Systemische Sklerose und Knochen
Bericht:
Redaktion
Im Rahmen einer aktuellen Studie wurde die Prävalenz von klinischer Osteoporose und Fragilitätsfrakturen bei einer grossen Population von Patienten mit systemischer Sklerose (SSc) evaluiert – mit der Zielsetzung, potenzielle krankheitsspezifische Faktoren für Osteoporose in dieser Population identifizieren zu können.
Laut Studienlage haben SSc-Patienten ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und damit verbundene Fragilitätsbrüche. Die Prävalenz der osteodensitometrischen Osteoporose wird hierbei auf 16–60% geschätzt. Die Risikofaktoren und Mechanismen, die den Knochenverlust auslösen, sind jedoch unklar. Die Rolle allgemeiner Determinanten (z.B. höheres Alter, niedriger Body-Mass-Index) ist gut belegt. Ihre Wechselwirkungen mit krankheitsspezifischen Faktoren sind aber unklar. Ein Zusammenhang zwischen Osteoporose und der kutanen Untergruppe oder krankheitsspezifischen Antikörpern ist ausserdem bisher umstritten.
Studienergebnisse im Überblick
932 Patienten, welche die ACR/EULAR-Klassifizierungskriterien von 2013 erfüllten, wurden in die Studie einbezogen, prospektiv in zwei Unikliniken beobachtet und getrennt bewertet: Lille (n=485) und Berlin (n=447).1
Die Osteoporoseprävalenz lag in Berlin bei 32% und in Lille bei 23% (p=0,003), Fragilitätsfrakturen traten bei 22% bzw. 18% auf. Bei der Analyse in der Berliner Kohorte zeigten sich Zusammenhänge mit Osteoporose für: höheres Alter, weibliches Geschlecht, diffuse Hautausdehnung, niedrigen BMI, WHO-FC-III–IV–Dyspnoe sowie Einnahme von Glukokortikoiden (GC) oder Protonenpumpenhemmern (PPI). In der Lille-Kohorte zeigte sich ein Zusammenhang von Osteoporose mit höherem Alter, GC-Therapie und mit Antitopoisomerase-I-Antikörperpositivität.
Was bedeutet das für die Praxis?
Die Daten stützen eine multifaktorielle Ätiopathogenese von Osteoporose bei SSc: Neben allgemeinen Risikofaktoren wie einem höheren Alter, weiblichem Geschlecht und erhöhtem BMI waren mehrere krankheitsspezifische Merkmale mit Osteoporose verbunden wie z.B. der Schweregrad von SSc, der sich in diffuser Hautausdehnung und Präsenz von Antitopoisomerase-I-Antikörpern sowie schwerer Dyspnoe und SSc-Behandlung (PPI und GC) widerspiegelt. Diese Ergebnisse könnten im Rahmen des individuellen Risikomanagements helfen, Patienten mit SSc zu identifizieren, bei denen ein besonderes Osteoporoserisiko besteht.
Quelle:
EULAR Congress 2023, Mailand, 31. Mai bis 3. Juni 2023
Literatur:
1 Midol C et al.: Disease severity is associated with osteoporosis and fragility fractures in patients with systemic sclerosis. EULAR 2023; OP0244
Das könnte Sie auch interessieren:
Abatacept: eine Prävention der RA könnte machbar sein
Eine Prävention der rheumatoiden Arthritis (RA) scheint mit Abatacept möglich – doch nach Absetzen geht der Effekt zurück, wie Daten aus Großbritannien und auch aus Deutschland zeigen. ...
CAR-T-Zell-Therapie beim systemischen Lupus – ein neuer Meilenstein?
Seit dem Jahr 2021 wird die CAR-T-Zell-Therapie auch in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen eingesetzt – dies stellt ein relativ neues Anwendungsfeld dieser Methode außerhalb der ...
«Erhöhtes Risiko offen diskutieren»
Forscher von der Universität Heidelberg haben eine Metabolom-Signatur identifiziert, die darauf hinweist, ob ein Patient mit rheumatoider Arthritis Krebs bekommt.1 Was von dem Test zu ...