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Hohe Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit

Kombinationstherapien mit CD38-Antikörpern beim multiplen Myelom

<p class="article-intro">In der Behandlung des multiplen Myeloms werden derzeit grosse Fortschritte erzielt. Dies ist zum grossen Teil neuen Medikamenten aus der Gruppe der Immunmodulatoren, Proteasominhibitoren, aber auch monoklonalen Antikörpern zuzuschreiben. Durch die Kombination dieser unterschiedlich agierenden Wirkstoffgruppen können bisher unerreichte Ansprechraten bei guter Lebensqualität erzielt werden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Die Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation geh&ouml;rt bisher immer noch in das Erstlinientherapiekonzept f&uuml;r fittere Myelompatienten.</li> <li>CD38-spezifische monoklonale Antik&ouml;rper haben als Monosubstanzen, aber auch in Kombination mit bew&auml;hrten Myelommedikamenten eine hohe Wirksamkeit.</li> <li>PD-1-spezifische Antik&ouml;rper k&ouml;nnen in Kombination mit Immunmodulatoren eine Myelom-spezifische Immunantwort induzieren bzw. verst&auml;rken.</li> </ul> </div> <h2>Erstlinientherapie des multiplen Myeloms</h2> <p><strong>Bedeutung der Hochdosistherapie mit autologem Stammzellersatz</strong><br /> Die Erstlinientherapie bei &laquo;fitten&raquo; Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom (ndMM) beinhaltete bisher nach Applikation einer Induktionstherapie eine Melphalan-basierte Hochdosistherapie (HDT) mit nachfolgendem autologem Stammzellersatz (ASCT). Verschiedene Studiengruppen, so auch die europ&auml;ische (EMN-Studiengruppe) versuchen derzeit die Frage zu beantworten, ob durch den Einsatz neuerer Medikamente die HDT + ASCT obsolet wird. In der prospektiv randomisierten Phase-III-EMN02-Studie erhielten die Patienten 3&ndash;4 Zyklen Bortezomib, Cyclophosphamid, Dexamethason (VCD) gefolgt von einer Stammzellsammlung. Patienten im konventionellen Arm erhielten dann 1&ndash;2 HDT + ASCT.<sup>1</sup> Im experimentellen Arm wurden 4 Zyklen Bortezomib, Melphalan, Prednisolon (VMP) als Ersatz f&uuml;r HDT + ASCT appliziert. In einer zweiten Fragestellung wurde die Konsolidationstherapie mit Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason versus keine Konsolidation gefolgt von einer Revlimid-Erhaltungstherapie bis Progression oder Auftreten einer Toxizit&auml;t verglichen. In der aktuell vorgestellten Analyse an 1503 Patienten wurde die erste Fragestellung und damit die Frage nach der Bedeutung einer HDT + ASCT beantwortet. Es zeigte sich mit einer medianen Beobachtungszeit von 24 Monaten f&uuml;r alle Subgruppen (u.a. Zytogenetik und ISS-Stadium) eine signifikant h&ouml;here Ansprechrate (&ge;VGPR) mit 84 % vs. 74 % f&uuml;r den Transplantationsarm. Das progressionsfreie 3-Jahres-&Uuml;berleben (PFS) war im Transplantationsarm mit 66 % im Vergleich zu 57,5 % im experimentellen Arm (p=0,003) signifikant &uuml;berlegen. Somit best&auml;tigt auch diese Studie den bisherigen Standard aus HDT + ASCT als Erstlinientherapie fitter Patienten.<br /> <br /><strong> Stellenwert einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie</strong><br /> Die Bedeutung und Dauer einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie nach erfolgreicher Induktionstherapie werden weiterhin kontrovers diskutiert. S&auml;mtliche zu diesem Thema durchgef&uuml;hrten prospektiven Phase-III-Studien konnten eine signifikante PFS-Verl&auml;ngerung zeigen. Bezogen auf das Gesamt&uuml;berleben (OS) respektive die Rate an sekund&auml;ren Neoplasien waren die Ergebnisse aber nicht einheitlich, sodass auch in der Schweiz bisher keine Zulassung f&uuml;r diese Indikation vorliegt und damit auf individueller Basis Kostengutsprachen gestellt werden m&uuml;ssen. Die franz&ouml;sische IFM-Studiengruppe hat daher unter Beteiligung der amerikanischen (CALGB) und der italienischen Studiengruppe (GIMEMA) eine Metaanalyse zu dieser Frage durchgef&uuml;hrt.<sup>2</sup> Dabei zeigte sich neben den zu erwartenden h&ouml;heren Ansprechraten und l&auml;ngeren PFS-Zeiten auch eine robuste und signifikante Verl&auml;ngerung des Gesamt&uuml;berlebens unter der Lenalidomid-Erhaltungstherapie. Dies betraf s&auml;mtliche analysierten Subgruppen. Es best&auml;tigte sich auch eine leichte Erh&ouml;hung der Zahl der sekund&auml;ren Neoplasien unter der Kombination aus Lenalidomid bei vorangegangener Melphalan-Therapie. Dabei nimmt die Inzidenz sowohl h&auml;matologischer als auch solider Tumoren leicht zu. Das Risiko f&uuml;r die Entwicklung einer sekund&auml;ren Neoplasie ist jedoch deutlich geringer als das Risiko, an einer Krankheitsprogression zu sterben. Damit unterst&uuml;tzt diese Metaanalyse den Einsatz einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie. Die Dauer dieser Therapie ist weiterhin unklar und sollte meines Erachtens ein Zeitfenster von 12&ndash;24 Monaten bei gegebener Vertr&auml;glichkeit umfassen.</p> <h2>Rezidivtherapie des multiplen Myeloms</h2> <p>Ein Vortrag zum Myelom hat es dieses Jahr in die Plenary Session des ASCO-Kongresses geschafft. Es handelt sich dabei um die prospektive, randomisierte Phase-III-Studie zum Einsatz von Daratumumab in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason (DVd) versus Bortezomib und Dexamethason (Vd) alleine in Patienten mit rezidiviertem respektive refrakt&auml;rem multiplem Myelom (rrMM).<sup>3</sup> Daratumumab ist der erste klinisch verf&uuml;gbare und zugelassene (in den USA und der EU) CD38-spezifische Antik&ouml;rper. Er besitzt als Monosubstanz bei Patienten mit fortgeschrittenem MM eine sog. &laquo;Single agent&raquo;-Aktivit&auml;t von ca. 30 % . Die nun vorgestellte Studie analysierte die Kombination mit Bortezomib plus Dexamethason im Rezidiv. Daratumumab wurde in den ersten 3 Zyklen (9 Wochen) w&ouml;chentlich, anschliessend alle 3 und zuletzt alle 4 Wochen appliziert. Bortezomib (Velcade) wurde in der Standarddosierung von 1,3mg/m&sup2; subkutan an den Tagen 1, 4, 8 und 11 subkutan (Wiederholung alle 3 Wochen) und Dexamethason 20mg p.o. an den Tagen 1+2, 4+5, 8+9 sowie 11+12 appliziert. F&uuml;r diese beiden Medikamente galt eine maximale Behandlungsdauer von insgesamt 8 Zyklen. In die Studie eingeschlossen wurden 498 Patienten mit median 2 vorhergehenden Therapielinien. Eine Vortherapie mit Bortezomib war kein Ausschlusskriterium. Bereits nach einem kurzen medianen Follow-up von 7,4 Monaten zeigte sich eine signifikante Verl&auml;ngerung des PFS im DVd-Arm. Das projizierte 1-Jahres-PFS liegt bei 27 % im Vd- und 60,7 % im DVd-Arm (Abb.&nbsp;1). Betrachtet man nur die Patienten mit einer vorhergehenden Therapielinie, so zeigt sich ein 1-Jahres-PFS von 29,4 % f&uuml;r Vd und 77,5 % f&uuml;r DVd. DVd f&uuml;hrte insgesamt zu einer h&ouml;heren Ansprechrate (ORR 83 % vs. 63 % ) und einer deutlichen Zunahme der MRD-Negativit&auml;t (14 % vs. 3 % ). Die Vertr&auml;glichkeit der Kombination war sehr gut und es ergaben sich keine additiven oder synergistischen Toxizit&auml;ten. Nimmt man noch die Schwesterstudie POLLUX hinzu, so kann auch f&uuml;r die in dieser Studie getestete Kombination aus Daratumumab, Lenalidomid (Revlimid) plus Dexamethason (DRd) eine sehr hohe Aktivit&auml;t mit signifikanter Verl&auml;ngerung des medianen PFS gezeigt werden.<sup>4</sup> Beide Studien zusammen belegen die hohe Wirksamkeit CD38-spezifischer Antik&ouml;rper und beweisen, dass eine Kombination mit etablierten Medikamenten ohne zus&auml;tzliche Toxizit&auml;t m&ouml;glich ist. Damit werden sich CD38-spezifische Antik&ouml;rper rasch in der Rezidivsituation etablieren und im Rahmen laufender Studienkonzepte rasch in die Erstlinientherapie Einzug halten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Onko_1604_Weblinks_Seite63.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Neue Medikamente und Behandlungskonzepte</h2> <p>Auch in der MM-Behandlung werden die sog. Checkpoint-Blockade-Inhibitoren &ndash; und hier vornehmlich PD-1-spezifische Antik&ouml;rper &ndash; Einzug halten. Die spanische Arbeitsgruppe stellte die aktualisierten Daten des PD-1-Antik&ouml;rpers Pembrolizumab in Kombination mit Lenalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason f&uuml;r rrMM-Patienten vor.<sup>5</sup> Der erste Teil der Studie beinhaltete eine Dosisfindung und in der Expansionskohorte wurden 34 Patienten mit 200mg Pembrolizumab alle 2 Wochen in Kombination mit der &uuml;blichen Lenalidomid-Dosierung von 25mg &uuml;ber 3 Wochen und 1 Woche Pause sowie mit Dexamethason 40mg w&ouml;chentlich kombiniert behandelt. Es zeigten sich keine neuen Toxizit&auml;ten durch die Kombination. Bezogen auf die Wirksamkeit ergab sich eine Gesamtansprechrate von 50 % f&uuml;r die gesamte Kohorte und von 38 % f&uuml;r die Lenalidomid-refrakt&auml;re Kohorte. 88 % der Patienten wiesen einen Abfall des Paraproteins auf und die mediane Dauer des Ansprechens betrug 11,3 Monate, sodass nun eine laufende prospektive Phase-III-Studie mit dieser Kombinationstherapie im Kollektiv der rrMM-Patienten durchgef&uuml;hrt wird.<br /> Ein weiterer interessanter Ansatz k&ouml;nnte die Behandlung mit Bcl2-Inhibitoren werden. Bcl2 als antiapoptotisches Protein ist in Myelomzellen &uuml;berexprimiert und f&ouml;rdert damit Zellproliferation und -&uuml;berleben. Mit dem Bcl2-Inhibitor Venetoclax (VEN) steht nun erstmals klinisch ein entsprechender Inhibitor zur Verf&uuml;gung, er wurde im Rahmen einer Phase-Ib-Studie mit Bortezomib (B) und Dexamethason (D) bei rrMM-Patienten gepr&uuml;ft. Vorl&auml;ufige Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit 1&ndash;3 Vortherapien (n=18) h&ouml;here Ansprechraten (ORR) erreichten als Patienten (n=13) mit 4&ndash;6 Vortherapien (83,3 % vs. 38,5 % ). VEN + BD weist ein akzeptables Sicherheitsprofil auf und hat Antitumoraktivit&auml;t bei rrMM-Patienten. Man kann daher auf weitere Studien mit gr&ouml;sseren Fallzahlen gespannt sein.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Cavo M et al: Upfront autologous stem cell transplantation (ASCT) versus novel agent-based therapy for multiple myeloma (MM): A randomized phase 3 study of the European Myeloma Network (EMN02/HO95 MM trial). 2016 ASCO Annual Meeting, Oral Abstract Session, Abstract #8000<br /><strong>2</strong> Attal M et al: Lenalidomide (LEN) maintenance (MNTC) after high-dose melphalan and autologous stem cell transplant (ASCT) in multiple myeloma (MM): a meta-analysis (MA) of overall survival (OS). 2016 ASCO Annual Meeting, Oral Abstract Session, Abstract #8001<br /><strong>3</strong> Palumbo A et al: Phase III randomized controlled study of daratumumab, bortezomib, and dexamethasone (DVd) versus bortezomib and dexamethasone (Vd) in patients (pts) with relapsed or refractory multiple myeloma (RRMM): CASTOR study. 2016 ASCO Annual Meeting, Plenary Session, Abstract #LBA4<br /><strong>4</strong> Dimopoulos MA et al: An open-label, randomized phase 3 study of daratumumab, lenalidomide and dexamethasone (DRD) versus lenalidomide and dexamethasone (RD) in relapsed or refractory multiple myeloma (RRMM): POLLUX. EHA 2016, Presidential Symposium, Abstract #LB2238<br /><strong>5</strong> Mateos MV et al: Pembrolizumab in combination with lenalidomide and low-dose dexamethasone for relapsed/refractory multiple myeloma (RRMM): final efficacy and safety analysis. 2016 ASCO Annual Meeting, Clinical Science Symposium, Abstract #8010<br /><br /></p> </div> </p>
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