© Stockfotos-MG – stock.adobe.com

Enorme Mehrkosten in der Krankenversicherung

Die Kosten für ambulante ärztliche Behandlungen und für Pflegeleistungen steigen markant, meldet die Branchenorganisation der Schweizer Krankenversicherer santésuisse.

Solothurn. Die Kosten in der Krankenversicherung sind im ersten Halbjahr 2024 in sämtlichen Bereichen stark angestiegen. Die grössten Kostentreiber bleiben die ambulanten Arzt- und Spitalleistungen mit einem Plus von 400 Millionen Franken: In den Spitalambulatorien sind die Kosten um 5,2 Prozent gestiegen, das entspricht einer Steigerung von rund 200 Millionen Franken gegenüber dem ersten Halbjahr 2023. Der Kostenanstieg für Leistungen in Arztpraxen beläuft sich ebenfalls auf rund 200 Millionen Franken (Plus von 5,0 Prozent).

Anhaltend hoch fällt das Kostenwachstum bei den Apotheken aus (Plus von 5,6 Prozent). Auch die Kosten für verkaufte Medikamente in Arztpraxen steigen weiter (Plus von 4,7 Prozent). Insgesamt belaufen sich die Medikamentenkosten auf fast 10 Milliarden Franken pro Jahr und machen damit nahezu ein Viertel der Ausgaben in der Grundversicherung aus. Diese Kosten setzen sich zusammen aus den Verkäufen in Apotheken, Arztpraxen und den von Spitälern direkt abgegebenen Medikamenten.

Besonders ausgeprägt ist der Kostenanstieg auch bei den Pflegeleistungen, vor allem im Spitex-Bereich (Plus von 9,0 Prozent). Dieses Wachstum wird allerdings nicht durch tiefere Pflegeheimkosten kompensiert. Auch dort steigen die Pflegekosten um 4,3 Prozent markant an. Ein Teil dieser Entwicklung ist auf das sehr starke Wachstum bei den Pflegeleistungen für Angehörige zurückzuführen. Alleine in diesem Bereich belaufen sich die Kosten pro Jahr neu auf rund 100 Millionen Franken. Hier ist insbesondere die Wachstumsdynamik besorgniserregend.

Auch die Spitäler verzeichnen ein Kostenwachstum. Mit einem Plus von 1,5 Prozent fällt es auf den ersten Blick moderat aus. Dass das Wachstum nicht höher ist, dürfte einerseits auf das kostendämpfende Tarifsystem mit Pauschalen zurückzuführen sein, dank denen die Anreize für die Spitäler und die Kostenträger richtig gesetzt sind. Allerdings wäre ein stabiler oder gar rückläufiger Wert zu erwarten gewesen, da 2023 noch übermässig viele Vorjahresrechnungen beglichen werden mussten. Dass dieser statistische Effekt sich nicht stärker niederschlägt, hängt damit zusammen, dass dieTarife auf breiter Front gestiegen sind, heisst es in einer Medienmitteilung von santésuisse.

Kostendämpfende Massnahmen seien jedenfalls dringend nötig, um weitere starke Prämienanstiege zu vermeiden. Alle Akteure des Gesundheitswesens seien gefordert, ihren Beitrag zu leisten. Nur so bleibe die soziale Krankenpflegeversicherung bezahlbar. Der erneut sehr starke Kostenschub im ambulanten Arztbereich zeige, wie dringend eine Tarifreform ist. Die vom Bundesrat im Frühsommer 2024 genehmigten ambulanten Pauschalen weisen hier den Weg und können zu einer Dämpfung des Kostenwachstums beitragen. Nun seien alle Akteure gefragt, bei der Einführung des neuen Arzttarifs bestehend aus Pauschalen und einem ergänzenden Einzelleistungstarif Augenmass zu wahren und dafür zu sorgen, dass die Rechnung für die Prämienzahler:innen aufgeht. (rüm)

Back to top