«Alltagsbewegungen mehr Beachtung schenken»
Unsere Gesprächspartnerin:
Annette Stolz
Geschäftsleiterin der Rheumaliga Schweiz
Das Interview führte
Dr. med. Felicitas Witte
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Sport lindert Entzündungen und verbessert das Wohlbefinden von Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA). Doch wie bringt man seine Patienten dazu, sich zu bewegen? Menschen mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen fällt dies nochmals schwerer als Menschen ohne RA. Annette Stolz, Geschäftsleiterin der Rheumaliga Schweiz, erklärt, warum sie lieber von Bewegung statt von Sport spricht, welche Angebote die Rheumaliga für Patienten hat und was sie sich von Rheumatologen wünscht.
Finden Sie, dass das Thema Sport für Patienten mit RA ausreichend beachtet wird?
A. Stolz: Sport hat im Therapiemix eine entscheidende Bedeutung. Wir in der Rheumaliga sprechen lieber von Bewegung im Alltag als von Sport. Wir möchten damit die Hemmschwelle zur Alltagsbewegung senken. Auch die offiziellen Empfehlungen des Netzwerks Gesundheit Schweiz (hepa.ch), an denen sich die Rheumaliga orientiert, beziehen sich auf Bewegung und nicht auf Sport. Sport ist für Menschen mit Rheuma ebenfalls wichtig, doch an erster Stelle steht die Bewegung. Denn schon ein bisschen Bewegung kann bereits einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben. Diesen oft unscheinbaren Alltagsbewegungen möchten wir mehr Beachtung schenken und wir widmen uns deshalb die kommenden zwei Jahre im Rahmen eines Schwerpunktes intensiv diesem Thema.
Was haben Sie geplant und wie können Patienten und Rheumatologen mitmachen?
A. Stolz: Die Rheumaliga führt jeweils im September die nationale Aktionswoche durch. 16 verschiedene kostenlose Veranstaltungen in Schweizer Städten stehen Menschen mit Rheuma und ihren Angehörigen sowie der interessierten Bevölkerung offen. Unter dem Motto «Bewusst bewegt» geht es in diesem September um Information, Aufklärung und Motivierung. Dabei können die Teilnehmer in Schnupperkursen neue Bewegungsformen ausprobieren, etwa Qigong oder Feldenkrais. Bewegung in der Gruppe konnte dabei als etwas Positives wahrgenommen werden. All diese Aktivitäten werden jeweils von oder in Zusammenarbeit mit unseren kantonalen Rheumaligen organisiert.
Ausserdem veröffentlichen wir Beiträge zum Thema Bewegung auf der Website und den Social-Media-Kanälen. Es gibt Podcasts zum Thema, Artikel in unserem Mitgliedermagazin «forumR» sowie Webinare. Unsere kostenlosen Broschüren und Faltblätter werden wir weiterhin verbreiten. Wir senden Informationsflyer zur Aktionswoche und Newsletter an Rheumatologen mit der Aufforderung, unsere kostenlosen Bewegungsbroschüren für ihre Praxen zu bestellen.
Was wünschen Sie sich von den Ärzten bezüglich Sport und Rheuma?
A. Stolz: Wir schätzen es sehr, wenn in der Sprechstunde auf das Bewegungsangebot der Rheumaliga aufmerksam gemacht wird. Denn als nationales Kompetenzzentrum ergänzen wir die Bedürfnisse der Betroffenen, wo sie von medizinischen Angeboten nicht abgedeckt werden können. Sei dies in Form von niederschwelliger und kostenloser Beratung durch Fachpersonen, welche Sportart sich individuell am besten eignet, Informationsbroschüren mit Bewegungsübungen oder Bewegungskursen der kantonalen und regionalen Rheumaligen. Die Bewegungskurse basieren zudem auf medizinisch fundierten und geschützten Konzepten, zum Beispiel «Osteogym», «Aquawell» oder «Active Backademy».
Warum gibt es auf Ihren Internetseiten noch kein Sportprogramm zum Mitmachen, etwa in Form von Videos?
«Bliib-fit»-Tipps findet man auf Facebook, Instagram und LinkedIn
A. Stolz: Wir befinden uns in der Tat in einem wichtigen Digitalisierungsprozess der Gesamtorganisation und die Gedanken gehen genau in diese Richtung. Im Moment versuchen wir als spendensammelnde Organisation die entsprechende Finanzierung für ein Projekt in dieser Art sicherzustellen. Heute kann ich bereits auf das verfügbare Angebot hinweisen: Verschiedene Sport- und Bewegungsprogramme zum Mitmachen sind in unseren kostenlosen Broschüren und Faltblättern zu finden, die auch online per PDF abrufbar sind, z.B. «Bleiben Sie fit und beweglich», «Ihrem Rücken zuliebe» oder «Kraftpaket». Zudem gibt es auf den Social-Media-Kanälen der Rheumaliga Schweiz regelmässige «Bliib-fit»-Übungen.
Videos wären ein gutes Format, um den Patienten Bewegung näherzubringen, und wir beabsichtigen auch, das Angebot weiter auszubauen. Gerne weise ich aber auch auf unser breites Angebot an Bewegungskursen hin. Diese bieten nicht nur Bewegung, sondern auch persönlichen Kontakt. Es gibt sie in der ganzen Schweiz. Diese Kurse zeichnen sich dadurch aus, dass sie medizinisch fundiert sind und auf geschützten sowie spezifischen Konzepten für Rheumabetroffene basieren. Wichtig bei Bewegungsübungen für Menschen mit Rheuma ist die persönliche Begleitung durch eine Fachperson, die individuell auf die jeweilige Person eingeht. Dies ist in den Bewegungskursen der kantonalen und regionalen Rheumaligen gegeben.
Übersicht über alle Kurse sämtlicher kantonaler/regionaler Rheumaligen: https://www.rheumaliga.ch/angebote/kurse
Zahlreiche Broschüren zum Thema Bewegung sind bei der Rheumaliga Schweiz kostenlos erhältlich ( www.rheumaliga-shop.ch )
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