Vielversprechende medikamentöse Therapie
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Sultiam, ein derzeit zur Behandlung von Epilepsie eingesetztes Medikament, kann auch die Symptome des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms (OSA) reduzieren. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse einer klinischen Studie.
Patienten mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom (OSA) schnarchen oft laut, ihre Atmung setzt während der Nacht zeitweise aus und sie wachen oft mehrmals auf. Dies führt nicht nur zu Müdigkeit, sondern kann auch das Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzerkrankungen und Typ-2-Diabetes erhöhen. OSA ist weit verbreitet, aber viele Betroffene wissen nicht, dass sie daran leiden.
Aktuelle Forschungsergebnisse dazu wurden von Prof. Dr. Jan Hedner, PhD, Sahlgrenska University Hospital und Universität Göteborg, vorgestellt. Er erklärte: „Die Standardbehandlung für obstruktive Schlafapnoe ist die Verwendung einer CPAP-Beatmung. Leider fällt es vielen Menschen schwer, diese Geräte auf Dauer zu benutzen, sodass wir nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten suchen müssen. Außerdem müssen wir die der OSA zugrunde liegenden Mechanismen besser verstehen, um den Ärzten eine individuellere Behandlung zu ermöglichen.“
Studie mit Sultiam
An der doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie nahmen 298 Personen mit OSA teil, die in 28 verschiedenen Zentren in Spanien, Frankreich, Belgien, Deutschland und der Tschechischen Republik behandelt wurden. Alle Patienten vertrugen entweder keine CPAP-Geräte („continuous positive airway pressure“) oder Mundstücke, um die Atemwege offen zu halten, oder weigerten sich, diese zu benutzen. Die Patienten wurden zu Beginn der Studie, nach vier Wochen und nach 12 Wochen mittels Polysomnografie untersucht. Dabei wurden die Atmung, der Sauerstoffgehalt im Blut, der Herzrhythmus, die Augenbewegungen sowie die Gehirn- und Muskelaktivität während einer Schlafnacht gemessen. Die Patienten wurden in vier Gruppen eingeteilt: 74 Personen nahmen täglich 100 mg Sultiam ein, 74 nahmen 200 mg ein, 75 nahmen 300 mg ein und die restlichen 75 nahmen ein Placebo. Sultiam ist ein Carboanhydrasehemmer und stimuliert die Muskulatur der oberen Atemwege.
Die Ergebnisse
Die Personen, die Sultiam einnahmen, hatten während des Schlafs weniger Atempausen und einen höheren Sauerstoffgehalt im Blut. Der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI3a) ist ein Maß für die Häufigkeit der Atempausen während des Schlafs und war im Vergleich zu Placebo bei den Patienten mit der niedrigsten Dosis um 17,8 %, bei den Patienten mit der mittleren Dosis um 34,8 % und bei den Patienten mit der höchsten Dosis um 39,9 % niedriger. Als die Forscher eine andere Messgröße, den AHI4, verwendeten, lag die Wirkung der Behandlung bei einer Verringerung der Atempausen um fast 50 %. OSA-Patienten mit Tagesmüdigkeit fühlten sich nach der Einnahme von Sultiam auch weniger schläfrig. Die häufigsten Nebenwirkungen bei der Einnahme wie z. B. Kribbeln, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit waren im Allgemeinen leicht oder mäßig. Hedners Resümee der Ergebnisse: „Bei den Studienteilnehmern, die Sultiam einnahmen, gingen die OSA-Symptome wie nächtliche Atemaussetzer und Tagesmüdigkeit zurück. Auch der durchschnittliche Sauerstoffgehalt im Blut wurde durch die Behandlung erhöht. Dies deutet darauf hin, dass Sultiam eine wirksame Behandlung für OSA sein könnte, insbesondere für diejenigen, die mit den bestehenden mechanischen Behandlungen nicht zurechtkommen. Obwohl Sultiam bereits zur Behandlung von Epilepsie im Kindesalter zur Verfügung steht, müssen wir noch eine Phase-III-Studie durchführen, um die positiven Auswirkungen dieses Medikaments auf die Atmung in einer größeren Gruppe von Patienten mit OSA zu bestätigen.“
Kommentar
Prof. Sophia Schiza, PhD, FERS, Leiterin der ERS-Gruppe für schlafbezogene Atemwegsstörungen und Professorin für Atemwegs- und Schlafmedizin an der medizinischen Fakultät der Universität Kreta, kommentierte die Daten: „Dies ist eine der ersten Studien, die nahelegt, dass eine medikamentöse Behandlung einigen Patienten helfen könnte, und die Ergebnisse sind vielversprechend. Wir müssen Sultiam und andere Behandlungen weiter testen, um ihre langfristigen Auswirkungen, einschließlich aller Nebenwirkungen, zu verstehen. Wir möchten zum Beispiel herausfinden, ob die Behandlung zur Senkung des Blutdrucks und zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit OSA beitragen kann.“ (red)
Quelle:
Presseaussendung zur Session „Emerging insights in prognostic aspects and positive airway pressure treatment for obstructive sleep apnoea“, „Late Breaking Abstract – A randomized, double-blind, placebo controlled, dose-finding trial of sulthiame in obstructive sleep apnea“; Vortrag von Prof. Dr. Jan Hedner, PhD, Göteborg, ERS 2024 am 10. September 2024
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