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Alkoholkonsum tötet jährlich Millionen Menschen

Eine neue Studie der Weltgesundheitsorganisation warnt vor den Auswirkungen von Alkoholkonsum. Die Schweiz liegt dabei über dem europäischen Durchschnitt.

In der Schweiz werden jährlich pro Kopf 10,4 Liter reiner Alkohol konsumiert – und damit mehr als im europäischen Durchschnitt (9,2 Liter) und weit mehr als im weltweiten Durchschnitt (5,5 Liter). Zur Veranschaulichung: Das sind 416 Flaschen Bier (0,5 Liter) pro Jahr pro Kopf, wobei das auf die Gesamtbevölkerung gerechnet wird. Rechnet man nur den Teil der Bevölkerung ein, der trinken darf – laut WHO 80,4 Prozent von rund 8,8 Millionen Schweizer:innen, also rund 7,075 Millionen Menschen –, kommt man auf rund 517 Flaschen Bier, was 1,4 Flaschen Bier pro Person pro Tag entspricht. Der weltweite Durchschnitt liegt laut Studie bei 5,5 Litern, der europäische (und höchste) bei 9,2 Litern. Auch wenn der Konsum weltweit etwas zurückgegangen ist, sind die Ergebnisse laut WHO dennoch alarmierend, denn weltweit sind jährlich rund 2,6 Millionen Todesfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Das entspricht 4,7 Prozent aller Todesfälle weltweit. Besonders hervorzuheben ist, dass 2 Millionen der alkoholbedingten Todesfälle auf Männer entfielen. Auch in der Schweiz konsumieren Männer mehr Alkohol als Frauen – mit 16,2 Litern beziehungsweise 4,8 Litern pro Kopf pro Jahr.
Die WHO warnt aufgrund der Studienergebnisse vor den Auswirkungen und fordert verstärkte nationale und internationale Massnahmen. «Der Substanzkonsum schadet der individuellen Gesundheit, erhöht das Risiko chronischer Krankheiten und psychischer Störungen und führt tragischerweise jedes Jahr zu Millionen vermeidbarer Todesfälle. Er stellt eine schwere Belastung für Familien und Gemeinschaften dar und erhöht die Gefahr von Unfällen, Verletzungen und Gewalt», betonte Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor. Von allen alkoholbedingten Todesfällen im Jahr 2019 waren schätzungsweise 1,6 Millionen Todesfälle auf nichtübertragbare Krankheiten zurückzuführen, darunter 474 000 Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 401 000 durch Krebs. Etwa 724 000 Todesfälle waren auf Verletzungen zurückzuführen, weitere 284 000 Todesfälle waren auf übertragbare Krankheiten (zum Beispiel HIV und Tuberkulose) zurückzuführen. Die auf Alkoholkonsum zurückzuführenden Todesraten pro konsumiertem Liter Alkohol sind in Ländern mit niedrigem Einkommen am höchsten und in Ländern mit hohem Einkommen am niedrigsten. Der höchste Anteil (13 Prozent) der alkoholbedingten Todesfälle im Jahr 2019 entfiel auf junge Menschen im Alter von 20 bis 39 Jahren.
Der Pro-Kopf-Konsum von Trinker:innen beträgt im Durchschnitt 27 Gramm reinen Alkohols pro Tag, was etwa zwei Gläsern Wein, zwei Flaschen Bier (33 cl) oder zwei Portionen Spirituosen (4 cl) entspricht. Diese Menge und Häufigkeit des Alkoholkonsums sind mit einem erhöhten Risiko zahlreicher Gesundheitsstörungen und damit verbundener Todesfälle und Behinderungen verbunden, wird in einer Aussendung der WHO gewarnt. Der Bericht zeigt auch, dass weltweit ungefähr 290 Millionen Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit leben. Laut den neuesten Daten des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahr 2022 trinken 4 Prozent der schweizerischen Bevölkerung chronisch risikoreich und 15 Prozent betrinken sich mindestens einmal im Monat. Vor allem junge Männer neigen zu Rauschtrinken.
Um die Fortschritte bei der Erreichung des Unterziels 3.5 (Gesundheit und Wohlergehen) der Sustainable Development Goals (SDG) der WHO zu beschleunigen und die gesundheitliche und soziale Belastung durch den Substanzkonsum zu verringern, müssen Regierungen und Partner laut WHO ihre Massnahmen in bestimmten strategischen Bereichen intensivieren, darunter Sensibilisierung, Ausbildung von Gesundheitsfachkräften, Umsetzung des Globalen Alkohol-Aktionsplans 2022–2030, Ressourcenmobilisierung und verbesserte Zusammenarbeit mit Organisationen, Verbänden und der Allgemeinbevölkerung. Die globale Erhebung der WHO zu den Fortschritten beim SDG-Ziel 3.5 wurde 2019–2020 durchgeführt. Von den 194 WHO-Mitgliedstaaten haben 154 (79,4 Prozent) auf die Umfrage geantwortet. (kagr)

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