HFpEF: Semaglutid verbessert Symptome und reduziert Übergewicht
Bericht:
Reno Barth
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Semaglutid bewirkt bei Patienten mit Adipositas und Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Auswurffraktion (HFpEF) eine signifikante Symptomverbesserung sowie Gewichtsreduktion, das zeigen die Resultate der Studie STEP-HFpEF. Darüber hinaus wurden zahlreiche sekundäre Endpunkte wie die Leistungsfähigkeit (6MWD) oder C-reaktives Protein durch das GLP-1-Analogon günstig beeinflusst.
Keypoints
-
Semaglutid verbessert die Herzinsuffizienzsymptomatik bei Menschen mit HFpEF und Adipositas.
-
Semaglutid reduziert das Gewicht bei HFpEF-Patienten mit Adipositas.
-
Semaglutid verbessert die 6-min-Gehstrecke bei diesen Patienten und reduziert das CRP sowie das NTproBNP.
Mehr als die Hälfte der Patienten mit Herzinsuffizienz (HI) sind von einer HFpEF betroffen. Diese Patienten sind mehrheitlich übergewichtig oder adipös, wie Dr. Mikhail Kosiborod vomSaint Luke’s Mid America Heart Institute in Kansas City ausführt.1 Kosiborod spricht im Zusammenhang mit HFpEF und Adipositas von einem eigenen Phänotypen mit spezifischen klinischen und hämodynamischen Eigenschaften, der mit hoher Symptomlast und funktioneller Einschränkung assoziiert ist. Für diesen Phänotypen gibt es bislang keine spezifischen Therapien. Gewichtsreduktion als Teil der Managementstrategie ist naheliegend. Auf dieser Basis wurde die Studie STEP-HFpEF konzipiert, die die Verträglichkeit und Wirksamkeitdes GLP-1-Analogons Semaglutid, für das eine deutliche gewichtsreduzierende Wirkung nachgewiesen werden konnte, auf Symptome und Funktion übergewichtiger Menschen mit HFpEF untersuchte.2,3
Primäre Endpunkte HI-Symptomatik und Gewichtsreduktion
STEP-HFpEF ist eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die an 96 Zentren in 13 Ländern in Asien, Europa sowie Nord- und Südamerika durchgeführt wurde. Eingeschlossen wurden Patienten mit einer LVEF ≥45% und einem Body-Mass-Index (BMI) ≥30 kg/m2, Symptomen einer HI sowie funktionellen Einschränkungen (New-York-Heart-Association-Funktionsklasse II–IV und Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire Clinical Summary Score [KCCQ-CSS] <90 Punkten).
Nach Randomisierung im Verhältnis 1:1 erhielten die Studienpatienten über ein Jahr hinweg entweder Semaglutidsubkutan 2,4mg oder Placebo. Die Studie hatte zwei primäre Endpunkte: die Veränderung des KCCQ-CSS als Maß für die Veränderung der Symptomatik sowie den BMI. Als sekundäre Endpunkte wurden die Sechsminuten-Gehstrecke (6MWD), der hierarchische Komposit aus Tod, Herzinsuffizienzereignissen und Veränderungen von KCCQ-CSS und 6MWD sowie Veränderungen des C-reaktiven Proteins (CRP) erhoben.
Die 529 Frauen und Männer, die an der Studie teilnahmen, waren mehrheitlich deutlich adipös mit einem Ausgangs-BMI von 37,0kg/m2 sowie stark symptomatisch und funktionell eingeschränkt. Zu Studienbeginnbetrug der mediane KCCQ-CSS 58,9 Punkte, die mediane 6MWD 320m, 66,2% befanden sich in der NYHA-Klasse II und 33,8% in den NYHA-Klassen III–IV.
Alle primären und sekundären Endpunkte erreicht
Die Studie erreichte beide primären sowie alle konfirmatorischen sekundären Endpunkte. Die mittlere Veränderung des KCCQ-CSS von Baseline bis Woche 52 betrug 16,6 Punkte mit Semaglutid im Vergleich zu 8,7 Punkten mit Placebo (geschätzte Differenz [„estimated treatment difference“; ETD]: 7,8 Punkte; 95% CI: 4,8–10,9; p<0,001). Mit einer Gewichtsreduktion von 13,3% in der Semaglutid-Gruppe im Vergleich zu 2,6% unter Placebo wurde auch in dieser Hinsicht ein signifikantes und deutliches Resultat erreicht (Abb. 1).
Abb. 1: Primäre Endpunkte der STEP-HFpEF-Studie: A) Änderung des KCCQ-CSS, B) Veränderung des Körpergewichts. *Die Daten in Woche 52 sind die geschätzten mittleren Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert (modifiziert nach Kosiborod MN 2023)4
Die mittlere Verbesserung der 6MWD betrug 21,5m in der Semaglutid-Gruppe und 1,2m in der Placebogruppe (ETD: 20,3m; 95% CI: 8,6–32,1; p<0,001).
Auch im Hinblick auf den hierarchischen Komposit-Endpunkt erwies sich Semaglutid gegenüber Placebo als signifikant überlegen. Das CRP nahm unter Semaglutid um 43,5% und unter Placebo um 7,3% signifikant ab (p<0,001).
Darüber hinaus ergaben auch mehrere exploratorische Endpunkte eine sehr deutliche Überlegenheit von Semaglutid. So wurde NTproBNP in der Verumgruppe über 52 Wochen um 20,9% und in der Placebogruppe um 5,3% reduziert.
Besonders deutlich zeigte sich der Unterschied bei den klinischen Ereignissen: Während aus der Semaglutid-Gruppe lediglich 1 Patient wegen Herzinsuffizienz hospitalisiert oder dringend abgeklärt werden musste, waren es in der Placebogruppe 12 Patienten. Ungeachtet der kleinen Zahlen könne man diese Reduktion klinischer Ereignisse als starken Hinweis für eine krankheitsmodifizierende Wirkung der Therapie werten, so Kosiborod. STEP-HF wurde zeitgleich mit der Präsentation im „New England Journal of Medicine“ online publiziert.4
Abb. 2: Änderung der 6-Minuten-Gehstrecke. *Die Daten in Woche 52 sind die geschätzten mittleren Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert (modifiziert nach Kosiborod MN 2023)4
Studien mit harten klinischen Endpunkten gefordert
In der Diskussion der Studie unterstreicht Prof. Dr. Frank Ruschitzka vom Universitätsspital Zürich die hohe Relevanz dieser Daten, zumal sie eine große Gruppe von Menschen betreffen, für die es aktuell wenige therapeutische Optionen gibt. Insbesondere gab es bisher keine Strategien, um bei diesen Patienten eine relevante Gewichtsreduktion zu erreichen. Man habe es hier, so Ruschitzka, mit einem speziellen Phänotypen zu tun und generell gehe der Trend in der Medizin in Richtung einer differenzierteren Betrachtung von Phänotypen. Ruschitzka: „Es gibt nicht EINE Herzinsuffizienz und es gibt nicht EINE Adipositas. Wir müssen lernen, die Mechanismen zu verstehen.“ Allerdings sei das Erreichen der primären Endpunkte nicht überraschend. Dass Semaglutid Gewichtsreduktion unterstützt sei bekannt und dass eine Gewichtsreduktion bei HI Symptome lindert sei auch zu erwarten gewesen. In weiterer Folge werden Studien mit klinischen Endpunkten benötigt. Ruschitzka betont auch, dass die mit dem 2023 Update der HI-Leitlinie bei HFpEF empfohlenen SGLT2-Inhibitoren gute Kombinationspartner für GLP-1-Analoga darstellen.
Quelle:
ESC-Kongress 2023, Session HOT LINE 1, 25. August, Amsterdam
Literatur:
1 Dunlay SM et al.: Nat Rev Cardiol 2017; 14(10): 591-602 2 Kushner RF et al.: Obesity (Silver Spring) 2020; 28(6): 1050-61 3 Kosiborod MN et al.: JACC Heart Fail 2023; S2213-1779(23)00245-7 4 Kosiborod MN et al.: N Engl JMed 2023; DOI: 10.1056/NEJMoa2306963
Das könnte Sie auch interessieren:
ESC Newsroom 2023
Hier finden Sie die neuen ESC-Guidelines und die spannendsten Studienergebnisse vom Jahreskongress der European Society of Cardiology.
Herzinsuffizienz: Eisenmangeltherapie mit weniger Hospitalisierungen verbunden
Die mit Spannung erwartete Studie HEART-FID zur Eisensupplementation mit Eisencarboxymaltose (FCM) bei Patienten mit Herzinsuffizienz (HI) und Eisenmangel verfehlte ihren primären ...
OCT im Vergleich zu Angiografie in vielerlei Hinsicht überlegen
Mittels optischer Kohärenztomografie (OCT) über einen Katheter ist es möglich, die koronare Gefäßwand mit hoher Auflösung darzustellen und dreidimensionale Bilder der Anatomie sowie ...