Längeres Arrhythmie-Monitoring bei hypertropher Kardiomyopathie sinnvoll?
Bericht:
Christian Fexa
Redaktor
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Im Rahmen des Jahreskongresses der European Heart Rhythm Association in Barcelona wurde die explorative Studie TEMPO-HCM vorgestellt. Sie zeigt, dass bei längerem EKG-Monitoring von Patienten mit HCM mehr Herzrhythmusstörungen entdeckt werden als beim konventionellen 24- bis 48-Stunden-Monitoring.1
Bei bis zu 20% der Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie (HCM) tritt ein Vorhofflimmern (VHF)2,3 auf, weshalb diese Patienten ein sehr hohes Schlaganfallrisiko haben. Die ESC-Leitlinien empfehlen bei HCM-Patienten, bei denen ein VHF diagnostiziert wurde, daher nicht den CHA2DS2-VASc-Score zur Risikoabschätzung einzusetzen, sondern gleich mit einer Antikoagulation zu beginnen.4,5 Etwa 20–30% der HCM-Patienten haben eine nicht anhaltende ventrikuläre Tachykardie (NSVT),6–8 die das Risiko für einen plötzlichen Herztod (SCD) erhöht und eine Indikation für einen implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD) ist.4 Zur Detektion von VHF und NSVT bei HCM-Patienten wird ein 24- bis 48-Stunden-Holter-EKG empfohlen.4 Bei Patienten mit kryptogenem Schlaganfall oder nach einer Pulmonalvenenisolation wurde bereits gezeigt, dass ein verlängertes EKG-Monitoring die Detektion von VHF verbessert.9–11
TEMPO-HCM
Die Studie TEMPO-HCM1 untersuchte, ob durch längeres kontinuierliches EKG-Monitoring von HCM-Patienten eine signifikant grössere Anzahl klinisch relevanter Arrhythmien im Vergleich zu einer kürzeren Messung detektiert wird. Die prospektive Beobachtungsstudie umfasste konsekutive Patienten mit HCM und einer klinischen Indikation für ein konventionelles Holter-EKG zum Screening auf VHF oder zur Risikostratifizierung hinsichtlich SCD. Patienten mit erblicher atypischer HCM oder ICD wurden ausgeschlossen. Die Teilnehmer wurden mit einem speziellen EKG-Device über 30 Tage überwacht. Primärer Endpunkt war die Detektion klinisch relevanter Arrhythmien (Vorhofflimmern/-flattern und NSVT) während der ersten 24 Stunden im Vergleich zum 30-Tage-Zeitraum.
Mehr Arrhythmien detektiert, mehr Patienten in höherer Risikogruppe
Eingeschlossen wurden insgesamt 100 Patienten. Das Durchschnittsalter betrug 57 Jahre, 22% waren Frauen. Bei der erweiterten 30-Tage-EKG-Überwachung wurde eine höhere Inzidenz klinisch relevanter Arrhythmien festgestellt als bei der 24-Stunden-Überwachung: 65% vs. 11% (p<0,001). Die Mehrheit der Patienten hatte eine NSVT, wobei diese bei 62% im Zeitraum von 30 Tagen festgestellt wurde, verglichen mit lediglich 8% in den ersten 24 Stunden. Bei Patienten, bei denen bereits in den ersten 24 Stunden eine NSVT auftrat, waren die Tachykardien während des gesamten Überwachungszeitraums schneller (174 vs. 152 Schläge/min; p=0,001), dauerten länger (14 vs. 8 Schläge; p=0,029) und traten häufiger auf (11 vs. 2 Episoden; p<0,001).
Das geschätzte 5-Jahres-Risiko für einen SCD betrug nach dem HCM-Risiko-SCD-Rechner im Median 1,74% bei Verwendung der Daten aus den ersten 24 Stunden gegenüber 2,92% bei Verwendung der 30-Tage-Daten (p<0,001). Die 30-Tage-Überwachung führte zu einer Neueinstufung von 22,2% der Patienten in eine höhere Risikokategorie. Dies führte zu zusätzlichen 13 (14,4%) Patienten, bei denen ein ICD in Betracht gezogen werden kann, und 7 (7,8%) zusätzlichen Patienten, bei denen ein ICD in Betracht gezogen werden sollte. Hinsichtlich Vorhofflimmern wurden im 30-Tage-Monitoring vier zusätzliche Fälle festgestellt gegenüber dem 24-Stunden-Monitoring, darunter waren drei Patienten ohne vorherige VHF-Diagnose.
Quelle:
Jahreskongress der European Heart Rhythm Association, 16. bis 18. April 2023, Barcelona
Literatur:
1 Codon C et al.: Extended ECG monitoring in HCM - the TEMPO-HCM study. EHRA 2023, Late-Breaking Science Session, 17 April 2023 2 Ho CY, Day SM et al.: Genotype and lifetime burden of disease in hypertrophic cardiomyopathy. Circulation 2018; 138: 1387-98 3 Siontis KC, Geske JB et al.: Atrial fibrillation in hypertrophic cardiomyopathy: prevalence, clinical correlations, and mortality in a large high-risk population. J Am Heart Assoc 2014; 3: e001002 4 Elliott PM, Anastasakis A et al.: 2014 ESC guidelines on diagnosis and management of hypertrophic cardiomyopathy. Eur Heart J 2014; 35: 2733-79 5 Ommen SR, Mital S et al.: 2020 AHA/ACC Guideline for the diagnosis and treatment of patients with hypertrophic cardiomyopathy. Circulation 2020; 142: e558-631 6 Adabag AS, Casey SA et al.: Spectrum and prognostic significance of arrhythmias on ambulatory Holter electrocardiogram in hypertrophic cardiomyopathy. J Am Coll Cardiol 2005; 45: 697-704 7 Monserrat L, Elliott PM et al.: Non-sustained ventricular tachycardia in hypertrophic cardiomyopathy: an independent marker of sudden death risk in young patients. J Am Coll Cardiol 2003; 42: 873-9 8 OʼMahony C, Jichi F et al.: A novel clinical risk prediction model for sudden cardiac death in hypertrophic cardiomyopathy (HCM Risk-SCD). Eur Heart J 2014; 35: 2010-20 9 Sanna T, Diener HC et al.: Cryptogenic stroke and underlying atrial fibrillation. N Engl J Med 2014; 370: 2478-86 10 Gladstone DJ, Spring M et al.: Atrial fibrillation in patients with cryptogenic stroke. N Engl J Med 2014; 370: 2467-77 11 Hindricks G, Piorkowski C et al.: Perception of atrial fibrillation before and after radiofrequency catheter ablation: relevance of asymptomatic arrhythmia recurrence. Circulation 2005; 112: 307-13
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