Diagnostik und Metaphylaxe von Nierensteinen
Bericht:
Dr. med. Sabina Ludin
Chefredaktorin
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Nierensteine sind für die betroffenen Patienten nicht nur sehr schmerzhaft, sondern können in gewissen Fällen auch zu einer chronischen Niereninsuffizienz und schliesslich zur Dialysepflichtigkeit führen. Anhand einer strukturierten Abklärung können solche Patienten erkannt und frühzeitig der nephrologischen Spezialabklärung zugeführt werden.
Keypoints
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Bei jedem Nierensteinpatienten muss einmal eine Steinanalyse durchgeführt werden.
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Die Basisdiagnostik umfasst neben einer ausführlichen Anamnese eine Sonografie, eine Laboruntersuchung und einen Urinstatus.
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Bei Patienten mit einem hohen Nierensteinrisiko muss zusätzlich eine erweiterte metabolische Abklärung erfolgen.
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Patienten mit einem hohen Nierensteinrisiko benötigen neben der allgemeinen Nierensteinmetaphylaxe eine spezifische Metaphylaxe, die je nach Steintyp unterschiedlich ist, sowie ggf. eine spezifische Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung.
Die Prävalenz der Nephrolithiasis nimmt weltweit zu, und dies unabhängig von Geschlecht, Alter und Ethnie.1 Als treibende Faktoren dafür werden die Veränderung der Ernährungsweise sowie die globale Erwärmung vermutet. Nierensteine bergen ein beträchtliches Rezidivrisiko, das mit jeder weiteren Steinepisode steigt. Zudem sind sie mit einem deutlich erhöhten Risiko für das Auftreten einer chronischen Niereninsuffizienz (RR: 1,52), eines terminalen Nierenversagens (RR: 2,16) (Tab. 1) und einer kardiovaskulären Erkrankung (HR: 1,18–1,48) assoziiert.2–4
Tab. 1: Risikofaktoren für die Entwicklung einer chronischen Niereninsuffizienz (CKD)/eines terminalen Nierenversagens bei Patienten mit Nierensteinen (gem. N. Mohebbi)
Abklärung von Nierensteinen
Steinanalyse und Basisdiagnostik
Bei allen Patienten mit einer Nephrolithiasis müssen mindestens einmal eine Steinanalyse und eine Basis-Laborabklärung erfolgen. «Wenn Ihnen der Patient berichtet, dass er von einer früheren Episode noch Steine zu Hause hat, lassen Sie sich die Steine für eine Analyse bringen. Die Zusammensetzung der Steine verändert sich nämlich nicht», rät Prof. Dr. med. Nilufar Mohebbi, Praxis und Dialysezentrum Zürich-City. «Und wenn Sie einen Patienten zur Intervention schicken, bitten Sie immer auch um eine Steinanalyse.» Die Analyse wird mittels Infrarot-Spektroskopie oder Röntgen-Diffraktometrie gemacht. Tabelle 2 zeigt eine Übersicht über die verschiedenen Steinarten, ihre Häufigkeit und ihr Röntgenverhalten.
Tab. 2: Art und Häufigkeit von Nierensteinen6
Die Basisdiagnostik ermöglicht die Zuordnung zur Niedrig- oder Hochrisikogruppe (Abb. 1).6 Die Anamnese umfasst die Stein-, Ernährungs-, Medikamenten-, Familien- sowie die persönliche Anamnese. Hinzu kommen eine klinische Untersuchung inklusive Sonografie der Nieren und der ableitenden Harnwege, eine Laboruntersuchung mit Bestimmung der Elektrolyte (inkl. ionisiertes Serumkalzium), Harnsäure, Harnstoff, Kreatinin und GFR sowie ein Urinstatus mit Streifentest und Urinkultur. Ist der Steintyp unbekannt, kommen weitere Abklärungen hinzu, um Rückschlüsse auf die Steinzusammensetzung machen zu können. Dies kann mittels Bildgebung oder Mikroskopie des Urinsediments gemacht werden.
Abb. 1: Abklärungsalgorithmus bei Nierensteinen6
Erweiterte Diagnostik
Bei Patienten mit einem hohen Rezidivrisiko (Tab. 3) muss zudem eine erweiterte metabolische Diagnostik durchgeführt werden. Sie umfasst eine erweiterte Blutuntersuchung (Natrium, Kalium, Kalzium, Chlorid, Phosphat, Kreatinin, Harnsäure, Blutgasanalyse, Parathormon bei kalziumhaltigen Steinen), die Auswertung des 24-h-Sammelurins (pH, spezifisches Gewicht, Kreatinin, Kalzium, Oxalat, Harnsäure, Zitrat, Magnesium, anorganisches Phosphat, Ammonium, evtl. Zystin) sowie bei Struvitsteinen eine Urinkultur. Bei der 24-h-Urinsammlung ist es wichtig, dass sie frühstens drei Wochen nach einer Intervention oder einem Steinabgang erfolgen soll. «Die nephrologische Abklärung von Nierensteinpatienten mit rezidivierendem Steinleiden ermöglicht die Früherkennung von seltenen, aber teilweise schwerwiegenden Ursachen von Nierensteinen, wie z.B. primärer Hyperoxalurie, die zu einer chronischen Niereninsuffizienz bis hin zur Dialysepflichtigkeit führen können», so Mohebbi.
Tab. 3: Patienten mit einem hohen Risiko für Nierensteine6
Metaphylaxe von Nierensteinen
Die allgemeine Nierensteinmetaphylaxe, die für alle Patienten gilt, umfasst vier Säulen:
1. Flüssigkeitszufuhr:
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2,5–3l/d, Ziel-Urinmenge: >2,5l/d
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über den Tag verteilt, ph-neutrale Getränke
2. Ernährung:
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ausgewogene Ernährung, reich an Gemüse und Ballaststoffen
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normale Kalziumzufuhr (1–1,2g/d)
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reduzierte Kochsalzzufuhr (4–5g/d)
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reduzierte Zufuhr von tierischen Proteinen (0,8–1,0g/kg)
3. Lebensstilmassnahmen
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z.B. normalen BMI anstreben durch regelmässige körperliche Aktivität
4. Exzessive Vitaminzufuhr vermeiden
Bei Patienten mit einem hohen Nierensteinrisiko braucht es eine spezifische Therapie. Für jeden Steintyp gibt es dafür Anleitungen in den Guidelines.5, 6
Quelle:
«Nephrolithiasis – was der Internist beachten sollte», Referat von Prof. Dr. med. Nilufar Mohebbi, FOMF Update Refresher Innere Medizin, 4. Dezember 2021, Zürich
Literatur:
1 Romero V et al.: Kidney stones: a global picture of prevalence, incidence, and associated risk factors. Rev Urol 2010; 12: e86-96 2 Ferraro PM et al.: Risk of recurrence of idiopathic calcium kidney stones: analysis of data from the literature. J Nephrol 2017; 30: 227-33 3 Zhe M, Hang Z: Nephrolithiasis as a risk factor of chronic kidney disease: a meta-analysis of cohort studies with 4,770,691 participants. Urolithiasis 2017; 45: 441-8 4 Ferraro PM et al.: History of kidney stones and the risk of coronary heart disease. JAMA 2013; 310: 408-15 5 Skolarikos A et al.: European Association of Urology: EAU Guidelines on Urolithiasis. 2022. https://uroweb.org/guidelines/urolithiasis 6 DGU Arbeitskreis Harnsteine: S2k-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis (AWMF Registernummer 043-025). Letztes Update 2018. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-025l_S2k_Diagnostik_Therapie_Metaphylaxe_Urolithiasis_2019-07_1.pdf
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