLT2i-Gruppe nach sechs Monaten signifikante Verbesserungen der hämatologischen Parameter, insbesondere von Hämoglobin und Hämatokrit, aufwiesen. Der Hämoglobinspiegel stieg in dieser Gruppe von 12,7 (±0,7) auf 14,2 (±1,4)g/dl (p<0,001), während der Hämatokrit von 38,4 (±2,2) auf 42,9 (±4,5)% zunahm (p<0,001). Im Vergleich dazu zeigten die Teilnehmer ohne SGLT2i-Behandlung einen signifikanten Rückgang beider Parameter. Der Hämoglobinspiegel sank in der Kontrollgruppe von 12,4 (±0,8) auf 11,2 (±1,8)g/dl (p<0,001) und der Hämatokrit nahm von 37,1 (±2,4) auf 33,8 (±4,9)% ab (p<0,001; Abb.1A und 1B).
Abb. 1: Veränderung des Ausgangswertsvon Hämoglobin und Hämatokrit in den Studiengruppen: Die Veränderungen von (A) Hämoglobin und (B) Hämatokrit von der Ausgangsmessung aus waren in der SGLT2i-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant größer (Quelle: Dr. Nikita Ermolaev)
Bezüglich der Eisenwerte und ihrer Veränderung vom Ausgangswert bis zur Nachuntersuchung gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede. In der SGLT2i-Gruppe erhöhte sich der Eisenwert leicht von 69,2 (±22,3) auf 81,8 (±27,8)µg/dl, während die Kontrollgruppe einen leichten Rückgang von 65,2 (±22,9) auf 60,6 (±27,1) µg/dl zeigte (p=0,146).
Der CPET zeigte, dass die Parameter in der SGLT2i-Gruppe stabil geblieben waren, während die Kontrollgruppe Veränderungen aufwies. Der VE/VCO2-„Slope“ nahmin der Kontrollgruppe im Verlauf der Studie zu, während er in der SGLT2i-Gruppe konstant blieb (Abb.2A). Zudem gab es signifikante Unterschiede in den Änderungen des „peak VO2“ zwischen den Gruppen. Die SGLT2i-Gruppe zeigte minimale Verbesserungen und war von der Ausgangsmessungbis zur Nachuntersuchung stabil. Im Gegensatz dazu zeigte die Kontrollgruppe einen leichten Rückgang im „peak VO2“ (Abb.2B). Dies deutet darauf hin, dass die SGLT2i-Gruppe über den Untersuchungszeitraum eine stabile körperliche Leistungsfähigkeit und funktionelle Kapazität beibehielt, während die Kontrollgruppe einen Rückgang erlebte, was sich imzunehmenden VE/VCO2-„Slope“ und im abnehmenden „peak VO2“ widerspiegelt.
Abb. 2: Veränderung des Ausgangswerts des VE/VCO₂-„Slope“ (A) und des „Peak VO₂“-Werts in den Studiengruppen (Quelle: Dr. Nikita Ermolaev)
Literatur:
1 Porcari A et al.: Transthyretin cardiac amyloidosis. Cardiovasc Res 2023; 118(18): 3517-35 2 Bloom MW, Gorevic PD: Cardiac amyloidosis. Ann Intern Med 2023; 176(3): Itc33-48 3 Steinhardt MJ et al.: Safety and tolerability of SGLT2 inhibitors in cardiac amyloidosis-a clinical feasibility study. J Clin Med 2024; 13(1): 283
weitere Literatur bei den Autor:innen
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