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Schlaganfall: Gängige Therapie enttäuscht in Studie

Eine internationale Studie stellt eine gebräuchliche Behandlung von Schlaganfällen infrage. Die Erkenntnis könnte die weltweite Praxis bei Hirninfarkten nachhaltig verändern.

Basel. Die Kathetertherapie wird häufig zur Behandlung von für Schlaganfälle verantwortliche Gefässverschlüsse eingesetzt. Forschende des Universitätsspitals Basel rütteln nun mit einer neuen Studie an der gängigen Praxis. Die internationale Studie zeigt, es gibt keinen Vorteil mit der Kathetertherapie bei Schlaganfallpatient:innen mit kleineren Gefässverschlüssen. Marios Psychogios von der Neuroradiologie des Universitätsspitals Basel und sein Kollege Urs Fischer, ehemalig Neurologie Basel und aktuell Neurologie Inselspital Bern, haben erstmals in der DISTAL-Studie geprüft, ob die endovaskuläre Therapie in Kombination mit der medikamentösen Standardtherapie die Beeinträchtigung oder Sterblichkeit innert 90 Tagen nach dem Schlaganfall reduziert. Dafür untersuchten die Forschenden über drei Jahre 543 Schlaganfallpatient:innen aus 55 Akutspitälern in 11 Ländern Europas und des Nahen Ostens.

Die Ergebnisse im Detail: Bei Schlaganfallpatient:innen mit mittelgrossen oder kleineren Gefässverschlüssen bietet die Kathetertherapie keinen Vorteil gegenüber der medikamentösen Standardbehandlung. Nach 90 Tagen war das Ausmass der Beeinträchtigung oder Sterblichkeit in beiden Gruppen vergleichbar – rund 45 Prozent der Betroffenen erlitten mittelschwere bis schwere Einschränkungen oder verstarben. Erfreulich ist jedoch, dass die Kathetertherapie keine erhöhten Komplikationsraten, etwa schwere Hirnblutungen, aufwies. Obschon die endovaskuläre Therapie bei mittelgrossen und kleineren Gefässverschlüssen aktuell noch nicht als Standardtherapie empfohlen werden kann. «Dennoch bleibt sie in besonderen Fällen eine Option, da keine erhöhten Risiken nachweisbar sind», erklärt Studienleiter Psychogios.

Die Studienergebnisse werden in den nächsten Monaten weiter analysiert, um Patient:innen, die von der Kathetertherapie profitieren, zu identifizieren. Urs Fischer von den Universitätsspitälern Bern und Basel ergänzt: «Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass dringend neue, effektivere Therapien benötigt werden, da die Prognose für diese Patient:innen schlechter ist als bisher angenommen.» Die Studienergebnisse wurden im weltweit führenden Fachmagazin «New England Journal of Medicine» publiziert. (red)

Quelle: Universitätsspital Basel

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