Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms: ist früher und mehr besser?
Autor:
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Arnulf Stenzl
Universitätsklinik für Urologie,
Universitätsklinikum Tübingen
E-Mail: urologie@med.uni-tuebingen.de
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Sowohl in der ARCHES-Studie1 als auch in der ENZAMET-Studie2 hat sich gezeigt, dass der frühe Einsatz von Enzalutamid bei einer Standard-Androgendeprivationstherapie das radiografische progressionsfreie Überleben (rPFS) verlängert und den PSA-Verlauf signifikant verbessert. Auf dem DGU-Kongress wurde eine Post-hoc-Analyse der Phase-III-Daten von ARCHES im Bezug auf die Ergebnisse abhängig von einer vorangegangenen lokalen oder systemischen Behandlung von Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (mHSPC) vorgestellt.
Keypoints
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Die ARCHES-Studie verglich Enzalutamid + ADT mit Placebo + ADT bei Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom.
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Eingeschlossen waren Patienten mit vorangegangener Docetaxel-Behandlung, Patienten mit vorangegangener radikaler Prostatektomie oder Bestrahlung der Prostata.
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Das mediane Follow-up betrug 14,4 Monate.
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Enzalutamid + ADT reduzierte das Risiko für rPFS-Ereignisse in der ITT-Gesamtpopulation der ARCHES-Studie versus Placebo + ADT um 61%.
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Der Therapieeffekt von Enzalutamid + ADT hinsichtlich des rPFS verglichen mit Placebo + ADT war über alle Subgruppen hinweg konsistent.
Hintergrund
Eines der hervorstechenden Merkmale der ARCHES-Studie ist die Tatsache, dass sowohl Patienten mit vorangegangener Docetaxel-Behandlung als auch Patienten mit vorangegangener radikaler Prostatektomie oder Bestrahlung der Prostata eingeschlossen wurden. Im Unterschied zur ENZAMET-Studie ist ARCHES eine placebokontrollierte Studie, während bei ENZAMET im Vergleichsarm ein oral verabreichbares Antiandrogen anstelle von Enzalutamid zur LHRH-Agonisten-Therapie hinzugefügt wurde.
Studienendpunkte und deren Resultate
Der aus ethischen Überlegungen gewählte primäre Endpunkt der ARCHES-Studie, das radiografische progressionsfreie Überleben (rPFS), war in der Gesamtgruppe der 1150 Patienten signifikant besser für Enzalutamid.
Aber auch Patienten, die zuvor ein bis sechs Zyklen Docetaxel erhalten hatten (HR: 0,39), oder Patienen, bei denen aufgrund der Anamnese primär vermeintlich kurativ eine radikale Prostatektomie (HR: 0,26) oder eine Bestrahlung der Prostataregion (HR 0,44) durchgeführt worden war, schnitten signifikant besser ab (Abb. 1, Abb. 2).
Abb. 1: Primärer Endpunkt der ARCHES-Studie: radiografisches progressionsfreies Überleben (rPFS). 1 Eine lokale Therapie war definiert als vorangegangene Prostatektomie und/oder Bestrahlung der Prostataregion. N = Zahl der Patienten, E = Anzahl der Events
Abb. 2: Primärer Endpunkt der ARCHES-Studie: radiografisches progressionsfreies Überleben (rPFS). In den Subgruppen mit und ohne Docetaxel-Vortherapie wurde das mediane rPFS mit ENZA + ADT nicht erreicht, damit verglichen lag es mit Placebo + ADT bei 14,0 respektive 19,0 Monate. NR = nicht erreicht
Außerdem war auch die als sekundärer Endpunkt definierte Zeit bis zur PSA-Progression in der gesamten Gruppe der mit Enzalutamid behandelten Patienten (HR: 0,19) signifikant verlängert. Und auch bei Patienten mit vorangegangenem Docetaxel (HR: 0,22), vorangegangener radikaler Prostatektomie (HR: 0,16) und bei vorangegangener Bestrahlung der Prostata (HR: 0,27) fiel diese deutlich signifikant verlängert aus.
Welche Schlüsse kann man daraus ziehen?
Abirateron und Enzalutamid haben gezeigt, dass Androgen-Suppressorsubstanzen der neuen Generation beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom sowohl post Chemo als auch in der Erstlinienbehandlung vor Chemotherapie signifikante Überlebensvorteile hervorrufen.
Enzalutamid, Apalutamid3 und Darolutamid4 wiederum zeigten eine signifikante Verlängerung des Überlebens beim nicht metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom. Neben Abirateron und Apalutamid zeigen diese Daten, dass Enzalutamid bei mHSPC das rPFS und den PSA-Verlauf signifikant und unabhängig von einer vorangegangenen lokalen oder systemischen Therapie verbessern kann. Bei Enzalutamid5 gibt es mittlerweile eine Aufarbeitung der Daten bezüglich der Lebensqualität. Diese zeigt eine praktisch unveränderte Lebensqualität, wenn Enzalutamid zur Standard-hormonablativen-Therapie hinzugefügt wird. Der frühe Einsatz zusätzlicher hormonblockierender Substanzen der neuen Generation scheint daher bereits im hormonsensitiven Stadium des metastasierten Prostatakarzinoms sinnvoll und gerechtfertigt.
Literatur:
1 Armstrong AJ et al.: ARCHES: a randomized, phase III study of androgen deprivation therapy with enzalutamide or placebo in men with metastatic hormone-sensitive prostate cancer. J Clin Oncol 2019; 37 (32): 2974-86 2 Davis ID et al.: Enzalutamide with standard first-line therapy in metastatic prostate cancer. Engl J Med 2019; 381(2): 121-31 3 Mateo J et al.: Managing nonmetastatic castration-resistant prostate cancer. Eur Urol 2019; 75(2): 285-93 4 Fizazi K et al.: Darolutamide in nonmetastatic, castration-resistant prostate cancer. N Engl J Med 2019, 380(13): 1235-46 5 Stenzl A et al.: Effect of enzalutamide plus androgen deprivation therapy on health-related quality of life in patients with metastatic hormone-sensitive prostate cancer: an analysis of the ARCHES randomised, placebo-controlled, phase 3 study. Eur Urol 2020; 78(4): 603-14
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