Antitussivum verbessert die Lebensqualität
Autor:
Reno Barth
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In mehreren Präsentationen wurden im Rahmen des ERS 2023 aktuelle Daten zur Therapie des chronischen Hustens mit dem P2X3-Antagonisten Gefapixant vorgestellt. Sie zeigen Wirksamkeit in unterschiedlichen Settings und speziellen Patientenpopulationen, darunter Frauen mit chronischem Husten und Stressinkontinenz.
Gefapixant, ein peripher wirksamer, selektiver Antagonist an P2X3-Rezeptoren, wurde auf Basis der beiden doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studien COUGH-1 und COUGH-2 mit insgesamt mehr als 2000 Probanden, die seit mindestens einem Jahr unter chronisch refraktärem oder chronisch idiopathischem Husten litten, zugelassen.1 Neben den Zulassungsstudien wurden Gefapixant jedoch noch in einer Reihe weiterer randomisierter, kontrollierter Studien untersucht. Im Rahmen des ERS 2023 wurde nun eine Metaanalyse präsentiert, die Wirksamkeit und Sicherheit von Gefapixant durch die gesamte Studienlandschaft evaluierte.
Dazu wurden in MEDLINE, EMBASE, CENTRAL und dem Web of Science im Zeitraum vom November 2014 bis Dezember 2022 randomisierte, kontrollierte Studien mit Gefapixant gesucht. Berücksichtigt wurden sowohl Parallel- als auch Cross-over-Studien, die Gefapixant entweder mit Placebo oder unterschiedliche Dosierungen von Gefapixant verglichen. Das Risiko von Bias wurde mit dem Cochrane Risk of Bias 2.0 Tool bewertet, die Sicherheit von Evidenz mittels GRADE.
Insgesamt wurden 10 RCT mit 2608 Patienten identifiziert. Im Vergleich zu Placebo reduzierte Gefapixant (45 mg BID) die Hustenfrequenz über 24 Stunden signifikant um 15,97 %. Diesem Resultat wird moderate Sicherheit bescheinigt. Hinsichtlich der Hustenfrequenz im Wachzustand wurde für Gefapixant eine relative Reduktion um 17,30 % ermittelt – auch dies mit moderater Sicherheit. Der Schweregrad des Hustens auf der 100-mm-VAS (visuelle Analogskala) wurde um 6,11 mm reduziert. Die Analyse ergab auch eine Verbesserung der Lebensqualität, dies allerdings mit niedriger Sicherheit. Im Vergleich zu Placebo erhöhte Gefapixant die Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit dem Geschmackssinn, und zwar um 31 Ereignisse auf 100 Patienten.
Wirksamkeit setzt bereits in den ersten 4 Behandlungswochen ein
Eine weitere Analyse von Phase-III-Studien mit Gefapixant ging der Frage nach, wie sich die Hustenfrequenz in den ersten 4 Wochen unter Therapie verändert.2 In den Studien COUGH-1 und COUGH-2 wurden über 52 Wochen mit Gefapixant Reduktionen des Husten-Schweregrads auf der VAS erreicht. Ob diese Effekte bereits in den ersten Wochen der Therapie nachweisbar sind, wurde nicht untersucht. Dies wurde nun in einer gepoolten Post-hoc-Analyse nachgeholt. In den Phase-III-Studien COUGH-1 und COUGH-2 wurde Gefapixant in einer Population von Patienten, die seit mindestens einem Jahr unter refraktärem oder unerklärlichem chronischem Husten litten, mit Placebo verglichen. Der Schweregrad des Hustens musste bei Einschluss mindestens 40 mm auf der VAS betragen.
Insgesamt wurden 682 und 678 Probanden in die beiden Studien eingeschlossen und randomisiert mit Gefapixant oder Placebo behandelt. In den Gefapixant-Gruppen war der grösste Teil (73 %) der zu Woche 12 erreichten Reduktion auf der VAS bereits zu Woche 4 evident. Die wöchentlichen placeboadjustierten Differenzen zum Ausgangswert nahmen bis Woche 4 zu. Die placeboadjustierten Reduktionen auf der VAS blieben in den Wochen 5 bis 12 erhalten. Die mit Gefapixant erreichte Wirkung auf den Schweregrad des Hustens stellt sich also schnell ein und bleibt danach stabil.
Unangenehme Kombination: chronischer Husten und Stressinkontinenz
Zwei weitere Arbeiten beschäftigten sich mit der Wirkung von Gefapixant bei einer unangenehmen aber nicht seltenen Kombination von Symptomen, nämlich chronischem Husten und Stressinkontinenz. Daten zu dieser nicht seltenen klinischen Situation sind allerdings spärlich. In einer Auswertung einer Phase-IIIb-Studie mit Gefapixant wurde nun die Häufigkeit von Stressinkontinenz bei erwachsenen Frauen mit diagnostiziertem refraktärem oder unerklärlichem chronischem Husten erhoben. Für den Einschluss musste der chronische Husten seit mindestens einem Jahr und die Stressinkontinenz seit mindestens 3 Monaten bestehen. Der Schweregrad des Hustens musste mit mindestens 40 mm auf der VAS angegeben werden. Weiters wurden mindestens 2 Episoden von Stressinkontinenz am Tag und ein positives Screening mit dem Stressinkontinenz-Hustentest verlangt. Die Inkontinenzepisoden wurden mit dem Kontinenztagebuch erhoben. Die Auswertung ergab, dass die Betroffenen mehrheitlich weiss, im Mittel 56 Jahre alt und mit einem BMI von 29,7 kg/m2 übergewichtig waren. Die häufigste Hustendiagnose war chronischer, refraktärer Husten. Der chronische Husten war im Mittel rund 5 Jahre vorhanden, der Schweregrad wurde mit 69 mm auf der VAS angegeben. Die Stressinkontinenz bestand im Median seit rund 2 Jahren und die Betroffenen gaben im Median täglich rund 4 Inkontinenzepisoden an. Die Autoren schliessen aus diesen Daten, dass Patientinnen mit chronischem Husten und Stressinkontinenz meist schwer betroffen sind und eine effektive Behandlung ihres Hustens benötigen.3
Die Analyse der Daten mit dem Endpunkt Veränderung im «cough severity diary» (CSD) ergab, dass Gefapixant auch in der Gruppe der Frauen mit chronischem Husten und Stressinkontinenz wirksam ist. Ein grösserer Anteil der Patientinnen in der Gefapixant-Gruppe erreichte verglichen mit der Placebogruppe klinisch relevante Verbesserungen im CSD-Score um ≥1,3 bzw. ≥2,7 Punkte. Auch hinsichtlich der mittleren Veränderungen im CSD-Score über 12 Wochen erwies sich Gefapixant im Vergleich zu Placebo als überlegen.4
Quelle:
Poster-Session »New frontiers in chronic cough, a1-antitrypsin deficiency, and airway diseases endoscopy”, ERS 2023 am 11. September
Literatur:
1 Kum E et al.: Efficacy and safety of gefapixant for treatment of refractory or unexplained chronic cough: a systematic review and dose-response meta-analysis. Poster ID 3033, ERS 2023 2 Birring S et al.: Early cough severity changes over the first 4 weeks of treatment with gefapixant in two phase 3 studies. Poster ID 3035, ERS 2023 3 Birring S et al.: Burden of disease in a phase 3b trial of gefapixant in women with chronic cough and stress urinary incontinence. Poster ID 3041, ERS 2023 4 Dicpinigaitis P et al.: Patient-reported cough severity in women with chronic cough and stress urinary incontinence treated with gefapixant. Poster ID 3039, ERS 2023
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