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Fertilität und Schwangerschaft bei systemischen Autoimmunerkrankungen

<p class="article-intro">In den letzten Jahrzehnten haben frühere Erkennung und bessere Behandlungsmöglichkeiten zu einer Verringerung der Morbidität und Mortalität geführt. Erstreckt sich diese Verbesserung jedoch auch auf den oft dringenden Wunsch der Patientinnen, Kinder zu bekommen? Im Allgemeinen ja, aber es besteht noch immer ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, weswegen zeitgerecht mit den Patientinnen über ihre Familienplanung diskutiert werden sollte.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Konzeption sollte nur bei geringer Krankheitsaktivit&auml;t erfolgen.</li> <li>Eine rechtzeitige Umstellung der Medikamente sollte fr&uuml;hzeitig geschehen.</li> <li>Bei SLE-Patientinnen und Tr&auml;gerinnen von SSA- oder SSBAntik&ouml;rpern ist eine Therapie mit Hydroxychloroquin w&auml;hrend der gesamten Schwangerschaft n&ouml;tig.</li> <li>Bei Patientinnen mit Antiphospholipid- Antik&ouml;rpern sollte Thrombo-ASS gegeben werden; bei einem vorangegangenen thrombotischen/obstetrischen Event sollten LMWH dazugegeben werden.</li> </ul> </div> <p>Die h&auml;ufigsten systemischen Autoimmunerkrankungen sind der systemische Lupus erythematodes (SLE) und der Morbus Sj&ouml;gren (SS).<sup>1, 2</sup> Beide Krankheitsbilder haben eine h&ouml;here Pr&auml;valenz bei Frauen (w:m = 9:1) und manifestieren sich meist zwischen dem 20. bis 40. Lebensjahr; somit ergibt sich zwangsl&auml;ufig das Thema der Familienplanung bei diesen Patientinnen.<br /> Bei beiden Erkrankungen kann es zum Auftreten von thrombogenen Antiphospholipid- Antik&ouml;rpern (APL = Antikardiolipid- AK u./o. Anti-&beta;2GP1-AK u./o. Lupusantikoagulans) kommen; die Kombination aus diesen Laborver&auml;nderungen und einem durchgemachten thrombotischen Ereignis bzw. Schwangerschaftskomplikationen ergibt die Diagnose Antiphospholipidsyndrom (APLAS = APL und ein klinisches Ereignis [arterielle und/oder ven&ouml;se Thrombose und/oder Schwangerschaftskomplikationen]).<sup>3</sup><br /> Die Diagnose der genannten Autoimmunerkrankungen wurde oft als Kontraindikation f&uuml;r Schwangerschaften gesehen, und die Patientinnen wurden damit in ihrer Lebensplanung deutlich (negativ) beeinflusst. In den letzten Dezennien hat der medizinische Fortschritt auch auf diesem Gebiet zu positiven Entwicklungen gef&uuml;hrt. So ist z. B. die Fehlgeburtenrate bei SLE-Patientinnen von durchschnittlich ca. 43 % in Zeitraum 1960&ndash;1965 auf 17 % zwischen 2000 und 2003 gesunken.<sup>4</sup> Ein Teil des Erfolges liegt in der Erkennung stets deutlicher werdender Risikoprofile &ndash; z. B. dem Bewusstsein, dass eine Schwangerschaft in einer ruhigen Phase der Erkrankungen begonnen werden sollte &ndash;, ein anderer in der Formulierung von Empfehlungen internationaler Fachgesellschaften.<sup>5</sup> Unter Ber&uuml;cksichtigung derselben kann eine gute medizinische Begleitung in, vor, w&auml;hrend und nach der Schwangerschaft erfolgen.</p> <h2>Vor der Schwangerschaft</h2> <p><strong>Fertilit&auml;t</strong><br /> Als Infertilit&auml;t wird das fehlende Eintreten einer Schwangerschaft nach 12 Monaten trotz regelm&auml;&szlig;igen Geschlechtsverkehrs ohne Verh&uuml;tung definiert. Als (Surrogat-) Marker hierf&uuml;r k&ouml;nnen die Familiengr&ouml;&szlig;e und Biomarker wie das AMH (Anti-M&uuml;ller-Hormon, von den Granulosazellen wachsender Follikel &ndash; Primordialfollikel bis Antralfollikel &ndash; sezerniert, unabh&auml;ngig vom Menstruationszyklus) oder die Anzahl der Antralfollikel (&bdquo;antral follicle count&ldquo;, AFC) bestimmt werden. Bei Patientinnen mit APL/APLAS sind diese Marker vergleichbar mit Gesunden und es wird eine normale Fertilit&auml;t angenommen.<sup>6, 7</sup> Auch f&uuml;r Sj&ouml;gren-Patientinnen gibt es in der Literatur keinen Hinweis auf eine verminderte Fertilit&auml;t, wobei die Datenlage gering ist.<br /> Bei SLE sind die Studien etwas nuancierter: Prinzipiell wird von einer normalen Fertilit&auml;t ausgegangen, auch wenn in kleinen Studien niedrigere Werte f&uuml;r AFC/ AMH gefunden wurden.<sup>8</sup> Wichtige Ausnahme ist eine Vorbehandlung mit Cyclophosphamid (CXC), die eine vorzeitige ovarielle Insuffizienz (vor dem 40. Lebensjahr) bzw. eine reduzierte ovarielle Reserve verursachen kann. Dieses Risiko erh&ouml;ht sich mit steigendem Alter bei Therapie und mit steigender Dosis, wenn auch kein genauer Schwellenwert besteht. Die im Euro- Lupus-Schema angewandte Dosis von 3 g innerhalb von 3 Monaten beeintr&auml;chtigt die ovarielle Reserve nach heutigem Wissensstand nicht negativ.<sup>9</sup> Zum Erhalt der Fertilit&auml;t bei h&ouml;her dosiertem CXC werden oft GnRH-Analoga gegeben, wobei dies vor allem f&uuml;r Tumorpatientinnen erprobt ist. Auch wenn die Daten bei SLE-Patientinnen sp&auml;rlich sind<sup>10, 11</sup> und die Nebenwirkungen (menopause&auml;hnliche Beschwerden) erheblich sein k&ouml;nnen, wird eine solche Therapie empfohlen (Beginn wenn m&ouml;glich 3 Wochen vor dem CXC-Start).<sup>5</sup></p> <p><strong>Kontrazeption</strong><br /> Da die Fertilit&auml;t in den meisten F&auml;llen nicht beeintr&auml;chtigt ist, die Schwangerschaft allerdings nur in einer ruhigen Phase begonnen werden sollte, ist eine ad&auml;quate Verh&uuml;tung vonn&ouml;ten. Unbedenklich sind Barrieremethoden und IUD (Spiralen). Kondome sind medizinisch f&uuml;r diese Patientengruppe ungef&auml;hrlich, haben jedoch den Nachteil einer hohen Unsicherheit (Pearl Index, PI: 2 %&ndash;18 %, abh&auml;ngig von der richtigen Anwendung).<sup>12</sup><br /> Ebenfalls bei allen Patientinnen anwendbar sind Kupfer- oder Gestagenspiralen, welche beide effektiv sind (PI 0,8 % bzw. 0,2 %) und keine erh&ouml;hte Thromboseneigung mit sich bringen. Somit sind sie auch bei Patientinnen mit APL anwendbar. Bei antikoagulierten (APLAS-)Patientinnen ist zur Vermeidung gr&ouml;&szlig;eren Blutverlustes durch Hypermenorrh&ouml; die Hormonspirale der Kupferspirale &uuml;berlegen.<br /> Nur f&uuml;r Patientinnen in ruhiger Krankheitsphase ohne thrombogene Risikofaktoren geeignet ist die hormonelle Kontrazeption (als Pille, transdermales Pflaster oder Vaginalring) durch &Ouml;strogen/ Progesteron-Kombinationen oder Gestagen-Monopr&auml;parate (PI: 0,3 %&ndash;9 %, abh&auml;ngig von der richtigen Anwendung). Sie k&ouml;nnen SLE- oder Sj&ouml;gren-Patientinnen ohne Thromboserisiko gegeben werden.<sup>5</sup> Diesbez&uuml;glich wurde bei SLE-Patientinnen in ruhiger Krankheitsphase und ohne APL in zwei unabh&auml;ngigen randomisierten Studien keine Erh&ouml;hung der Zahl der Krankheitssch&uuml;be beobachtet.<sup>13, 14</sup> Bei Vorliegen von thrombogenen Risikofaktoren, wie z. B. APL oder APLAS, Alter &ge; 40, BMI &ge; 30, Thrombosen in der Familien- oder eigenen Anamnese oder Rauchen, ist eine Hormontherapie aufgrund des gesteigerten Thromboserisikos bei Einnahme von &Ouml;strogenen kontraindiziert. Die 3-Monats- Spritze mit einem Gestagen erh&ouml;ht bei lang dauernder Anwendung die Osteoporosegefahr, weswegen diese Form der Antikonzeption bei Patientinnen, die z. B. durch Glukokortikoide schon ein erh&ouml;htes Osteoporoserisiko haben, eher nicht anzuraten ist.<sup>15</sup><br /> Falls ein ungesch&uuml;tzter Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, kann die &bdquo;Pille danach&ldquo; (ein hoch dosiertes Hormonpr&auml;parat &ndash; Levonorgestrel oder Ulipristalacetat) am besten 12 bis 24 Stunden nach dem Verkehr eingenommen werden (Wirksamkeit 90 %; NW: Kopf- und Bauchschmerzen, &Uuml;belkeit). Da der Einfluss von Levonorgestrel auf die Blutgerinnung nicht deutlich ist, sollten Patientinnen mit Risikofaktoren (s. o.) lieber Ulipristalacetat verwenden.</p> <h2>Checkliste von Risikofaktoren vor der Schwangerschaft</h2> <p><strong>Allgemeine Ma&szlig;nahmen</strong><br /> Die f&uuml;r jede Schwangerschaft bei gesunden Frauen etablierten Ma&szlig;nahmen sollten nat&uuml;rlich auch bei Patientinnen mit einer Autoimmunerkrankung ergriffen werden. Dies gilt besonders f&uuml;r die Substitution von Vitamin D und Fols&auml;ure und die Erhebung des Impfstatus, wobei ein ungen&uuml;gender Titer durch Impfung vor Eintritt der Schwangerschaft behoben werden sollte. Ein Sonderfall sind R&ouml;teln, die zu einer R&ouml;telnembryopathie f&uuml;hren k&ouml;nnen. Die R&ouml;telnimpfung ist eine Lebendimpfung, welche gemeinhin unter immunsuppressiver Therapie nicht gegeben werden sollte. Im k&uuml;rzlich publizierten Konsensuspapier &ouml;sterreichischer Experten wird diesbez&uuml;glich bei Azathioprin, Methotrexat, Cyclosporin und Tacrolimus zu einem Absetzen der Medikation 3 Monate vor der Impfung geraten, bei Rituximab ist der Zeitrahmen 12 Monate.<sup>16</sup> Allgemein kann einen Monat nach der Impfung die Therapie (wieder) begonnen werden. Eine Ausnahme ist Hydroxychloroquin, welches man nicht absetzen muss.<sup>16</sup></p> <p><strong>Spezielle Ma&szlig;nahmen</strong><br /> Zus&auml;tzlich sollte man bei SLE-/Sj&ouml;gren- und/oder APLAS-Patientinnen auf das Auftreten von Komplikationen gefasst sein. Diese Komplikationen kann man in krankheitsspezifische (bei der Mutter z. B. SLE-Schub, beim Kind z. B. neonataler Lupus) und krankheitsunspezifische Komplikationen einteilen. Zu Letzteren z&auml;hlen ein h&ouml;heres Risiko f&uuml;r die Mortalit&auml;t der Mutter/des Kindes, intrauterine Wachstumsverz&ouml;gerung (IUGR)/SGA (&bdquo;small for gestational age&ldquo;), Fr&uuml;hgeburtlichkeit und eine erh&ouml;hte Wahrscheinlichkeit des Auftretens von hypertensiven Erkrankungen der Schwangerschaft wie Gestationshypertonie (nach der abgeschlossenen 20. SSW auftretender RR &ge; 140/90 mmHg ohne Proteinurie bei einer zuvor normotensiven Schwangeren), Pr&auml;eklampsie (Gestose, Gestationshypertonie und Proteinurie &ge; 300mg/24 h oder &gt; 30 mg/mmol Protein-Kreatinin-Ratio im Spontanurin, die nach der abgeschlossenen 20. SSW aufgetreten sind), Eklampsie (im Rahmen einer Pr&auml;eklampsie auftretende tonisch-klonische Krampfanf&auml;lle, die keiner anderen Ursache zugeordnet werden k&ouml;nnen), HELLP-Syndrom, chronische Hypertonie (pr&auml;konzeptionell oder vor der 20. SSW diagnostizierte Hypertonie &ge; 140/90 mmHg) und Pfropfeklampsie (Propfgestose, chronische Hypertonie und neu aufgetretene/sich verschlechternde Proteinurie nach der 20. SSW). F&uuml;r genauere Information siehe S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen.<sup>17</sup><br /> Allgemein gilt, dass Komplikationen seltener auftreten, wenn Patientinnen in einer ruhigen Phase der Krankheit schwanger werden. Deswegen wird vor der Konzeption auch eine 6 Monate dauernde Remission/niedrige Krankheitsaktivit&auml;t unter gleichbleibender Therapie angeraten.<sup>5</sup> Am besten erhebt man schon vor der Schwangerschaft einen validierten Score, f&uuml;r den es auch ein &Auml;quivalent in der Schwangerschaft gibt, z. B. den SLEDAI (&bdquo;SLE disease activity index&ldquo;, https://qxmd.com/calculate/calculator_ 335/sledai-2k).</p> <p><strong>Medikamentencheck vor/w&auml;hrend der Schwangerschaft (Tab. 1)</strong><br /> Viele SLE-/Sj&ouml;gren-Patientinnen nehmen Immunsuppressiva, allerdings sind auch andere Therapeutika zu beachten: NSAR, Antihypertensiva und Antikoagulanzien.<br /> Bei den Immunsuppressiva/-modulatoren sind prinzipiell Hydroxychloroquin, Azathioprin, Cyclosporin A und Tacrolimus w&auml;hrend einer Schwangerschaft &bdquo;erlaubt&ldquo;, alle anderen nicht (Tab. 1).<sup>5</sup> Glukokortikoide sollte man wegen des erh&ouml;hten Risikos f&uuml;r Gestationsdiabetes und Hypertonie so gering wie m&ouml;glich einsetzen. Wichtig ist, dass man 6 Monate vor der Konzeption mit einer stabilen Immunsuppression eine niedrige Krankheitsaktivit&auml;t erreicht. Diesbez&uuml;glich ist es in der Praxis oft besser, eine &bdquo;Low dose&ldquo;-Prednisontherapie (5 mg/Tag) zu akzeptieren, als durch ein vollst&auml;ndiges Absetzen ein Rezidiv zu verursachen.<br /> NSAR k&ouml;nnen mehrere negative Auswirkungen in der Schwangerschaft haben. Rund um die Konzeption k&ouml;nnen sie die Einnistung des Embryos behindern, weswegen bei Schwierigkeiten der Konzeption auf eine NSAR-Therapie in dieser Phase verzichtet werden sollte. Im 3. Trimenon sind NSAR aufgrund ihrer konstriktorischen Wirkung auf den Ductus Botalli mit der m&ouml;glichen Konsequenz eines neonatalen Lungenhochdrucks kontraindiziert. Prinzipiell k&ouml;nnen NSAR einen negativen Einfluss auf die fetale Niere mit einem Oligohydramnion als Folgeerscheinung haben. Dies ist jedoch reversibel, weswegen NSAR (nonselektive NSAR oder Celecoxib &ndash; f&uuml;r die anderen COX-2-Inhibitoren gibt es zu wenige Daten) prinzipiell im 1. und 2. Trimenon gegeben werden k&ouml;nnen (www.embryotox.de).<sup>18</sup><br /> Thrombo-ASS kann ohne Einschr&auml;nkung eingenommen werden. Es wird bei APL-positiven sowie APLAS-Patientinnen vorgeschrieben und bei SLE-Patientinnen zur Verhinderung einer Pr&auml;eklampsie empfohlen.<br /> Marcoumar- und Sintromeinnahme k&ouml;nnen in 5 % der exponierten F&auml;lle zu einer Kumarin-Embryopathie (mit nasaler Hypoplasie, Wachstumsst&ouml;rung, ZNSund Augensch&auml;den) und zu fetalen Blutungen f&uuml;hren. Ein rechtzeitiges Umsteigen auf niedermolekulares Heparin (LMWH) vor der Schwangerschaft ist geboten.<br /> Bei den antihypertensiven Medikamenten sind Alpha-Methyldopa, selektive Beta- 1-Blocker (v. a. Metoprolol) und Nifedipin die Mittel der Wahl, die &uuml;brigen sind entweder ungen&uuml;gend erprobt oder f&uuml;r den Fetus nephrotoxisch.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s89_tab1.jpg" alt="" width="750" height="912" /></p> <h2>Betreuung w&auml;hrend der Schwangerschaft</h2> <p>Prinzipiell gibt es krankheitsspezifische und -unspezifische Komplikationen zu beachten (Tab. 2).</p> <p><strong>Krankheitsspezifische Komplikationen</strong></p> <p>Schub der Erkrankung:<br /> Bei SLE ist die Feststellung eines Schubes klinisch bzw. durch Anwendung der verschiedenen Scores (z. B. SLEPDAI w&auml;hrend und SLEDAI au&szlig;erhalb der Schwangerschaft) m&ouml;glich. Zu beachten ist dabei, dass es physiologischerweise w&auml;hrend einer Schwangerschaft zu einer Erh&ouml;hung der renalen Clearance durch erh&ouml;htes Blutvolumen sowie zu einer leichten Thrombopenie, Leukozytose und einer Erh&ouml;hung des Komplements kommt. Dadurch kann die Erkennung einer Lupusaktivit&auml;t manchmal schwierig werden. Ohne Einschr&auml;nkung brauchbar als Indikator der SLE-Aktivit&auml;t sind der Anti-dsDNAAntik&ouml;rperspiegel und ein pathologisches Sediment. In 25&ndash;65 % kommt es zu Sch&uuml;ben, meist sind diese nur leicht und betreffen vor allem Haut, Gelenke, serologische und h&auml;matologische Manifestationen. Es kann jedoch auch eine SLE-Nephritis auftreten. Der gr&ouml;&szlig;te Risikofaktor f&uuml;r einen Schub ist die Aktivit&auml;t der Erkrankung bei Konzeption und in den Monaten davor. Weiters pr&auml;disponieren auch (durchgemachte) Nephritis und Thrombopenie zu Sch&uuml;ben w&auml;hrend der Schwangerschaft.<sup>19</sup> Die Beibehaltung der Therapie mit Hydroxychloroquin w&auml;hrend der gesamten Schwangerschaft sch&uuml;tzt vor Sch&uuml;ben. Zur Behandlung des Schubes k&ouml;nnen nicht fluorierte Kortikosteroide (z. B. Methylprednison) so kurz und niedrig dosiert wie m&ouml;glich und intraven&ouml;se Immunglobuline sowie Calcineurin-Inhibitoren gegeben werden.</p> <p>Dadurch, dass erst vor kurzem Krankheitsaktivit&auml;tsscores f&uuml;r M. Sj&ouml;gren und APLAS definiert wurden, gibt es zu diesen Erkrankungen keine Daten.</p> <p>Neonataler SLE (NL):<br /> Der neonatale Lupus ist ein durch den transplazentaren Transport von m&uuml;tterlichen Anti-SSA- oder Anti-SSB-Antik&ouml;rpern (oft mit M. Sj&ouml;gren oder SLE der Mutter assoziiert, manchmal ist die Antik&ouml;rpertr&auml;gerin auch asymptomatisch) verursachter Symptomenkomplex beim S&auml;ugling. Dazu k&ouml;nnen ein typisches Hautbild, erh&ouml;hte Leberwerte und Blutver&auml;nderungen (alle reversibel) geh&ouml;ren; das gef&uuml;rchtetste Symptom ist der kongenitale Herzblock (CHB). Dieser manifestiert sich meist zwischen der 16. und 24. Schwangerschaftswoche, kann allerdings auch bis zu ein paar Wochen post partum auftreten. Weil bei 2 % der SSAund/ oder SSB-positiven M&uuml;tter ein CHB auftreten kann (bei vorangegangenem NL sind es schon 20 %!), sollten in der relevanten Zeit w&ouml;chentliche, danach zumindest zweiw&ouml;chentliche Elektrografien des F&ouml;tus durchgef&uuml;hrt werden. Der CHB kann von Grad 1 bis 3 reichen und die Progression zum 3. Grad kann innerhalb einer Woche geschehen. W&auml;hrend bei einem CHB 1. oder 2. Grades die Gabe von Dexamethason eine Option ist, hilft bei drittgradigem Block nur noch eine symptomatische Therapie mit Betamimetika. Umso wichtiger ist eine Prophylaxe mit Hydroxychloroquin (Gabe ab Beginn der Schwangerschaft), welches das Risiko um bis zu 50 % senkt.<sup>20</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s90_tab2.jpg" alt="" width="750" height="538" /></p> <p><strong>Nicht krankheitsspezifische Komplikationen</strong><br /> Sowohl bei SLE als auch bei M. Sj&ouml;gren und APLAS ist ein h&ouml;heres Risiko f&uuml;r Mortalit&auml;t der Mutter/des Kindes, Wachstumsretardierung, Fr&uuml;hgeburtlichkeit und hypertensive Erkrankungen der Schwangerschaft bekannt, wobei dies f&uuml;r den SLE am besten untersucht ist.<sup>19, 21-23</sup> Die Risikofaktoren sind in Tabelle 2 angegeben und inkludieren APL sowie Nierenfunktionsst&ouml;rung neben den allgemeinen Faktoren wie Hypertonie, Diabetes und Adipositas. Patientinnen sollten bei Vorliegen dieser Risikofaktoren in Risikoschwangerschaftsambulanzen begleitet werden, um ein gutes Monitoring mittels Ultraschall der Arterien, Biometrie des F&ouml;tus und Bestimmung von Laborparametern (z. B. sFlt-1/ PlGF = Quotient aus antiangiogenetischer &bdquo;soluble Fms-like&ldquo; Tyrosinkinase 1 und dem proangiogenetischen &bdquo;placental growth factor&ldquo;) zu gew&auml;hrleisten. Bei SLE und Patientinnen mit APL wird eine Prophylaxe mit niedrig dosiertem Aspirin empfohlen, bei Vorliegen eines APLAS sollte auch eine Therapie mit niedermolekularem Heparin (LMWH) erfolgen, je nach Anamnese in prophylaktischer oder therapeutischer Dosis.</p> <h2>Betreuung nach der Schwangerschaft</h2> <p>Oft kommt es nach der Schwangerschaft zu einem Schub, insbesondere bei schon w&auml;hrend der Schwangerschaft durchgemachten Sch&uuml;ben, weswegen Patientinnen kurz nach der Geburt und in den ersten 3 Monaten rheumatologisch begutachtet werden sollten. Im Allgemeinen kann man Immunsuppressiva, die w&auml;hrend der Schwangerschaft zum Einsatz kommen, auch in der Stillzeit einnehmen (Tab. 1). Aufgrund der thrombogenen Situation im Wochenbett ist es besonders wichtig, bei positiven APL die Antikoagulation mit Aspirin und (zumindest) prophylaktischem LMWH die ersten 3 Monate post partum weiterzuf&uuml;hren.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Insgesamt kann heutzutage bei den meisten schwangeren SLE-, Sj&ouml;gren- oder APLAS-Patientinnen eine erfolgreiche Schwangerschaft erreicht werden, solange diese geplant ist und von einem erfahrenen &Auml;rzteteam aus Gyn&auml;kologen, Rheumatologen und Neonatologen begleitet wird.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Petri M et al.: Derivation and validation of the Systemic Lupus International Collaborating Clinics classification criteria for systemic lupus erythematosus. 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