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Radiofrequenzablation (RFA) außerhalb der BCLC-Leitlinien

Innsbrucker Erfahrungen mit stereotaktischer RFA bei intermediärem HCC

<p class="article-intro">In den in Europa weitläufig akzeptierten BCLC(Barcelona Clinic Liver Cancer)-Leitlinien (Abb. 1) wird für das „intermediate stage HCC“ die palliative transarterielle Chemoembolisation (TACE) empfohlen. In Innsbruck werden in zunehmendem Maße Patienten mit einem intermediären HCC einer lokal kurativen stereotaktischen Radiofrequenzablation (SRFA) zugeführt. Dadurch kann in diesem Patientenkollektiv ein deutlich längeres medianes Überleben erzielt werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Einleitung</h2> <p>Die thermische Ablation ist eine minimal invasive Methode zur lokalen Tumorbehandlung und gilt als erste Wahl f&uuml;r die Behandlung inoperabler Malignome der Leber. Langzeitergebnisse h&auml;ngen u.a. von der Rate der vollst&auml;ndigen Ablation des gesamten Tumors ab. Aufgrund exzellenter Kurz- und Langzeitergebnisse wird die thermische Ablation als Alternative zur chirurgischen Resektion bei sehr fr&uuml;hem (&bdquo;very early&ldquo;) HCC (singul&auml;res HCC &lt;2cm) akzeptiert. Bei Tumoren &gt;2cm gilt die chirurgische Resektion jedoch immer noch als Methode der Wahl. Die inakzeptablen Ergebnisse nach Ablation gro&szlig;er L&auml;sionen resultieren aus einer unzureichenden Abdeckung des Tumors durch die Ablationszone durch die konventionelle Ultraschall/ CT-gezielte RFA in Einzelsondentechnik.<br /> Nach den BCLC-Richtlinien ist f&uuml;r das intermedi&auml;re HCC die transarterielle Chemoembolisation die Therapie der Wahl. Dies basiert auf einer Metaanalyse von sieben Studien, die zeigten, dass die wiederholte Behandlung mit TACE mit einer &Uuml;berlebensdauer von durchschnittlich 20 Monaten bei Patienten mit intermedi&auml;rem HCC assoziiert war. Die Gruppe des intermedi&auml;ren Tumorstadiums nach BCLC ist jedoch relativ heterogen (mehr als 3 HCC). In der Literatur wird zus&auml;tzlich kontroversiell diskutiert, ob Patienten mit einem singul&auml;ren HCC &gt;5cm (lt. BCLC Stadium A) aufgrund der schlechten Prognose ebenfalls dem intermedi&auml;ren Stadium zuzurechnen sind.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1802_Weblinks_jatros_onko_1802_s54_abb1.jpg" alt="" width="1458" height="1605" /></p> <h2>HCC-Behandlung au&szlig;erhalb der Richtlinien</h2> <p>Es gibt mehrere Ans&auml;tze zur Erweiterung der derzeit etablierten BCLC-Richtlinien und insbesondere der Mailand-Kriterien f&uuml;r die Listung f&uuml;r die Lebertransplantation. Durch eine Transplantation bei Patienten innerhalb der UCSF-Kriterien, die 1 Knoten &le;6,5cm oder 2&ndash;3 Knoten &le;4,5cm bis zum Erreichen eines Gesamttumordurchmessers &le;8cm umfasste, ergab sich eine vergleichbare 5-Jahres-Rezidivfreiheit (90 % und 94 % ) bei Patienten innerhalb und au&szlig;erhalb der Mailand-Kriterien. In einer retrospektiven multizentrischen Studie an 1156 BCLC-A-Patienten, bei denen die explantierten Lebern untersucht wurden, wurden Patienten au&szlig;erhalb der Mailand- Kriterien in zwei Untergruppen &ndash; &bdquo;bis zu sieben&ldquo; (7cm ist die Summe aus der Gr&ouml;&szlig;e des gr&ouml;&szlig;ten Tumors und der Anzahl der Tumoren) und &bdquo;&Uuml;berschreiten von bis zu sieben&ldquo; &ndash; eingeteilt. Das 5-Jahres-Gesamt&uuml;berleben betrug 73,3 % f&uuml;r Patienten, die die Mailand-Kriterien erf&uuml;llten, und 53,6 % f&uuml;r diejenigen, die au&szlig;erhalb der Kriterien transplantiert wurden. Allerdings lag das &Uuml;berleben von 283 Patienten in der Gruppe der &bdquo;Bis zu sieben&ldquo;-Patienten ohne mikrovaskul&auml;re Invasion bei 71,2 % . Dies deutet darauf hin, dass mehr HCC-Patienten einer LT zugef&uuml;hrt werden k&ouml;nnten.<br /> In histologischen Untersuchungen von explantierten Lebern nach Behandlung mit TACE wird bei weniger als 50 % der behandelten L&auml;sionen eine vollst&auml;ndige Nekrose erreicht und somit gilt diese als rein palliatives Verfahren.<br /> Daher wurde auch bei intermedi&auml;ren HCC ein aggressiveres Vorgehen propagiert. Durch die Implementation der Resektion bei Patienten mit intermedi&auml;ren und fortgeschrittenen HCC wurden &Uuml;berlebensvorteile berichtet. In einer multinationalen, retrospektiven Studie betrugen die 1-, 3- und 5-Jahres-&Uuml;berlebensraten 87 % , 66 % und 55 % f&uuml;r 360 BCLC-B-Patienten mit Zirrhose und 71 % , 42 % und 31 % f&uuml;r 169 BCLC-C-Patienten, die sich einer Leberresektion unterzogen, mit entsprechenden 1-, 3- und 5-Jahres-Raten an krankheitsfreiem &Uuml;berleben von 66 % , 42 % und 26 % f&uuml;r BCLC B und 42 % , 28 % und 17 % f&uuml;r BCLC C. In einer k&uuml;rzlich durchgef&uuml;hrten randomisierten kontrollierten Studie, bei der Resektion versus TACE f&uuml;r resezierbare multiple HCC, die die Mailand-Kriterien &uuml;berschritten, verglichen wurde, betrugen die 1-, 2- und 3-Jahres-Gesamt&uuml;berlebensraten 76 % , 63 % bzw. 51 % f&uuml;r die resezierten Patienten, verglichen mit 52 % , 35 % und 18 % f&uuml;r die TACE-Gruppe (p&lt;0,001).<br /> Das Hauptproblem bei der Leberresektion bei Patienten mit Zirrhose besteht in einem hohen Risiko f&uuml;r ein postoperatives Leberversagen, insbesondere bei Patienten mit portaler Hypertension.<br /> Es stellt sich die Frage, ob die im Vergleich zur Resektion schonendere und im Vergleich zur TACE effektivere perkutane stereotaktische Radiofrequenzablation (SRFA) mit mehrfachen Sondenpositionen bei Patienten mit intermedi&auml;rem HCC bessere Ergebnisse in Bezug auf Komplikationsrate, lokale Kontrolle und &Uuml;berleben erzielen kann. Wir pr&auml;sentieren die ersten Ergebnisse nach SRFA von Patienten mit intermedi&auml;rem HCC im Zeitraum von zehn Jahren (2005 bis 2015), wobei auch Patienten mit einem singul&auml;ren HCC &gt;5cm eingeschlossen wurden.</p> <h2>Material und Methoden</h2> <p>3-D-Navigationssysteme erm&ouml;glichen die Echtzeit-Verfolgung verschiedener chirurgischer Instrumente bez&uuml;glich patientenspezifischer Bildgebungsdaten (CT, MRI, PET, SPECT und Echtzeit-Ultraschall) unter Verwendung von 3-D-Koordinatenmesssystemen. Zielvorrichtungen erm&ouml;glichen eine pr&auml;zise perkutane Ansteuerung jeder anatomischen Struktur des Patienten. Die weltweit erste stereotaktische Radiofrequenzablation (SRFA) eines Lebertumors mit multiplen &uuml;berlappenden Nekrosearealen wurde 2001 in Innsbruck durchgef&uuml;hrt. In der Zwischenzeit wurden an der Interventionellen Onkologie &ndash; Mikroinvasive Therapie Innsbruck mehr als 1000 Patienten mit prim&auml;ren und sekund&auml;ren Lebertumoren mittels SRFA erfolgreich behandelt.<br /> Zwischen 2005 und 2015 wurden insgesamt 218 HCC-Patienten mit TACE und 266 HCC-Patienten mit SRFA behandelt. Das mediane Alter der mit SRFA behandelten Patienten lag bei 64,5 Jahren (31&ndash; 88 Jahre). Die mit SRFA behandelte Gruppe umfasste 36 Patienten mit sehr fr&uuml;hem (&bdquo;very early&ldquo;) Stadium (0) (13,5 % ), 97 Patienten mit fr&uuml;hem (&bdquo;early&ldquo;) Stadium (A) (36,5 % ), 115 Patienten mit intermedi&auml;rem (&bdquo;intermediate&ldquo;) Stadium (B) (43,2 % ) und 4 Patienten mit fortgeschrittenem (&bdquo;advanced&ldquo;) Stadium (C) (1,5 % ). Die mittlere Anzahl der Tumoren und Tumorgr&ouml;&szlig;e betrugen 1 (1&ndash;12) und 2,8cm (1&ndash;19cm). 229 (86,1 % ) der Patienten hatten eine Leberzirrhose auf dem Boden einer ASH/NASH (57,4 % ), HCV (25,6 % ), HBV (7,2 % ), H&auml;mochromatose (2,6 % ), PBC (1,5 % ) und kryptogen (5,6 % ). 73,4 % der Patienten mit einer Leberzirrhose hatten eine Child-A-, 24,8 % eine Child-B- und 1,9 % eine Child-C-Zirrhose. Der mediane MELD-Score lag bei 9 (6&ndash;40). 49 der 266 (18,4 % ) Patienten wurden einer Lebertransplantation zugef&uuml;hrt.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Die Lokalrezidivrate betrug insgesamt 8,3 % (50/605), die 1-, 3- und 5-Jahres&Uuml;berlebensraten ab SRFA 90 % , 66 % und 52 % , mit einem medianen Gesamt&uuml;berleben von 60 Monaten. Die 1- und die 3-Jahres- Rate an tumorfreiem &Uuml;berleben betrug 82 % und 56 % .<br /> In der Gruppe mit intermedi&auml;ren HCC (jeweils einschlie&szlig;lich der singul&auml;ren HCC &gt;5cm) betrug die perioperative Mortalit&auml;tsrate 1,2 % (2/170) und die Morbidit&auml;tsrate 12,9 % (22/170). 82 % der Komplikationen (Blutungen, Pleuraerg&uuml;sse und Pneumothorax) konnten durch minimal invasive interventionell-radiologische Eingriffe behandelt werden. In der Gruppe mit intermedi&auml;ren HCC wurde ein medianes OS von 56,2 Monaten erreicht (das 1-, 3-, 5-Jahres-OS betrug 89 % , 63 % , 44 % ). Von den 115 Patienten mit intermedi&auml;rem HCC konnten 17 Patienten aufgrund des erfolgreichen Downstagings durch SRFA einer Lebertransplantation zugef&uuml;hrt werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim korrespondierenden Verfasser<br /><br /> <strong>Link:</strong><br /> Video: Stereotaktische Radiofrequenzablation (SRFA) von Leberkarzinomen und Lebermetastasen (Deutsch): https://www.youtube.com/watch?v=HnCP5zoLeA4</p> </div> </p>
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