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Kommentar von Dr. phil. Martina Hubacher und Prof. Adam Czaplinsky

<p class="article-content"><p>Fatigue ist bei der Beratung unserer Patienten mit Multipler Sklerose eines der am h&auml;ufigsten besprochenen Symptome und viele der Betroffenen beschreiben diese als einen der belastendsten Faktoren in ihrem Alltag. F&uuml;r die Patienten ist das diffuse Symptom oft schwer zu beschreiben und nicht betroffene Personen k&ouml;nnen die Problematik oft nur schwer nachvollziehen, sodass unsere Patienten immer wieder mit Kommentaren wie &laquo;M&uuml;de sind wir alle mal!&raquo; oder &laquo;Reiss dich nur noch kurz zusammen!&raquo; konfrontiert sind. Fatigue ist sehr variabel zwischen den Patienten und taucht fr&uuml;h im Verlauf der Erkrankung auf. Patienten mit einem &laquo;clinically isolated syndrome&raquo; berichten bereits von den Symptomen.<br /> Die Symptomatik ist nicht nur f&uuml;r die Patienten schwer zu beschreiben, es fehlte lange auch unter Fachpersonen an einer einheitlichen und sinnvollen Taxonomie. In der klinischen Praxis unterscheiden wir meist zwischen motorischen und kognitiven Aspekten der Fatigue und erfassen diese mittels Frageb&ouml;gen. Hierbei erhalten wir eine anstrengungsunabh&auml;ngige Einsch&auml;tzung der Symptomatik im Alltag. Im Rahmen einer ausf&uuml;hrlichen neuropsychologischen Untersuchung lassen sich Zeichen der Ersch&ouml;pfungssymptomatik auch oft beobachten und zeigen sich in einer Verlangsamung in der Testperformanz zum Ende der Untersuchung hin, aber auch in manchmal subtilen Gangbildver&auml;nderungen, Ver&auml;nderungen der Koordination oder verlangsamter Sprache.<br /> Die k&uuml;rzlich erschienene Studie von Spiteri und Kollegen fokussierte auf die kognitive Fatiguesymptomatik. Die Autoren unterschieden hier, wie zuvor von Kluger und Kollegen<sup>1</sup> vorgeschlagen, zwischen einer anstrengungsunabh&auml;ngigen Komponente der Fatigue, der &laquo;trait fatigue&raquo;, erfasst mit Frageb&ouml;gen, und einer anstrengungsabh&auml;ngigen Erm&uuml;dbarkeit. Diese widerspiegelte sich in der Zunahme der Reaktionszeiten in einer Alertnessaufgabe nach geistiger Anstrengung. Dabei konnten sie zeigen, dass &laquo;trait fatigue&raquo; und Erm&uuml;dbarkeit mit unterschiedlichen neuronalen Korrelaten einhergehen. Die &laquo;trait fatigue&raquo; wurde bisher mit Ver&auml;nderungen in einem striatal- thalamisch-frontal-kortikalen System in Zusammenhang gebracht. So konnte zum Beispiel k&uuml;rzlich gezeigt werden, dass Patienten mit kognitiver Fatigue Ver&auml;nderungen der fraktionellen Anisotropie und mittleren Diffusivit&auml;t in thalamischen Regionen zeigen, nicht jedoch Patienten ohne Fatigue.<sup>2</sup> Weiter gibt es auch Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Fatigue und Ver&auml;nderungen der funktionellen Konnektivit&auml;t im Thalamus und im frontalen Kortex.<sup>3</sup> Die Arbeit von Spiteri und Kollegen erg&auml;nzt dieses Bild um eine Beteiligung von sensomotorischen Regionen und frontalen Arealen assoziiert mit Aufmerksamkeitskontrolle. Die Erm&uuml;dbarkeit, auf der anderen Seite, brachten die Autoren mit einem Abfall der Aktivierung in aufmerksamkeitsrelevanten Netzwerken in Verbindung. Teilweise &auml;hnliche Resultate zeigten sich interessanterweise auch bei Patienten mit einem Sch&auml;delhirntrauma, welche unter Fatigue und einer gesteigerten Erm&uuml;dbarkeit leiden.<sup>4</sup><br /> Auch wenn &uuml;ber die zugrunde liegenden neuronalen Korrelate noch kein eindeutiger Konsens herrscht, unterst&uuml;tzt die Studie die Annahme, dass der anstrengungsunabh&auml;ngigen &laquo;trait fatigue&raquo; und der anstrengungsabh&auml;ngigen Erm&uuml;dbarkeit unterschiedliche pathophysiologische Mechanismen zugrunde liegen. Dies hat auch direkte Implikationen f&uuml;r die klinische Praxis, da es zeigt, dass diese beiden Aspekte der Fatigue im klinischen Alltag separat betrachtet und erfasst werden sollten.</p> <p>Lesen sie auch: <a href="1000000513">Neuronale Korrelate von belastungsabh&auml;ngigen und -unabh&auml;ngigen Komponenten von Fatigue</a></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kluger BM et al.: Fatigue and fatigability in neurologic illnesses: proposal for a unified taxonomy. Neurology 2013; 80(4): 409-16 <strong>2</strong> Wilting J et al.: Structural correlates for fatigue in early relapsing remitting multiple sclerosis. Eur Radiol 2016; 26(2): 515-23 <strong>3</strong> Nordin LE et al.: Post mTBI fatigue is associated with abnormal brain functional connectivity. Sci Rep 2016; 6: 21183 <strong>4</strong> M&ouml;ller MC et al.: Fatigue and cognitive fatigability in mild traumatic brain injury are correlated with altered neural activity during vigilance test performance. Front Neurol 2017; 8: 496</p> </div> </p>
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