
Einsatz von CDK4/6-Inhibitoren
Bericht:
Ingeborg Morawetz, MA
Prof. Dr. med. Jens Huober sprach mit Leading Opinions über die monarchE-Studie – auch ältere HR-positive/HER2-negative Patient:innen mit frühem Brustkrebs profitieren von CDK4/6-Inhibition – und über die PALMIRA-Studie: Ein «treatment beyond progression» mit CDK4/6-Inhibitoren wird bei HR-positivem/HER2-negativem fortgeschrittenem Brustkrebs nicht empfohlen.
Unter dem Aspekt des Einsatzes von CDK4/6-Inhibitoren in der adjuvanten und metastasierten Situation bei Brustkrebs konzentriert sich Prof. Dr. med. Jens Huober auf zwei Studien, die im Folgenden vorgestellt werden sollen.
Adjuvante Situation: die positive monarchE-Studie
In der multizentrischen, prospektiven, randomisierten, unverblindeten Phase-III-Studie monarchE wurden Patient:innen mit HR-positivem und HER-negativem Mammakarzinom auf endokrine Therapie oder endokrine Therapie in Kombination mit dem CDK4/6-Inhibitor Abemaciclib über zwei Jahre randomisiert. Vor der Randomisierung erhielten sie eine klassische Therapie mit Operation, adjuvanter Chemotherapie, Strahlentherapie oder Ähnlichem. Im Abemaciclib-Arm kam es zu einem signifikant längeren krankheitsfreien (DFS) und fernmetastasenfreien Überleben (MFS).
Am ASCO-Jahrestreffen 2023 lag der Fokus auf der Frage, ob Patient:innen >65 Jahre auch von einer Therapie mit Abemaciclib profitieren. Diese Frage konnte sowohl für das DFS als auch das MFS positiv beantwortet werden. Bei der älteren Zielgruppe kam es jedoch zu mehr Dosisreduktionen und Therapieabbrüchen. Kamen die Dosisreduktionen aufgrund von Nebenwirkungen zustande, hatten sie jedoch keinen Einfluss auf das DFS.
Metastasierte Situation: gemischte Resultate
Die PALMIRA-Studie
Die Phase-II-Studie PALMIRA zur «Treatment beyond progression»-Strategie bei Patient:innen mit fortgeschrittenem Brustkrebs fiel negativ aus. Die Teilnehmenden erhielten in der Erstlinientherapie den CDK4/6-Inhibitor Palbociclib+endokrine Therapie. In der Zweitlinientherapie nach Progress wurden sie auf andere endokrine Therapien alleine oder auf diese endokrine Therapie mit Beibehaltung von Palbociclib randomisiert.
Weder im PFS noch im OS zeigte sich ein Unterschied zwischen beiden Gruppen. Die «Treatment beyond progression»-Strategie kann für CDK4/6-Inhibitoren bei fortgeschrittenem Brustkrebs aktuell nicht empfohlen werden.
SEER-Observationsstudie: tripelnegatives Mammakarzinom im Stadium I
Eine populationsbasierte Observationsstudie aus den USA beschäftigte sich mit Prognose und Therapie von 8601 Patient:innen mit tripelnegativem Brustkrebs im Stadium IA(Tumor ≤2cm und nodal negativ). Die Hauptfragestellung war, ob bei diesen Patient:innen eine Chemotherapie als einzige verfügbare systemische Therapie zu einer Verbesserung der Prognose geführt hat.
Der primäre Endpunkt war das brustkrebsspezifische Überleben, die sekundären Endpunkte waren die Prädiktoren des Einsatzes von Chemotherapie und die Trends in der Nutzung der Chemotherapie im Laufe der Zeit.
Es wurde unter Chemotherapie in der gesamten Population keine Verlängerung von DFS und OS beobachtet. Nur bei Patient:innen mit T1C-Tumor (1–2cm) kam es zu einer Verlängerung des brustkrebsspezifischen Überlebens. Die Prognose unter Chemotherapie war jedoch generell gut und das brustkrebsspezifische Überleben lag bei Patient:innen mit pT1B-N0-Tumoren bei 95%, ob mit oder ohne Chemotherapie. Bei pT1C-N0-Tumoren ergab sich eine Spanne von 91–94%, je nachdem, ob Chemotherapie eingesetzt wurde oder nicht. Obwohl die Prognose an sich schon sehr gut war, kam es zu Verlängerungen im Überleben also erst bei Tumorgrössen ab 1cm.
Da es sich jedoch nicht um eine prospektive randomisierte Studie handelt, sondern nur um eine Erhebung auf Basis von SEER(«The Surveillance, Epidemiology, and End Results Program»)-Daten, also um eine retrospektive Registeranalyse, müssen die Ergebnisse unter Einbezug aller Irrtumsmöglichkeiten betrachtet werden.
Als Fazit kann jedoch gesehen werden, dass es sich bestätigt hat, dass der Einsatz einer Chemotherapie bei Tumoren mit einer Grösse von unter 1cm hinterfragt werden sollte.
Das Interview mit Prof. Dr. med. Jens Huober finden Sie online
Quelle:
Newsroom ASCO-Jahrestreffen 2023. Videostatement Prof. Dr. med. Jens Huober: ASCO-Highlights zum Mammakarzinom. Online unter https://www.universimed.com/ch/article/onkologie/asco-2023-asco-highlights-mammakarzinom-306883
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