
©
Getty Images/iStockphoto
5-Jahres-Überlebensdaten zu Ibrutinib bei therapienaiven und rezidivierten/refraktären Patienten
Jatros
30
Min. Lesezeit
02.03.2017
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Für Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) stehen in der Erstlinientherapie je nach Eignung des Patienten verschiedene Chemotherapieregime zur Verfügung. Weisen Patienten eine 17p-Deletion und/oder eine TP53-Mutation auf oder rezidivieren Patienten nach der Erstlinientherapie, so stehen zielgerichtete Therapien, wie der Bruton-Tyrosinkinase(BTK)-Inhibitor Ibrutinib, zur Verfügung. Bei der Jahresversammlung der American Society of Hematology wurden zwei wichtige Studien zur Behandlung mit Ibrutinib präsentiert, die unter anderem auf den Vorteil durch einen frühen Einsatz der Substanz hinweisen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Ibrutinib bildet eine kovalente Bindung mit Cys-481 im aktiven Zentrum der Bruton-Tyrosinkinase und inhibiert damit die Aktivierung der Signalwege des B-Zell- Antigen- und des Zytokin-Rezeptors. Ibrutinib (Imbruvica<sup>®</sup>) ist für die Behandlung erwachsener Patienten mit CLL sowohl in der rezidivierten und refraktären Situation als auch in der Erstlinie als Monotherapie zugelassen. Im Vergleich mit der Ofatumumab-Therapie verlängerte Ibrutinib in der randomisierten, unverblindeten Phase-III-Studie RESONATE (PCYC-1112) das progressionsfreie Überleben (PFS; HR: 0,215), das Gesamtüberleben (OS; HR: 0,387) und das Ansprechen (62,6 % vs. 4,1 % ) bei Patienten mit Vorbehandlung signifikant.<sup>1</sup> Nun liegen erstmals Studienergebnisse mit einer Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren vor. In San Diego präsentierte Susan O´Brien, Houston, USA, die Ergebnisse der Phase-II-Studie PCYC-1102/1103, die Ibrutinib als Monotherapie bei 31 therapienaiven (TN) und 101 rezidivierten/refraktären (R/R) Patienten prüfte.<sup>2</sup></p> <h2>Gute Verträglichkeit erlaubt langes Verbleiben auf Therapie</h2> <p>Ibrutinib ist die erste Wirksubstanz der Klasse der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren und erlaubt eine chemotherapiefreie Behandlung der CLL. In der Phase-Ib/IIStudie PCYC-1102 und der Erweiterungsstudie PCYC-1103 wurden die Effektivität und Verträglichkeit bei therapienaiven und rezidivierten/refraktären Patienten nachgewiesen.<sup>3–5</sup><br /> Insgesamt wurden 132 Patienten mit CLL/SLL einmal täglich mit Ibrutinib in den Dosierungen 420mg oder 840mg behandelt. In der Kohorte der therapienaiven Patienten betrug das mediane Alter 71 Jahre und etwa drei Viertel der Patienten waren 70 Jahre oder älter. 74 % der Patienten waren in einem sehr guten Allgemeinzustand (ECOG PS 0) und 26 % in einem guten Zustand (ECOG PS 1). An zytogenetischen Aberrationen wurden eine del(17p) bei 6 % , eine del(11q) bei 3 % , eine Trisomie 12 bei 26 % , eine del(13q) bei 55 % und ein komplexer Karyotyp bei 13 % der Patienten identifiziert. Etwa die Hälfte wies einen unmutierten IGHV-Status auf. Im Vergleich dazu waren Patienten der rezidivierten/ refraktären Kohorte jünger (medianes Alter 64 Jahre), zeigten einen schlechteren Allgemeinzustand (ECOG PS 0: 43 % , PS 1: 53 % ) und wiesen häufiger zytogenetische Aberrationen auf: del(17p): 34 % , del(11q): 35 % , Trisomie 12: 12 % , del(13q): 47 % , komplexer Karyotyp: 37 % . 78 % der Patienten waren nicht IGHV-mutiert.<br /> Die Patienten waren zur Zeit der Auswertung im Median 62 Monate (TN) bzw. 49 Monate (R/R) in der Studie. Die Studienmedikation wurde bei 24 % (R/R) bzw. 16 % (TN) der Patienten weniger als ein Jahr gegeben und in 35 % (R/R) bzw. 77 % (TN) der Fälle mehr als vier Jahre. Nach fünf Jahren Nachbeobachtungszeit waren noch 65 % (TN) bzw. 30 % (R/R) der Studienteilnehmer unter Therapie. Nur 3 % (TN) bzw. 33 % (R/R) der Patienten brachen die Therapie aufgrund eines Progresses und 19 % (TN) bzw. 21 % (R/R) aufgrund von Nebenwirkungen ab.</p> <h2>Anhaltendes Ansprechen auch bei ungünstiger Zytogenetik</h2> <p>Ein Ansprechen wurde insgesamt bei 89 % der Studienteilnehmer gesehen. Therapienaive Patienten zeigten in 29 % der Fälle als bestes Ansprechen eine Komplettremission (CR), in 55 % der Fälle eine partielle Remission (PR) und in 3 % der Fälle eine partielle Remission mit Lymphozytose (PR-L). Die mediane Dauer des Ansprechens war mit einer Nachbeobachtungszeit von median 62 Monaten noch nicht erreicht.<br /> In der Kohorte der rezidivierten und refraktären Patienten zeigten 10 % , 76 % und 3 % eine CR, PR bzw. PR-L. Die mediane Dauer des Ansprechens betrug 56,8 Monate. Bezüglich der Hochrisikoaberrationen sprachen 97 % der R/R-Patienten mit 11q-Deletion auf Ibrutinib an, 90 % mit unmutiertem IGHV, 90 % mit komplexem Karyotyp und 79 % mit 17p-Deletion.</p> <h2>Einsatz in früher Therapielinie führt zu längerem progressionsfreiem Überleben</h2> <p>Insgesamt wurde bei den eingeschlossenen therapienaiven Patienten das mediane PFS und OS noch nicht erreicht, nach 5 Jahren waren 92 % der Patienten am Leben und ohne Progress (Abb. 1). Bei den rezidivierten/refraktären Patienten betrug das mediane PFS 52 Monate und die 5-Jahres-PFS-Rate 43 % . Das mediane OS war noch nicht erreicht und nach 5 Jahren waren 57 % der R/R-Patienten noch am Leben. In einer multivariaten Analyse erwies sich del(17p) als prädiktiver Marker für einen schlechteren Therapieerfolg bezüglich PFS und OS. Ibrutinib wurde gut vertragen und die meisten neuen Grad-=3- Nebenwirkungen nahmen im Therapieverlauf ab.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_s24_abb1.jpg" alt="" width="2185" height="1092" /></p> <h2>Aktualisierung der Phase-III-Studie RESONATE-2</h2> <p>Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 28,6 Monaten bestätigte sich auch die gute Wirksamkeit von Ibrutinib in der Phase-III-Studie RESONATE-2 (PCYC-1115), wie Paul Barr, Rochester, USA, beim ASH-Kongress zeigte.<sup>6</sup> Von den 136 Patienten, die in der Erstlinie Ibrutinib erhielten, verblieben mit einer medianen Therapiedauer von 28,5 Monaten 107 Patienten (79 % ) unter Studienmedikation, 83 % der Patienten erhielten wenigstens 2 Jahre Ibrutinib. Von den 28 Patienten, die die Therapie abbrachen, hatten 4 Patienten (3 % ) einen Progress, 6 Patienten (4 % ) verstarben und 16 Patienten (12 % ) brachen die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen ab.<br /> Im Vergleich zu einer Erstlinientherapie mit Chlorambucil wurde mit Ibrutinib das Risiko, einen Progress zu erleiden oder zu versterben, um 88 % reduziert (HR: 0,121; p<0,0001). Das mediane PFS betrug unter Chlorambucil 15 Monate und war im Ibrutinib-Arm noch nicht erreicht. Nach 24 Monaten lebten 34 % der Patienten im Chlorambucil- versus 89 % im Ibrutinib-Arm ohne Progress.</p> <h2>Verbesserte Qualität des Ansprechens im Zeitverlauf</h2> <p>Der PFS-Vorteil unter Ibrutinib war in allen Hochrisikosubgruppen signifikant. Im Vergleich zur Chemotherapie wurde das Risiko einer Progression bei Patienten mit del(11q) um 99 % (HR: 0,014; p<0,0001) und ohne 11q-Deletion um 82 % (HR: 0,18; p<0,0001) reduziert. Der Therapieerfolg unter Ibrutinib war unabhängig vom IGHV-Mutationsstatus mit einer 2-Jahres-PFS-Rate von 90 % bzw. 89 % versus 43 % bzw. 22 % unter Chlorambucil. Trotz der Möglichkeit zum Cross-over nach Krankheitsprogress blieb das Gesamtüberleben mit der längeren Nachbeobachtungszeit im Ibrutinib-Arm überlegen. Nach 24 Monaten lebten 95 % der Patienten im Ibrutinib-Arm versus 84 % der Patienten im Chlorambucil-Arm. Die Häufigkeit der Komplettremissionen verbesserte sich im Laufe der Studie von 7 % nach 12 Monaten Nachbeobachtungszeit auf 15 % nach 24 Monaten und auf 18 % nach 29 Monaten. Auch die hämatologische Funktion verbesserte sich häufiger unter Ibrutinib verglichen mit Chlorambucil.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 58. ASH Annual Meeting & Exposition, 3.–6. Dezember
2016, San Diego
</p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Byrd JC et al: Ibrutinib versus ofatumumab in previously treated chronic lymphoid leukemia. N Engl J Med 2014; 371: 213-23 <strong>2</strong> O´Brien S et al: Five-year experience with single-agent ibrutinib in patients with previously untreated and relapsed/refractory chronic lymphocytic leukemia/ small lymphocytic leukemia. ASH 2016, Abstr. #233 <strong>3</strong> O´Brien S et al: Ibrutinib as initial therapy for elderly patients with chronic lymphocytic leukaemia or small lymphocytic lymphoma: an open-label, multicentre, phase 1b/2 trial. Lancet Oncol 2014; 15: 48-58 <strong>4</strong> Byrd JC et al: Targeting BTK with ibrutinib in relapsed chronic lymphocytic leukemia. N Engl J Med 2013; 369: 32-42 <strong>5</strong> Byrd JC et al: Three-year follow-up of treatment-naive and previously treated patients with CLL and SLL receiving singleagent ibrutinib. Blood 2015; 125: 2497-506 <strong>6</strong> Barr P et al: Updated efficacy and safety from the phase 3 RESONATE- 2 study: ibrutinib as first-line treatment option in patients 65 years and older with chronic lymphocytic leukemia/ small lymphocytic lymphoma. ASH 2016, Abstr. #234</p>
</div>
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Erhaltungstherapie mit Atezolizumab nach adjuvanter Chemotherapie
Die zusätzliche adjuvante Gabe von Atezolizumab nach kompletter Resektion und adjuvanter Chemotherapie führte in der IMpower010-Studie zu einem signifikant verlängerten krankheitsfreien ...
Highlights zu Lymphomen
Assoc.Prof. Dr. Thomas Melchardt, PhD zu diesjährigen Highlights des ASCO und EHA im Bereich der Lymphome, darunter die Ergebnisse der Studien SHINE und ECHELON-1
Aktualisierte Ergebnisse für Blinatumomab bei neu diagnostizierten Patienten
Die Ergebnisse der D-ALBA-Studie bestätigen die Chemotherapie-freie Induktions- und Konsolidierungsstrategie bei erwachsenen Patienten mit Ph+ ALL. Mit einer 3-jährigen ...